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Großer Andrang. Unterschriftensammlung für das Nachtflugverbot.

© KiG

Von Kirsten Graulich: Protest mit Tröten und Trillerpfeifen

3000 Teilnehmer bei Fluglärm-Demo in Teltow

Stand:

Teltow – Alle Straßen und Parkplätze rund um die Teltower Altstadt waren am Sonntagnachmittag mit Autos zugeparkt. Die Angst vor Fluglärm lässt vielen Bürgern keine Ruhe mehr und so kamen trotz grauer Wolken, Wind und Nieselregen rund 3000 Bürger zur Kundgebung auf den Marktplatz. Nicht nur aus den Nachbarorten Stahnsdorf und Kleinmachnow waren viele mit ihren Kindern angereist, sondern auch aus den Berliner Stadtbezirken Steglitz-Zehlendorf, Lichtenrade, Tempelhof und Neukölln sowie dem Brandenburger Umland. Mit Trillerpfeifen und Tröten machten sie ihrem Ärger Luft, dazwischen ertönten „Baustopp“-Rufe. Grund für den lautstarken Protest ist das Festhalten der Deutschen Flugsicherung (DFS) an den im September vorgestellten Flugrouten über der Region. Immer mehr Bürger wollen sich zudem nicht damit abfinden, dass nur zwischen 0 und 5 Uhr Ruhe herrschen solle und große Mengen Schadstoffe in die Luft gepustet und dann täglich auf die Region herabrieseln würden. Schon auf den Handzetteln, die in die Hausbriefkästen der Region flatterten, klärte die Teltower Initiative darüber auf, was die Bürger von den künftigen Routen erwartet: Alle vier Minuten ein startendes Flugzeug, das mit 75 Dezibel in geringer Höhe über ihre Köpfe fliegt. Das entspreche einem Staubsauger in einem Meter Entfernung.

Am Anfang des Flughafenbaues hätte das Versprechen gestanden, Berlin und dicht besiedelte Gebiete sollten von Fluglärm entlastet werden, erinnerte Initiativensprecherin Marela Bone-Winkel aus Berlin. Was die Bürger inzwischen von derartigen Lippenbekenntnissen halten war auf vielen Transparenten zu lesen: „Vertrauen in die Politik? Mit (F)Lügen gestraft!“ „Belogen, Betrogen, Ignoriert“, stand auf einem anderen. „Wir wollen keine schnellen Lösungen, sondern gute Lösungen“, sagte Bone-Winkel. Dem schloss sich auch Zehlendorfs Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) an. Er forderte mehr Transparenz von den Verantwortlichen Planern und Politikern, da Fakten bisher nur öffentlich wurden, nachdem Bürgerinitiativen Sachverhalte überprüft hatten.

Dass es nur ein Kommunikationsdefizit gegeben habe, wie Staatssekretär Rainer Bretschneider kürzlich äußerte, wurde von Kleinmachnows BI-Sprecher Matthias Schubert als PR-Gag gewertet. „Die Flugrouten sind doch nicht so einfach vom Himmel gefallen, das was wir hier erleben ist ein Planungsdesaster.“ „Wir werden uns das nicht gefallen lassen“, erinnerte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) an die nächsten Wahlen und an die Vertreter aus Bundespolitik und Landtag gewandt, die an der Kundgebung teilnahmen: „Setzen Sie sich für uns ein, sonst entziehen wir Ihnen das Vertrauen!“ Dass der Flughafen ansonsten nicht wirtschaftlich sei, sei nicht das Problem der Bürger, meinte Grubert – und an die Adresse der Verantwortlichen: „Ihr müsst damit klarkommen, nicht wir.“ „Demokratie von unten“, nannte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) die Protestwelle und gab sich zuversichtlich: „Ich glaube an unseren Erfolg.“ Beifall gab es für den Vorschlag, demnächst vor dem Bundesverkehrsministerium in Berlin zu demonstrieren. Zahlreiche Teilnehmer unterschrieben nach der Kundgebung für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr.

Die nächste Demonstrationen sind bereits geplant: Am 14. November in Stahnsdorf, am 12.Dezember in Kleinmachnow, und im Januar am Airport in Schönefeld.

Kirsten Graulich

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