Potsdam-Mittelmark: Protest gegen teures Trinkwasser Nuthetaler Verein ruft zu Widersprüchen auf
Nuthetal / Michendorf - Der „Interessenverein für Wasser und Abwasser e. V.
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Nuthetal / Michendorf - Der „Interessenverein für Wasser und Abwasser e. V.“ in Nuthetal ruft dazu auf, die nächste Trinkwasserrechnung nicht zu bezahlen. Der Preis des „WAZV Mittelgraben“ sei im Vergleich zu anderen Wasserversorgern völlig überhöht, sagte Vereinschef Heinrich Petzold gegenüber den PNN. Zudem werde eine unrechtmäßige Jahresgebühr für den Gartenwasserzähler erhoben, auch dagegen sollten sich die Bürger wehren. Vor einem Jahr sei der Trinkwasserpreis von 1,79 auf 1,94 erhöht worden, so Petzold. „Zuzüglich ist ein Grundpreis von 65,27 Euro pro Jahr für jede Wohneinheit zu entrichten.“ Begründet wurde die Erhöhung damals mit der Gefahr, dass der Verband in Schieflage geraten könne. Den Mitgliedgemeinden Nuthetal und Michendorf wurden Umlagen angedroht, wenn sie der Erhöhung nicht zustimmten.
Der Nuthetaler Zwei-Personen-Haushalt zahlt damit (bei einem Verbrauch von 96 Kubikmetern) 251 Euro pro Jahr für Trinkwasser. Laut Petzold ist das deutlich teurer als in Potsdam, Teltow oder Berlin. Aus seiner Sicht wird der WAZV durch die Betreibergesellschaft, die Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA), unwirtschaftlich betrieben. So habe sich die MWA vor einigen Jahren ein Millionen-teures Verwaltungsgebäude gebaut und greife auch bei selbstverständlichen Leistungen auf externe Dienstleister und Berater zurück.
In seinem Widerstand bestärkt fühlt sich der Verein durch ein Urteil des Bundesgerichtshof vom Februar (KVR 66/08). Die Richter hatten eine Beschwerde des Wetzlarer Wasserversorgers Enwag gegen die hessische Landeskartellbehörde abgewiesen, die den Versorger zur Senkung der Preise um 30 Prozent verdonnert hatte. Die Behörde hatte hierzu die Preise der Enwag mit gleichartigen Versorgern verglichen. Die Enwag hatte den Vergleich als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Sie habe aber keine Umstände nachweisen können, die die höheren Preise rechtfertigten, hieß es vom BGH. Harald Petzold schlussfolgert aus dem Urteil, dass der Wasserpreis in Michendorf und Nuthetal bei höchstens 1,66 Euro pro Kubikmeter liegen dürfte.
Bemühungen, mit dem WAZV ins Gespräch zu kommen, seien gescheitert, bedauert der Vereinschef. „Es liegt nun an jedem Wasserverbraucher, ob er die Trinkwasserrechnungen anerkennt oder Widerspruch einlegt.“ Viele der 85 Vereinsmitglieder wollten das Geld nicht zahlen, auch Nichtmitglieder hätten das angekündigt. Rund ein Dutzend der Protestler seien fest entschlossen, gegen den Gebührenbescheid gebenenfalls zu klagen.
Dies gelte auch für die vor einem Jahr eingeführte Verwaltungsgebühr in Höhe von 12 Euro pro Jahr für Gartenwasserzähler. Petzold: „Der WAZV erhält mit Abnahme und Registrierung des Gartenwasserzählers bereits eine Gebühr von 54 Euro. Damit sind alle Mehrkosten beglichen.“ Durch die neue Verwaltungsgebühr würden Leistungen doppelt bezahlt.
Der Interessenverein hatte sich 1999 in Nuthetal gegründet, um seine Mitglieder zum Thema Wasser und Abwasser zu beraten. Vor zweieinhalb Jahren waren Vereinsmitglieder mit einer Klage gegen die Abwassergrundgebühr des WAZV Mittelgraben gescheitert. Henry Klix
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