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Fontane liebte sie: Der Dichter bezeichnete die Güterfelder Kirche als das Herz des kleinen Dorfes. Damit es wieder kräftig schlägt, wird der 800-Jahre alte Bau derzeit saniert. Pfarrer Helmut Kulla kann das Ende der Arbeiten kaum erwarten.

© Tobias Reichelt

Von Tobias Reichelt: Pünktlich zum Erntedankfest

Sanierung der Güterfelder Dorfkirche schreitet voran – Festgottesdienst am 3. Oktober geplant

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Stahnsdorf - Geduckten Hauptes huscht Pfarrer Helmut Kulla durch seine Kirche in Güterfelde. Um ihn herum hämmern Zimmermänner um die Wette. Der Staub rieselt von den Gerüsten, die das Kircheninnere verstellen. Es riecht nach Holz, der Boden ist mit Pappestücken ausgelegt, die Fenster sind verhangen. Die über 800 Jahre alte Dorfkirche – die schon der Dichter Theodor Fontane in höchsten Tönen lobte – ist eine Baustelle, aber nicht mehr lang: Auch wenn man es beim Anblick kaum glauben mag, sagt Kulla, „ich sehe mich hier zum Erntedankfest fröhlich am Altar stehen, ohne Angst vor Staub und Arbeit haben zu müssen“.

Am 3. Oktober – pünktlich zum Erntedankfest in diesem Jahr – sollen die Bauarbeiten an der Güterfelder Dorfkirche abgeschlossen sein. Der Endspurt ist eingeläutet und der Zieleinlauf könnte zeitlich besser nicht fallen, findet Pfarrer Kulla: „Wir wollen Danke sagen für alles was geworden ist.“ Und das ist im Fall der Güterfelder Dorfkirche eine Menge.

Insgesamt 275 000 Euro kostet die Restaurierung des alten Gotteshauses aus dem 13. Jahrhundert, das ursprünglich als Klosterbau angelegt war. 75 000 Euro davon zahlte die Gemeinde Stahnsdorf. Schon seit Mai vergangenen Jahres präsentierte sich die Kirche weitestgehend verhüllt, als in einem ersten Bauabschnitt der Kirchturm aufwendig saniert wurde. Stück für Stück mussten die Zimmermänner das hölzerne Innere des steinernen Turms austauschen, ohne alles zusammenfallen zu lassen. Mit Hydraulikpumpen, erklärt Pfarrer Kulla, wurde in der Kirche gearbeitet, bevor im November vergangenen Jahres wieder Kreuz und Kugel auf die Turmspitze gesetzt werden konnten. „Hier waren echte Zimmermannskünste gefragt.“

Nach einer etwas längeren Winterpause haben vor wenigen Wochen die Arbeiten für den zweiten und letzten Bauabschnitt begonnen. Bis Mitte September soll das Dach des Kirchenschiffs saniert sein. Die alten Holzbalken werden getauscht, die Kirchendecke neu eingezogen und auch die betongrauen Dachziegel durch rotbraune Biberschwänze ersetzt. Nicht nur von außen, sondern auch von innen soll die Kirche dann zum Erntedankfest in neuem Glanz erstrahlen: Hell soll es werden, verrät Pfarrer Kulla. So wird die neue Decke einen weißen Anstrich erhalten, bislang war sie hellbraun. Auch am Eingang zum Kirchenschiff soll der historische Triumphbogen zumindest farblich wieder sichtbar gemacht werden. Sind Gerüste, Staub und Pappen dann verschwunden, wird auch das schon vor knapp fünf Jahren restaurierte Kircheninnere samt Apsis und Altar wieder zur Geltung kommen.

„Für eine kleine Kirchengemeinde ist das eine große Sache“, fasst Pfarrer Kulla die Arbeiten zusammen. Etwa 500 Güterfelder Gemeindeglieder betreut er. Der Zuwachs ist überschaubar, der Pfarrer begrüßt jeden Hinzugezogenen persönlich. Man kennt sich untereinander und packt hier und dort gemeinsam an, wenn es auf dem Friedhof oder am Gemeindehaus etwas zu tun gibt. „Bei mir teilen sich Maurermeister und Jura-Professor noch die Kirchenbank“, berichtet Kulla. „Wir sind eine lebendige Gemeinde.“

Davon schwärmte auch schon der Dichter Fontane bei seinem Besuch im damaligen Gütergotz: Im Nu wurde ihm eine dampfende Suppe angeboten. Danach noch ein Sprung über die niedrige Mauer zum Kirchenhof und er konnte das alte Gotteshaus im Mondschein bewundern – „eine gefällige und stattliche Anlage zugleich“, liest Pfarrer Kulla aus Fontanes Buch. So soll es sein.

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