Von Henry Klix: Rathaus pocht auf Planungshoheit
Schwielowsees Bürgermeisterin will für Caputher Blütenviertel eigenen Bebauungsplan erstellen
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Schwielowsee - Eine dicht bebaute Einfamilienhaussiedlung mit Einkaufszentrum? Oder eine lockere, teils mit Handel durchmischte Wohnbebauung, in der auch Mietwohnungen Platz hätten? Die Gemeinde Schwielowsee will sich die Gestaltung des Blütenviertels nicht länger aus der Hand nehmen lassen. „Wir wollen nicht mehr das letzte Rad am Wagen sein“, sagte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) gestern bei ihre Jahrespressekonferenz. Um die fünf Hektar große Gewächshausbrache, die bis zur Wende der LPG Gewächshauswirtschaften Werder gehörte, wird seit Jahren gerungen. Besonders um die künftige Baudichte auf dem Bauareal, das sich in der Ortsmitte und in nächster Nachbarschaft zum Caputher Schloss befindet, wird gestritten.
Jetzt will die Bürgermeisterin „ein Zeichen setzen“ und hofft dafür auf die Unterstützung der Gemeindevertretung. Das Rathaus will nun selbst einen Bebauungsplan aufstellen. Gemeinhin werden Bebauungspläne erst angepackt, wenn es einen Investor gibt, der sie dann auch bezahlt. So lange will Hoppe nicht mehr warten, sie will die Planungshoheit ausreizen und dafür auch Geld in die Hand nehmen. Der Bebauungsplan legt Art und Maß der Bebauung sowie die öffentlichen Flächen und Straßen fest. „Wir brauchen bezahlbare Wohnungen für junge Leute und Senioren.“ Solche Wünsche sollen sich in der Planung wiederfinden. Zur nächsten Gemeindevertretersitzung sollen die Weichen dafür gestellt werden. Im Finanzausschuss gab es Zustimmung für den Verwaltungsantrag.
Seine Wünsche will das Rathaus auch bei dem Flächeneigentümer, der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft BVVG, stärker einbringen. Nach dem letzten Bieterverfahren hatten sich laut BVVG drei Investoren gemeldet, die das Grundstück entwickeln wollen. Zwischen BVVG und Gemeinde sei jetzt vereinbart worden, einen Kriterienkatalog für die Vergabe aufzustellen, sagte die Bürgermeisterin. Die Bieter sollen danach ihre Angebote konkretisieren, eine Jury den Zuschlag erteilen. Allerdings verhindert ein notarielles Vermittlungsverfahren derzeit alle weiteren Verfahrensschritte der Vergabe.
Die Caputher „Bürgerfonds Blütenviertel KG“ von Claudia Tittel hatte das Vermittlungsverfahren angestrengt. Sie verfolgt nach eigenen Angaben vor allem städtebauliche Ziele: Die KG hat im vorigen Jahr von der Potsdamer Blume e.G. die verfallenen Gewächshäuser auf dem Gelände übernommen, um Zugriff auf die Planung zu bekommen. Hintergrund des Notarverfahrens: Man wolle eine „marktkonforme Preisfindung“ durchsetzen, so KG–Sprecher Burkhard Schlothauer. Während die BVVG sich durch ein aktuelles Verkehrswertgutachten im Wunsch bestätigt fühlt, das Areal für 1,5 Millionen Euro zu verkaufen, herrschen in der KG Zweifel an der Objektivität der Expertise. Sie fürchtet, dass sich der Preis nur durch eine massive ortsfremde Bebauung erwirtschaften ließe. Einsicht ins Gutachten bekam sie nicht, auch deshalb das Verfahren.
Schlothauer kündigte gestern an, dass man unter zwei Bedingungen auf das Vermittlungsverfahren verzichten würde: In der angekündigten Vergabejury sitzen seriöse Architekten und Fachleute. Und die BVVG akzeptiert im Sinne des Städtebaus ein Gebot, das deutlich unter 1,5 Millionen Euro liegt. Wunschkandidat der KG ist der Privatier Lothar Hardt, der in Caputh bereits die Villa Bergmann saniert und weitere Denkmalobjekte und Bauflächen erworben hat. Er soll knapp eine Million Euro für das Blütenviertel geboten haben.
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