
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Qualm auf Knopfdruck
Zieht Stahnsdorfs Feuerwehr an den Güterfelder Damm? Beim Tag der offenen Tür wurde dies vermutet
Stand:
Stahnsdorf - Die Freiwillige Feuerwehr in Stahnsdorf leidet unter den Mängeln ihres veralteten Depots am Dorfplatz. Das wurde am Samstag zum Tag der offenen Tür am Standort erneut deutlich. Das Depot sei den technischen Anforderungen längst nicht mehr gewachsen. „Das Gerätehaus entspricht nicht mehr bundesdeutschem Standard“, erklärte Wehrführer Thomas Steineckert. Werde es umgebaut, müssten die neuen DIN-Normen berücksichtigt werden – eine teuere Angelegenheit, so der Wehrführer. Die Toreinfahrten seien zu knapp bemessen für die Fahrzeuge, in der Halle sei die Bewegungsfreiheit der Feuerwehrleute stark eingeschränkt. Außerdem kreuzen sich An- und Abfahrtswege, was bei Einsätzen durchaus kritisch werden könne, wenn jede Sekunde zähle, sagte Steineckert.
Diese Mängel sind längst bekannt, weshalb bereits 2011 mehrere neue Standorte für die Stahnsdorfer Feuerwehr untersucht worden sind. Bevor dann eine Entscheidung für ein neues Feuerwehrdepot an der Annastraße fiel, war die Bevölkerung befragt worden, es gab zudem Diskussionen in Arbeitsgruppen. Doch seit dem Frühjahr dieses Jahres ist der favorisierte Standort auf dem gemeindeeigenen, freien Grundstück an der Annastraße wieder umstritten. Auf Vorschlag von CDU, SPD und der Wählergemeinschaft „Wir Vier“ sollte die Feuerwehr doch dort bleiben, wo sie ist: am Dorfplatz. Dieser politische Vorstoß aber scheiterte, und so munkelten am Samstag einige Feuerwehrleute, es sei bereits ein dritter Standort im Gespräch. Nach PNN-Information handelt es sich dabei um ein Grundstück am Güterfelder Damm, das auf der Prioritätenliste der Standortsuche an dritter Stelle rangierte. Allerdings ist das Areal nicht im Eigentum der Gemeinde und es müssten Fragen des Naturschutzes geklärt werden. Das hieße für die Kameraden: Alles wieder auf Anfang.
Dem umfangreichen Programm am Samstag zum Tag der offenen Tür war die jahrelange Standort-Debatte nicht anzumerken. Besonders anschaulich: das „Rauchdemohaus“. Auf Knopfdruck qualmte es dort im Flur, allmählich zog der Nebel durch die Tür ins Wohnzimmer. Als dicke Schwaden in die dritte Etage strömten, ertönte ein durchdringendes Piepen. Der Rauchmelder schlug am Samstag oft Alarm, aber glücklicherweise nur im Puppenhaus. Damit simulierten die Feuerwehrleute, wie schnell sich Feuer und Qualm im Haus verteilen, wenn Türen oder Fenster geöffnet sind.
Weil durch die geschlossene Küchentür kaum Rauch drang, erkannten auch Kinder schnell, wie nützlich es sein kann, im Ernstfall die Türen zu schließen und die Feuerwehr um Hilfe zu rufen. Und vielen Erwachsenen wurde klar, dass ein Rauchmelder im obersten Stockwerk nicht genügt, sondern auch sinnvoll in Wohnzimmern und Schlafzimmern ist. Ein Feuerwehrmann erläuterte, dass schon wenige Atemzüge mit Kohlenmonoxid genügen, um bewusstlos zu werden und dann zu ersticken. Gefährlich sei Qualm vor allem, weil man im Schlaf den Geruch nicht wahrnehme. Auch die Kleinsten wussten nach der Vorführung, dass der schrille Piepton des Rauchmelders das verhindert und so Leben rettet.
Feuerlöschen mit der Spritze, Schlauchwerfen, Höhenrettung und die Simulation eines Chemie-Unfalls – die Stahnsdorfer hatten ein Programm mit vielen Lerneffekten zusammengestellt. Eine Lektion in Sachen Brandschutz zuhause hieß: Vorsicht, heiß und fettig! Dass die Löschkraft von Wasser im Falle von brennendem Fett das Gegenteil bewirkt, demonstrierten zwei Feuerwehrleute in Schutzanzügen. Öl, das sich entzünde und Flammen schlage, sollte nicht reflexartig mit Wasser gelöscht werden, warnten sie, denn die Folgen seien fatal. Das merkten auch die erschrockenen Zuschauer, nachdem eine kleine Stichflamme schlagartig nach oben schoss und den Raum explosionsartig ausfüllte, sobald sie mit Wasser in Berührung kam.
Wasser sei schwerer als Öl, erklärte dazu ein Feuerwehrmann, weshalb sich beide Stoffe nicht mischen. So lasse das heiße Öl das Wasser verdampfen, das dabei schlagartig sein Volumen vergrößere. Bei diesem Spektakel reißen die Wassertröpfchen das Öl mit sich und schleudern es durch die Luft. Fettbrände, so die Erfahrung der Retter, gehören zu den gefährlichsten Küchenunfällen und nicht selten brennt dann die ganze Wohnung. Die Hinweise der Stahnsdorfer Retter zum Notfall: Mit einer Lösch- oder Branddecke könne die Sauerstoffzufuhr unterbunden werden, nachdem die Kochflamme abgestellt wurde. Und auch ein Stahltopfdeckel könne das Feuer ersticken.
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: