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Potsdam-Mittelmark: Rauchschwaden im Fokus

Weltraumerprobte Kameras warnen jetzt in der Oberförsterei Ferch vor Kippen und brennenden Autos

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Schwielowsee · Ferch - Am 26. März der letzte Regen – an eine so lange Trockenperiode im Frühjahr kann sich der Leiter der Oberförsterei Ferch, Holger Hendtke, nicht erinnern. Auch daran nicht, dass so früh und über einen so langen Zeitraum die Waldbrandwarnstufe IV ausgerufen werden musste. Der Oberboden sei bis in eine Tiefe von etwa 40 Zentimetern völlig ausgedörrt. Ein kurzer Gewitterguss würde daran kaum noch etwas ändern. „Wir brauchen jetzt mal einen ganzen Tag Landregen“, sagt Hendtke.

An einem Waldbrand ist man wohl nur knapp vorbeigeschlittert: Letzten Freitag hat Hendtke am Strand des Lienewitzsees einen abgefackelten Smart entdeckt. Zum Glück brannte das Auto wohl in der Nacht, wo die Luftfeuchtigkeit höher ist, und auf einer Lichtung. Die Nähe zur Autobahn führt dazu, dass nicht selten Autos im Fercher Forstrevier angezündet werden. Immer wieder werden die Polizei oder die Forstverwaltung von Spaziergängern über ausgebrannte Wracks informiert, voriges Jahr bald ein halbes Dutzend Mal. Autoknacker, Diebe und Verbrecher verwischen durch ein Streichholz die Spuren. Ein Zigarettenautomat lag auch einmal auf den Sitzen.

Zweimal waren brennende Autos voriges Jahr Ursache für Waldbrände. Zwei weitere der acht Brände im Fercher Revier wurden wahrscheinlich durch Brandstiftung ausgelöst. Bei den anderen Bränden ist die Ursache unklar, Hendtke vermutet aus dem Auto geworfene Zigarettenkippen – auch dieser Tage seine größte Sorge. Dass das Feuer rechtzeitig erkannt wird, sei für die Bekämpfung am wichtigsten – einer der Gründe, warum in der Oberförsterei noch keine Waldgebiete für Spaziergänger gesperrt wurden.

Damit begnügt man sich natürlich nicht. Vom Feuerwachturm auf dem Fercher Wietkieckenberg aus wird das Revier überwacht – seit diesem Jahr mit einer Digitalkamera. 13 dieser Kameras gibt es im Bereich des Forstamtes Belzig – 136 000 Hektar Waldfläche im Winkel zwischen Rathenow und Treuenbrietzen, Potsdam und Ziesar. Teils befinden sich die Kameras auf Türmen, teils auf Mobilfunkmasten, sagt Marek Rothe, Teamleiter im Forstamt. Zwei Brände haben sie bereits im April entdeckt. In Belzig reichte im Wald an der Springbachmühle der Funkenflug einer gerissenen Stromleitung, um ein Feuer auszulösen.

Die weltraumerprobten Digitalkameras drehen sich in sieben Minuten einmal im Kreis und schießen dabei 18 Bilder. Bei guter Sicht wird ein Radius von 30 Kilometern erfasst. Per Richtfunk gehen die Aufnahmen nach Belzig. Eine Computersoftware errechnet Bildveränderungen – gibt es eine Rauchschwade, läutet im Forstamt die Alarmglocke. Das an den Monitoren sitzende Personal vergleicht dann die Aufnahmen, kann von Belzig aus mit dem Kamerazoom an die Gefahrenstelle fahren und schaut, ob es sich nicht doch nur um die Staubwolke eines Mähdreschers gehandelt hat. Im Zweifel werden Forstleute vor Ort losgeschickt, sie sind derzeit von früh bis spät in Dienstbereitschaft.

Im Norden des Forstamtsbezirks sind solche Kameras schon seit drei Jahren in Betrieb, die Fehlerquote, sagt Rothe, sei genauso hoch wie bei den Forstarbeitern, die früher den Wald mit dem Fernglas absuchten: ein bis zwei Prozent.

Was die Kamera nicht erfasst, sind andere Schäden, die derzeit durch die Trockenheit entstehen. Trotz der starken Regenfälle im Februar sei der Grundwasserspiegel gesunken, sagt Oberforstrat Hendtke. Der milde Winter hat dafür gesorgt, dass die Kiefern schon früh ins „Schwitzen“ kamen und viel Wasser verbrauchten. Die zum Waldumbau gepflanzten Eichen haben mit dem Wassermangel besonders zu tun – langfristig sollen sie gemeinsam mit Buchen allerdings dafür sorgen, dass der märkische Sandboden aufgewertet wird, das Wasser länger halten kann und der Grundwasserspiegel wieder steigt. Denn im Winter verbrauchen Laubbäume weniger Wasser als Nadelbäume. Besonders besorgt ist Hendtke um die Frühjahrsaufforstung – 30 000 Bäume, verteilt auf zehn Hektar Wald. „Das kann man nicht wässern.“ Wenn es nicht bald kräftig regnet, seien kräftige Ausfälle zu befürchten.

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