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Schnauze an Schwanz. Lissy, Flora, Goliath und Joachim Petermann protestieren.

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Potsdam-Mittelmark: Protestmarsch mit Esel

Kreis will Tiere in Stahnsdorfer Siedlung verbieten

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Stahnsdorf - Lissy, Flora und Goliath haben es eilig. Mit klappernden Hufen zieht die Zwergeselfamilie an der Leine von Joachim Petermann über die Pflasterstraße im Stahnsdorfer Ortsteil Güterfelde. Sie haben schon einiges an Strecke geschafft, aber der Weg ist lang. Autofahrer gucken, Radfahrer winken und mit einem Mal springt eine Haustür auf: „Sie können ihre Esel bei uns im Garten füttern“, ruft eine junge Frau der Karawane zu. Petermann lächelt und bedankt sich freundlich, aber heute hätten er und die Esel noch einiges vor: Mit einem Nicken deutet er auf das Schild in seinen Händen.

„Dürfen wir noch in Stahnsdorf bleiben?“ – mit einem Protestmarsch durch den Ort hat der Stahnsdorfer Joachim Petermann am Freitag auf die Notlage seiner drei Esel aufmerksam gemacht. Denn geht es nach der Bauaufsicht des Landratsamtes, müssen die Tiere weg. So schnell wie möglich und unter Androhung eines Bußgeldes sollen sie ihr Domizil im Meisenweg verlassen.

Ein Eselverbot in einem Ort, der das Wort Dorf in sich trägt? Petermann, seine Frau Gabriele Kewitz und zahlreiche Stahnsdorfer können das nicht nachvollziehen. „Unser Anwalt macht uns nicht viel Hoffnung“, sagt Petermann. Das Paar fühle sich mehr und mehr unter Druck gesetzt. Seit die Esel da sind, schwelt der Streit mit der Bürokratie.

Etwa eineinhalb Jahre ist es her, dass sich der Studienrat im Ruhestand und die Kinderärztin ihren Haustierwunsch erfüllt haben. Nach reiflicher Überlegung gestalteten sie ihren Garten um. Aus einer Doppelgarage wurde ein Stall und aus Robinienholz haben sie großzügige Gatter und Unterstände gebaut – ein Eselparadies zwischen Tannen und Obstbäumen. Doch Esel in einem Wohngebiet zu halten, das sei nicht erlaubt, teilte der Landkreis Anfang des Jahres mit und verweigerte die Umnutzung der Garage. Kein Problem, dachten sich Petermann und seine Frau: Die Esel mochten die Garage sowieso nie und standen lieber an der frischen Luft, selbst im Winter.

Doch auch das beruhigte die Behörde nicht. Die Tiere sollen weg aus dem Wohngebiet, viel zu groß seien die Zwergesel. Joachim Petermann schüttelt mit dem Kopf. Nachbarn und Kinder seien begeistert, wenn das Paar mit seinen treuen Gefährten zu Wanderungen aufbreche: durch den Wald, das Dorf, zum Rasenmähen bei Freunden oder zum Einkaufen. Erst am Donnerstag waren zwei Hortgruppen zu Gast, haben die Tiere gestreichelt und gestriegelt. „Unsere Esel können gut mit Kindern“, sagt Petermann. „Sie können sich nicht vorstellen, wie glücklich die Kinder waren.“

Mit seinem Protestmarsch setzt der Stahnsdorfer auf ein Einsehen der Behörden. In anderen Wohngebieten im Ort seien schließlich auch Pferde erlaubt. Er will deshalb für seine Esel weiterlaufen. „Und wenn sie uns das mit den Tieren wirklich verbieten, dann nehmen wir die Esel, laufen los und kommen nicht mehr wieder“, sagt Petermann trotzig. Für einen Moment ist er still. Er und seine Frau würden das zutiefst bedauern, setzt er dann hinterher. Tobias Reichelt

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