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Aus dem GERICHTSSAAL: Raketenfeuer auf den Supermarkt Frau wegen Beihilfe zur Brandstiftung verwarnt

Werder (Havel) – Es war nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass der Edeka-Markt in Werder in der Brandenburger Straße in der Neujahrsnacht 2013 nicht abfackelte. Gegen 1.

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Werder (Havel) – Es war nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass der Edeka-Markt in Werder in der Brandenburger Straße in der Neujahrsnacht 2013 nicht abfackelte. Gegen 1.50 Uhr warfen zwei junge Männer brennende Silvesterraketen durch den Schlitz zwischen den Türen des Supermarktes. Ein Feuerwerkskörper landete in der Obst- und Gemüseabteilung, ein anderer blieb im Eingangsbereich liegen. Beide erloschen, ohne Schaden anzurichten. Wäre eine der Raketen geradeaus durch den Raum geflogen, wäre sie unweigerlich auf einen großen Strohballen getroffen, der zu Dekorationszwecken aufgetürmt war.

Die 19-jährige Sandra S.* stand zwar nur „Schmiere“, dennoch wurde sie am Donnerstag wegen Beihilfe zur versuchten Brandstiftung vom Jugendschöffengericht verwarnt. Zudem muss sie 30 Stunden unentgeltlich arbeiten. Die Männer – ihr 24 Jahre alter Freund und dessen Kumpel – müssen sich demnächst vor Gericht verantworten. „Eigentlich habe ich Angst vor diesem Feuerwerkszeug“, sagte die zierliche Frau zu Prozessbeginn. „Aber die Jungs hatten getrunken und wollten an der Tankstelle Nachschub an Raketen holen.“ Da sie gerade erst mit ihrem Freund zusammengekommen war, sei sie mitgegangen und habe nicht groß protestiert. „Ich hatte Sorge, dass den Jungs etwas passiert. Da habe ich aufgepasst, dass niemand kommt“, erzählte die Werderanerin. „Ich hörte es zischen und sah Qualm.“ Danach seien sie abgehauen, ohne sich um mögliche Folgen der Aktion zu kümmern.

Sandra S. hat es offenbar schwerer als andere junge Leute, im Leben klarzukommen. Sie brauchte in der Vergangenheit psychologische Hilfe, lebte in einer Einrichtung der Diakonie. Inzwischen wohnt sie mit ihrem arbeitslosen Freund zusammen. Allerdings steht ihr eine vom Gericht bestellte Betreuerin zur Seite, die ihr vor allem bei Behördengängen hilft.

„Einmal hatte ich meinen Ausbildungsvertrag zur Sozialassistentin fast in der Tasche. Aber dann durfte ich das nicht machen“, so die Realschul-Absolventin, die in ihrer Freizeit gerne singt und Fußball spielt. Derzeit werde ein neues psychologisches Gutachten erstellt, dass die Ausbildungsfähigkeit von Sandra S. klären soll. „Meine Mandantin ist durch ihre psychischen Besonderheiten von stärkeren Persönlichkeiten abhängig“, betonte Rechtsanwältin Marlen Block. Sie müsse lernen, auf sich selbst zu vertrauen.

„Jugendstrafrecht dient vor allem der Erziehung“, sagte die Schöffengerichtsvorsitzende. Sandra S. solle die verhängten Sozialstunden als Möglichkeit sehen, Kontakt mit anderen Menschen zu knüpfen und Selbstsicherheit zu gewinnen. (*Name geändert.) Hoga

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