Potsdam-Mittelmark: Proteste gegen Flächentausch
Werderaner Landbesitzer fühlen sich übervorteilt
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Werder (Havel) - Ruhig liegen die Felder auf der Glindower Platte zwischen Plötzin und dem Glindowsee. Bei ihren Besitzern geht es jedoch heiß her. Im Zuge der Flurneuordnung wurden Flächen getauscht mit dem Ziel, Besitzern verstreut liegender Flächen ein zusammenhängendes Grundstück zu geben, das sich besser bewirtschaften lässt. Dabei wurden die Besitzer kleinerer Grundstücke jedoch übervorteilt, meint Melanie Wendt.
Ihrer Mutter gehört derzeit ein Grundstück am Syringsweg bei Plötzin. Das soll nun gegen ein laut Gutachten gleichwertiges Areal getauscht werden, in zweiter Reihe ohne Zuwegung. „Wir haben ja gedacht, bei der Flurneuordnung geht es nur um neue Wege“, so Wendt. Das komplette Grundstücke getauscht werden, haben sie erst beim genauen Lesen eines Schreibens des Amtes für Flurneuordnung im Sommer erfahren. Zwar gab es schon 2008 ein Schreiben, in dem mitgeteilt wurde, dass der Wert des Grundstückes ermittelt wurde. Da wussten sie jedoch nicht, dass der Wert Grundlage für den Grundstückstausch ist.
Getauscht wird Wendts Grundstück mit einer Fläche von Obstbauer Stefan Lindicke, dessen Grundstücke nun größtenteils am Syringsweg liegen. „Ich habe dem Amt den Wunsch auf Zusammenlegung meiner Flächen genannt“, so Lindicke. „Darauf, dass jetzt alle am Weg liegen, hatte ich keinen Einfluss.“ Auch Familie Wendt hätte Lindicke zufolge ihre Wünsche geltend machen können.
So wie Familie Wendt geht es mehreren Parteien, die sich mit ihren Sorgen an die PNN gewendet haben. Bei manchen sollen Grundstücke, auf denen Obstbäume oder Erdbeeren stehen, gegen freies Land getauscht werden. Andere verlieren wie Wendts ihre Grundstücke an Wegen. „Meinem Großvater gehören 5 000 Quadratmeter Land an der Gartenstraße neben einer Spedition, wo die Hoffnung besteht, dass daraus mal ein Gewerbegebiet wird“, sagt der Glindower Hardy Wegner. Er betreibt eine Firma, die Isoliertechnik herstellt und eventuell auf das Grundstück des Großvaters ziehen wollte. Doch nun soll sein Großvater die Fläche verlieren und im Gegenzug ein Grundstück ohne Anbindung erhalten, auf dem eine Gewerbeansiedlung Wegner zufolge nie möglich sein wird.
Laut Landesamt für Flurneuordnung hatten Grundbesitzer wie Wegners jedoch genügend Möglichkeiten, Wünsche zu äußern. „Es wurden bereits 2007 und 2008 Gespräche geführt und dokumentiert“, so Abteilungsleiter Rainer Sünderhauf. Außerdem konnten alle Grundbesitzer – insgesamt sind für die 2 000 Hektar auf der Glindower Platte 1 300 eingetragen – bereits 1995 einen Vorstand wählen, der ihre Interessen vertritt. Im Vorstand sitzt unter anderem Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm. Seiner Ansicht nach wurde jeder, der von der Flurneuordnung betroffen ist, rechtzeitig informiert und alle Interessen abgewogen. „Wer mit seinem neuen Grundstück nicht einverstanden ist, kann noch bis 15. September Widerspruch einlegen“, so Wilhelm. „Es ist nichts verloren.“
Widerspruch hat auch Melanie Wendt für ihre Mutter eingelegt. Sie wären nicht rechtzeitig zu den Terminen, auf denen über den Verfahrensstand informiert wurde, geladen worden. Außerdem hätten an Bescheiden teilweise Belehrungen zu Widerspruchsfristen gefehlt. „Wir haben wahrscheinlich keine Möglichkeit mehr, am Grundstückstausch etwas zu ändern, möchten aber auf die Fehler im Verfahren aufmerksam machen“, so Wendt. Am 30. September soll es ein erneutes Treffen geben, auf dem zum aktuellen Stand informiert wird. Wendt hofft, dass sich bis dahin noch mehr Menschen unter infoglindowerplatte@gmail.com melden, die sich bei der Flurneuordnung übergangen fühlen. Enrico Bellin
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