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Von Henry Klix: Rätselraten in „Potsdam-Rehbrücke“

Im Landesstraßenbedarfsplan ist ein nebulöses Bauprojekt für die L78 / L 79 aufgelistet – eine Spurensuche

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Potsdam / Nuthetal - Rätselraten zum „Landesstraßenbedarfsplan 2010“: In dem am Donnerstag dem Verkehrsausschuss des Landtags vorgelegten Entwurf taucht auch ein Projekt in „Potsdam-Rehbrücke“ auf. Tabellarisch sind dort 13 Bauvorhaben für Landesstraßen aufgezählt, die in den nächsten 15 Jahren umgesetzt werden sollen. In einer für diese Region besonders spannenden Zeile heißt es knapp: „L 78 / L 79: Verlegung der L 78 in Potsdam-Rehbrücke“.

Zwar sind bereits Kosten von 9,8 Millionen Euro angegeben – was genau mit dem Projekt gemeint ist, konnte Infrastruktur-Ministeriumssprecher Lothar Wiegand gestern auf PNN-Anfrage allerdings nicht beantworten. Nur so viel: „Es gibt dort ein Problem mit der Verkehrsbelastung. Wie es zu lösen ist, bleibt der Detailplanung vorbehalten.“ Der Potsdamer Landesbetrieb Straßenwesen zeigte sich gar überrascht von der Ministeriumsvorlage. „Ich habe keine Ahnung, was damit gemeint sein könnte“, offenbarte der kommissarische Leiter Frank Schmidt.

Bis aufs Komma genau steht derweil auch schon der hohe Nutzwert des nebulösen Projektes fest: Durch Verkürzungen von Fahrzeiten, mehr Verkehrssicherheit und geringere Feinstaubbelastungen soll die Investition der Volkswirtschaft 178,6 Millionen Euro einspielen. Was also könnte es damit auf sich haben? Nach investigativen PNN-Recherchen handelt es sich möglicherweise um ein Vorhaben, für dass der Landesbetrieb mit der Stadt Potsdam vor etwa zehn Jahren ein Gutachten in Auftrag gegeben hatte.

Das Potsdamer Büro „Staadt Plan Ingenieur GmbH“ hatte seinerzeit unter dem Stichwort „Bündelung der Bahnübergänge in Potsdam-Rehbrücke“ im Geheimen geforscht. Demnach war nach Informationen dieser Zeitung vorgesehen, einen neuen Bahnübergang im Industriegebiet – zwischen den beiden derzeit bestehenden – etwa in Höhe des Handelshofs zu schaffen, der dann die Bahnstrecke per Tunnel unterquert. Ärgerliche Wartezeiten wären damit passé. Allerdings befindet sich auf der anderen Schienenseite derzeit nur eine löchrige Sandpiste.

Dieses Problem sollte durch eine Verlängerung der Wetzlarer Straße (L 40) gelöst werden, die derzeit noch – von der Großbeerenstraße kommend – in Höhe Nutheschnellstraße endet. Sie würde dann bis zur Heinrich-Mann-Allee weitergeführt. Ältere Pläne für eine Potsdamer „Netzverknüpfung“ hatten ja sogar einmal eine Weiterführung durch die Ravensberge bis zur B 2 vorgesehen.

Auch ohne den Bergfrevel würden beruhigende Effekte entstehen, wie man sich seinerzeit einig wurde: eine Entlastung der Arthur-Scheunert-Allee in Bergholz-Rehbrücke (L 78) und eine deutliche Entlastung der Drewitzer Straße in Potsdam-Waldstadt, die von der L 79 (Handelshof / Am Buchhorst) abzweigt. Da sind sie wieder: L 78 und L 79 in „Potsdam-Rehbrücke“. Das Projekt käme der Gemeinde Nuthetal auch gelegen, weil sie auf ihrer Gemarkung südlich der Bahn ein besser als bislang sortiertes Gewerbegebiet entwickeln möchte. Am Ende bleibt dennoch ein Fragezeichen.

Im Frühjahr 2010 wird sich das Parlament mit dem Landesstraßenbedarfsplan beschäftigen, bis dahin darf weiter gerätselt werden.

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