Potsdam-Mittelmark: Rätsel um Andenkenhaus gelöst
Seit 1946 verschollene Gedenktafel bei Rekonstruktion gefunden
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Seit 1946 verschollene Gedenktafel bei Rekonstruktion gefunden Von Hagen Ludwig Werder · Petzow - „Das ist schon eine kleine Sensation“, freut sich der Vorsitzende des Petzower Ortsbeirates, Bernd Hanike. Bei den Sanierungsarbeiten am kleinen Andenkenhaus, hoch über dem Schlosspark, wurde eine seit 1946 verschollenen Schrifttafel wiedergefunden. Mit ihr konnte ein Rätsel in der Heimatgeschichte des heutigen Werderaner Ortsteils endgültig gelöst werden: Wie kam das Andenkenhaus zu seinem Namen? Das 1820 als Teehalle errichtete Gebäude verdankt seine Umbenennung einer Erinnerungstafel, die einst für Karl von Kaehhne (1775 bis 1857) und seinem Vater August Kaehne (1751 bis 1814) installiert wurde. Unter ihrer Federführung war die Petzower Kulturlandschaft wesentlich geprägt worden, entstanden 1825 das Schloss nach Plänen des Baumeisters Schinkel und bis 1838 die Parkanlage. Auf den von Hanike sorgfältig zusammengelegten Bruchstücken der Tafel ist zu lesen: „Zum Andenken. Dem Amtsrat Karl von Kähne mit seinem Vater Generalpächter der Königlichen Ämter Potsdam-Bornstedt Canonicus zu Herford u. (es folgt eine unleserliche Inschrift). Dem Begründer dieser Anlagen. Gestiftet von seinen dankbaren Nachkommen. A.D. 1896.“ Wie ein Kriminalist hatte Hanike zuvor nach der Gedenkplatte geforscht. Seine Erkundungen ergaben, dass sie nach dem 2. Weltkrieg verschwunden sein musste. Zuvor war das Häuschen direkt an der Ortsdurchgangsstraße mit dem schönen Blick über den Schlosspark und zum Schwielowsee nur eine offene Halle gewesen. Nach dem Krieg, so erzählt Hanike, sei das Gebäude an Walter Grieb übergeben worden, der als Landvermesser für die Bodenreform in Petzow 1946 bis 1948 verantwortlich gezeichnet hatte. Grieb wandelte es in ein Ferienhaus um, und bei den Bauarbeiten verschwand wahrscheinlich auch die Gedenkplatte. Erinnerungen an einstige Gutsbesitzer wären damals ohnehin unerwünscht gewesen, so Hanike. Nur der Name des Hauses blieb als historische Note. Nach der Wende zog der örtliche Kulturkreis in das Häuschen ein. Mittlerweile hat dort ein Hobbymaler sein Domizil, dem man an den Wochenenden über die Schulter schauen kann. Bereits vor fünf Jahren hatte Hanike schon einmal gezielt im Bodenbereich des Häuschens suchen lassen – ohne Erfolg. Dann erhielt der Ortsbeiratschef von Ellen Losanski, einer Tochter Griebs, den Tipp, dass die Platte im Bereich der Terrasse liegen könnte. Die Bauarbeiter gingen bei der aktuellen Rekonstruktion deshalb sehr vorsichtig zu Werke und stießen schließlich auf die Teile der Schrifttafel. Hanike hat sie zunächst sichergestellt. In kleinen Heimatmuseum Petzows könnte sie künftig einen würdigen Platz finden. Dieses Museum befindet sich im historischen Waschhaus, das ebenfalls zum historischen Gebäudeensemble des Schlossparkes gehört. Die Rekonstruktionsarbeiten am Andenkenhaus selbst sind bereits weit fortgeschritten. Ein neues Reetdach fällt sofort ins Auge. Mit dem frischen Anstrich wird an die ehemalige Hallenbauweise erinnert. Gut 41000 Euro betragen die Baukosten. 75 Prozent werden vom Land gefördert, 25 Prozent übernahm die Stadt Werder als Eigenanteil. Unter Regie des Ortsbeirates wurde Ende vergangenen Jahres auch die alte Gruft im Petzower Schlosspark wieder freigelegt. Jetzt soll die Familienbegräbnisstätte der Gutsbesitzerfamilie Kaehne schrittweise saniert werden.
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