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Sie muss weg. Die rund 45 Jahre alte Rammrathbrücke ist von Betonkrebs zerfressen, bevor sie einstürzt, soll sie noch in diesem Jahr abgerissen werden.

© Ottmar Winter

Umleitungskonzept wird erarbeitet: Rammrathbrücke in Teltow ab Oktober gesperrt

Ab Oktober wird’s ernst: Die Rammrathbrücke in Teltow wird abgerissen. Anwohner befürchten Schleichverkehr durch Wohngebiete.

Von Eva Schmid

Teltow - In die Jahre gekommen und von Betonkrebs zerfressen: Der Abriss der knapp 45 Jahren alten Rammrathbrücke über den Teltowkanal soll voraussichtlich im Herbst beginnen. Das teilte das zuständige Wasserstraßenneubauamt auf PNN-Anfrage mit. Demnach soll der Bauauftrag im kommenden Monat vergeben werden. Die Verbindung zwischen Kleinmachnow und Teltow werde somit frühestens ab Oktober und dann für rund zwei Jahre gesperrt. Was die Sperrung für Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf bedeutet, was Anwohner befürchten und wie die weitere Planung aussieht – die PNN geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Warum muss die Brücke abgerissen werden?

Die Betonblöcke an den Enden der Brücke, die sogenannten Widerlager, sind von Betonkrebs zerfressen, die Folge einer Alkali-Kiesel-Säure-Reaktion. Es wurden dort Risse entdeckt, die sich kontinuierlich vergrößern, erklärt der Leiter des Wasserstraßenneubauamtes, Rolf Dietrich. Die Brücke werde zwar regelmäßig kontrolliert, jedoch könne man nicht vorhersagen, wann sie einsturzgefährdet ist und außer Betrieb genommen werden muss. „Es könnte von heute auf morgen erforderlich werden“, so Dietrich. Daher sei der geplante Neubau auch Vorsorge gegenüber einer unplanmäßigen Sperrung.

Warum muss sie so lange gesperrt werden?

Der Abriss und Neubau erfolgt innerhalb von zwei Jahren in mehreren  Bauabschnitten: Zunächst wird westlich der Rammrathbrücke eine Behelfsbrücke gebaut, auf der Fußgänger, Radfahrer und Rettungsfahrzeuge den Teltowkanal weiterhin überqueren können. Wenn die Leitungen von der Brücke auf die Behelfsbrücke umgelegt wurden, beginnt der Rückbau der alten Brücke. Auch die Uferspundwände im Brückenbereich werden ausgetauscht. Dann erfolgt der Neubau. Am Ende muss die Behelfsbrücke wieder abgebaut werden. Übrigens: die Zugänge zur Behelfsbrücke werden barrierefrei sein. Das Wasserstraßenneubauamt rechnet mit Kosten in Höhe von drei bis vier Millionen Euro, die der Bund bezahlt. Teltow hatte sich wie berichtet eine breitere Brücke gewünscht, also mehr als die geplanten 12,5 Meter Breite. Doch dann hätte die Stadt einen Großteil der Kosten selbst tragen müssen. Vereinbart wurde aber, dass ein kombinierter Geh- und Radweg oberhalb des Bordsteines verlaufen soll. Das führt zu mehr Platz auf der Fahrbahn, pro Richtung werden drei Meter zur Verfügung stehen.

Was bedeutet die Sperrung für die Anwohner?

Aufgrund der Brückendichte zwischen Teltow und Kleinmachnow verzichtet der Bund auf den Bau einer Behelfsbrücke, über die auch Autos fahren können. Der Verkehr wird auf die Friedensbrücke, Knesebeckbrücke und Schleusenbrücke ausweichen (siehe Grafik). Besonders betroffen von der Sperrung sind Kleinmachnow und Teltow. Autofahrer müssen in Teltow in der Oderstraße und am Zeppelinufer viel Geduld mitbringen. Die drei Kommunen erarbeiten derzeit zusammen mit dem Wasserstraßenneubauamt ein umfassendes Umleitungskonzept, dafür ist man auch im Gespräch mit Berlin. Unter anderem soll die Ampelphase auf Berliner Seite, an der Kreuzung Teltower Damm, Ecke Beeskowdamm in Richtung Teltower Damm länger grün zeigen. So könnte eines der Nadelöhre zwischen Teltow und Berlin, an dem es sich schon jetzt oft staut, entzerrt werden, erklärt Stadtsprecher Jürgen Stich. In Teltow hofft man zudem, dass viele Anwohner, die zwischen Teltow und Kleinmachnow unterwegs sind, auf das Rad umsteigen. Auch empfiehlt die Stadt den gesperrten Bereich weiträumig zu umfahren. Die offizielle Umleitungsstrecke steht zwar noch nicht fest, klar ist aber, dass die Hauptumleitungsstrecke in Kleinmachnow über den viel befahrenen Zehlendorfer Damm führen wird. Bis Ende 2021 ist es Anwohnern deshalb auch ausnahmsweise gestattet, ihre Autos auf dem Grünstreifen zu parken. Bisher stehen sie oft auf der Straße – und lassen so den Verkehr stocken. Auch die bereits schon überlastete Förster Funke Alle und der Stahnsdorfer Damm werden durch zusätzlichen Verkehr belastet. Anwohner aus dem Wohngebiet Am Weinberg befürchten, dass sich Schleichwege durch ihr Wohngebiet etablieren könnten. Das will die Gemeinde aber verhindern. In Stahnsdorf hingegen ist man über die rund dreimonatige Verzögerung der Sperrung – ursprünglich war die Rede vom 20. Juni – glücklich. „Jeder Tag mehr, bringt uns mit dem Bau der Biomalzspange voran“, so Rathaussprecher Stephan Reitzig. Die neue Umgehungsstraße, die in Teltow hinter der Biomalzfabrik beginnt, soll den Durchgangsverkehr aus Stahnsdorf halten. Ende November soll sie genutzt werden können. Bis dahin wird es sich in Stahnsdorf vor allem im Bereich des Stahnsdorfer Hofes und in der Wilhelm-Külz-Straße stauen.

Wie geht es weiter?

Sobald der Bauauftrag vergeben wurde, wird der Zeitplan konkret. Geplant ist auch eine Informationsveranstaltung für von der Sperrung betroffene Anwohner und Pendler. Dann soll auch die offizielle Umleitungsstrecke bekanntgegeben werden, und Anwohner die Chance haben, dazu Fragen zu stellen. Wo und wann der Termin stattfindet, kann der Chef der Berliner Behörde derzeit noch nicht sagen. Dietrich betont, dass der Rettungsdienst trotz der Sperrung die gesetzlich vorgeschriebenen Fristen einhalten wird. Zudem wurde bereits vereinbart, dass die Straßen Am Weinberg in Kleinmachnow und die Oderstraße in Teltow temporär für den Linienverkehr und für Rettungsdienste geöffnet und mit Schranken vor unerlaubtem Durchgangsverkehr geschützt werden.

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