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Potsdam-Mittelmark: Protest gegen Beelitzer Straßenbau Um Sekunden zu sparen, soll neue Straße her

Beelitz - Die Stadt Beelitz will effizienter werden und Autofahrern Zeit schenken – mit verbesserten Verkehrsverbindungen. Noch rollen die Autos aus Fichtenwalde über die B 2 (neu) und die Clara-Zetkin-Straße.

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Beelitz - Die Stadt Beelitz will effizienter werden und Autofahrern Zeit schenken – mit verbesserten Verkehrsverbindungen. Noch rollen die Autos aus Fichtenwalde über die B 2 (neu) und die Clara-Zetkin-Straße. Doch wurde in einem Gutachten festgestellt: es ginge auch schneller, genauer um 9 bis 15 Sekunden. Dafür müsste jedoch der Karl-Liebknecht-Park einen tiefen Einschnitt hinnehmen, denn um Zeit zu sparen, soll eine Trasse durch den Park gebaut werden, die die B 246 und die Karl-Liebknecht-Straße an einen Kreisel anbindet.

Wie das in der Praxis aussehen soll, veranschaulichten am Sonnabendvormittag rund 30 Bürger, die die Trasse durch den Park mit weiß-roten Bändern markierten. „Wir stecken heute ab – aber wir stecken nicht auf“, so das Motto der Initiative, die öffentlich machen will, was jüngst hinter verschlossenen Türen von den Stadtverordneten beschlossen wurde (PNN berichteten). Denn die Straße, die Bund und Stadt gemeinsam finanzieren und bauen wollen, ist für die Öffentlichkeit, also soll es auch öffentlich kund getan werden, meint Elke Seidel, deren Fraktion Bündnis 90/Grüne sich im Stadtparlament gegen die Trasse aussprach. „Denn nicht nur der einzige Park der Stadt würde zerstört, sondern belastet werden auch die Anwohner“, befürchtet Seidel, ebenso viele Bürger, von denen rund 30 an diesem Morgen in den Park kamen. Eine Frau berichtete, sie habe sich entschieden, nun ihr Haus zu verkaufen, weil sie den Lärm der Trasse fürchtet. Seit Mai biete sie bereits ihre Immobilie im Internet an, aber es sei schwer, noch einen Käufer zu finden, weil das Haus demnächst an einem Verkehrsknotenpunkt stehen werde. Andere, vor allem jüngere Anwohner bangen um die Sicherheit ihrer Kinder. Zwar habe die Stadt nach dem Ausbau verkehrsberuhigte Maßnahmen verspochen, aber so richtig glauben mag daran keiner. „Dann können die doch eigentlich gar keine Zeit mehr einsparen“, zweifelte ein junger Mann und eine Frau meinte resigniert: „Bürgerprotest ist eigentlich sinnlos, die machen ja doch alles über unsere Köpfe hinweg.“ Denn die im Jahr 2002 von den Bürgern zur öffentlichen Auslegung des Planwerkes vorgebrachten Bedenken und Anregungen, wurden einfach abgeschmettert, erzählen sie. Dabei habe gerade die SPD zur Kommunalwahl versprochen, die Bürgermeinungen in Planaktivitäten einzubeziehen. „Wir waren bisher zu leise“, glaubt Elke Seidel. Dass man sogar die Polizei auf die Initiatoren der öffentlichen Absteckung gehetzt habe, weil die Demo nicht angemeldet sei, spreche doch erst recht dafür, nicht aufzugeben. Noch mehr Bürger sollen deshalb mit ähnlichen Aktionen wachgerüttelt werden.

Zettel wurden an diesem Morgen an Bäumen befestigt, die der Trasse wegen gefällt werden sollen. Darunter über 250-jährige Eichen. „Autofreundliche Stadt“ wäre ein Slogan, mit dem Beelitz künftig werben könnte, meinte ein Anwohner. Immerhin sollen einmal täglich 2800 Autos über die neue Trasse rollen. Doch diese Prognose stammt von 1995 und erscheint vielen übertrieben und nur dem Straßenbau dienlich.

In einer Presserklärung schreibt die Fraktion Bündnis 90/Grüne: „Das Beelitzer Beispiel für einen unverhältnismäßigen Straßenbau ist die Spitze des Eisbergs in Brandenburg. Verkehrspolitiker sollten prüfen, ob Planungen von Straßenbaumaßnahmen in dem Umfang notwendig sind, denn es gibt begründete Zweifel an der Sinnhaftigkeit.“ KiG

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