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Potsdam-Mittelmark: Prozess um Babymord

Glindower Mutter ab Montag vor Gericht

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Werder (Havel) - Der Säugling lag auf einem Kompostierer, weggeworfen wie Müll. Wenige Stunden nach dem grausigen Fund in Glindow meldete sich die Mutter bei der Polizei und wurde auf einem Parkplatz in Werder festgenommen. Wie berichtet hat sie dort auf die Beamten gewartet. An diesem Montag beginnt der Prozess gegen die 35-Jährige vor dem Landgericht Potsdam. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Totschlag vor.

Die Anklage offenbart grausige Details: Demnach stopfte die Mutter am 19. Oktober 2013 dem Neugeborenen Toilettenpapier in den Mund. Dann wickelte sie den Jungen mit Toiletten- und Küchenpapier ein und band Klebeband um ihn. Aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Frau voll schuldfähig ist.

Die 35-Jährige war nach der Tat zunächst in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl wurde jedoch außer Vollzug gesetzt, seit vergangenem November ist die Frau auf freiem Fuß. Die Angeklagte hat bereits ein Kind. Dieses lebt derzeit beim Vater und dessen Familie. Nach Angaben ihres Anwalts Karsten Beckmann kämpft die Mutter vor dem Oberlandesgericht Brandenburg um das Sorgerecht, das ihr entzogen wurde. Sie habe derzeit ein Umgangsrecht. Der Mann stand den Behörden zufolge nicht unter Verdacht, an der Tat beteiligt gewesen zu sein.

Das Gericht hat fünf Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Ein Urteil könnte demnach am 31. Juli gesprochen werden. Die ersten der insgesamt neun Zeugen hat Richter Frank Tiemann für den zweiten Prozesstag am 17. Juli geladen, wie eine Gerichtssprecherin sagte.

Nur einen Tag nach dem Drama in Glindow hatte die Polizei in Golzow (Märkisch-Oderland) ein erstochenes Neugeborenes gefunden. Die junge Mutter wurde im April vom Landgericht Frankfurt (Oder) wegen Totschlags in einem minderschweren Fall zu knapp vier Jahren Haft verurteilt.

Noch immer unklar ist dagegen, wer 2011 einen Tag vor Heiligabend eine Babyleiche an einem Garagenkomplex in Potsdam abgelegt hat. Die Polizei hat wie berichtet in dieser Woche eine große DNA-Reihenuntersuchung gestartet, um die Eltern ausfindig zu machen. Dafür wurden Frauen sowie Männer aufgerufen, eine Speichelprobe bei der Mordkommission abzugeben. „Die Kooperation ist groß“, bestätigte ein Polizeisprecher erneut am Freitag. „Wer zum festen Termin nicht kommen konnte, hat sich schnell gemeldet.“ Etwa 150 Menschen haben nach seinen Angaben bislang eine Speichelprobe abgegeben. Die Mordkommission hatte zunächst rund 800 Menschen vorgeladen. dpa

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