
© Kirsten Graulich
Potsdam-Mittelmark: Prüfungsstress bei eisigem Wind
Mit den Bewerberinnen für Werders Blütenthron auf Tour durch verschneite Plantagen
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Werder (Havel) - Lächeln, immer schön lächeln sollte eine Blütenkönigin, auch in schwierigen Situationen. Das rät die Jury den drei Bewerberinnen für den Werderaner Blütenthron. Wie anstrengend das sein kann, merkten diese gleich zu Beginn des zweiten Testtages am Samstag. Kalt und eisig fegte der Wind über den Wachtelberg, der ersten Station der mehrstündigen Prüfungsfahrt durch Werder, auf der sie beweisen sollten, wie gut sie ihre Heimatstadt kennen.
Die laut Weingesetz nördlichste Reblage Deutschlands präsentierte sich als weißer Zuckerberg, der wohl derzeit, so schien es, noch etwas näher an die Polargrenze gerückt war. Und als alle für einen Blick über die Havellandschaft bibbernd durch knöchelhohen Schnee stapften, gefror so manches Lächeln. Angenehmer war da schon die Weinprobe in der Kelterei Lindicke. Weine der Sorten Müller-Thurgau, Dornfelder und Regent mussten erkannt werden.
Anschließend ging die Fahrt durch Obstplantagen, vorbei an langen Reihen knorriger Bäume, deren Knospen noch im Winterschlaf sind. Trotz anhaltender Kälte blicken die Obstbauern optimistisch auf die bevorstehende Erntezeit, denn die besten Obstjahre waren meist die mit einem langen Winter. So hätten die Gehölze länger Ruhe und die Gefahr der Spätfröste sei geringer. Frühblüher wie Pfirsich und Aprikose würden auf Wärme schnell reagieren. „Das geht dann ruckzuck, wenn die Temperaturen steigen und es könnte sogar passieren, dass alle Knospen gleichzeitig knallen“, meinte Obstbauer Frank Wache. Doch noch hat der Winter die Landschaft fest im Griff und eine Schneewehe zwingt beide Kleinbusse zur Abkehr von der geplanten Route. Derweil rauscht draußen auf weißer Fläche ein Snowboarder mit Gleitschirm vorbei.
Während der draußen dem Geschwindigkeitsrausch frönt, herrscht in beiden Bussen Prüfungsstress. Abwechselnd fragen Frank Wache und Heiko Wels das Wissen der Bewerberinnen ab. Alle drei kennen sich in Kirsch-, Pflaumen- und Apfelsorten gut aus und können auch mit Wissen über Obstbau punkten. Sabrina Walther weiß eine ganze Menge von den Großeltern, die ihren Obsthof jedes Jahr zur Baumblüte öffnen, und Antje Rottstock merkt man an, dass sie sich intensiv vorbereitet hat. Im Frucht- und Erlebnisgarten Petzow wird noch einmal der Gaumen getestet, diesmal mit Obstwein.
Richtig auf den Geschmack kommen die Bewerberinnen dann in der Gärtnerei Gentz. Im warmen Gewächshaus werden Kaffee und Kuchen serviert, außerdem Obstwein, den sie diesmal stressfrei genießen können. Nebenan strahlt der Frühling mit bunten Farbtupfern durch die Glaswände – Frühblüher, die bei anhaltender Kälte zu Ladenhütern geworden sind.
Letzte Station der Prüfungsfahrt ist die Fischerei Mai, auch ein Familienbetrieb und einer der ältesten auf der Inselstadt. Tobias Mai berichtet von den Vorfahren, die einst fischten und zugleich Wein anbauten. Die drei Thron-Anwärterinnen sind noch immer hochkonzentriert, denn im letzten Prüfungsteil müssen sie eine kleine Begrüßungsrede absolvieren. Entspannt und locker zeigte sich dabei vor allem Claudia Bremer. Ausstrahlung und Kommunikation, so die Jury, sei wichtig, ebenso Persönlichkeit. Und natürlich das Lächeln. „Am besten von einem Ohr zum anderen“, flaxte Marion Nikolajesen. Die Mitarbeiterin aus der Stadtverwaltung wird als erste wissen, wer den Thron besteigen darf, denn bei ihr geben die fünf Juroren ihre Voten ab. Bekannt gegeben wird die Entscheidung erst auf dem Blütenball am 26. April. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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