Potsdam-Mittelmark: Rauchzeichen überm Spargelhof
Ein Holzkohlenmeiler ist die neue Attraktion bei Buschmann & Winkelmann in Klaistow
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Beelitz/Klaistow - Mit Rauchzeichen kündigte sich am Wochenende auf dem Klaistower Spargelhof Buschmann & Winkelmann eine besondere Attraktion an: ein Holzkohlenmeiler. „Endlich genug Kohle“, versprach das Spektakel, das am Ostersamstag zahlreiche Besucher anlockte, die eingehüllt in Nebelschwaden dem zünftigen Anstich eines Meilers zusahen.
Mit der „Kas“, einer Spezialharke, wurden Schicht für Schicht rings um den kegelförmigen Meiler hervorgeharkt. Dabei musste laufend gelöscht werden, um zu verhindern, dass die noch stellenweise glühende Kohle nicht verbrannte. Denn die Kunst des traditionsreichen Handwerkes besteht darin, das Holz im Meiler nur zu verkohlen. Deshalb wird die Sauerstoffzufuhr gedrosselt und nur soviel zugeführt, wie nötig ist, um den Schwelprozess in Gang zu halten. So bleibt der Kohlenstoff bis zu 90 Prozent erhalten.
Bevor die Hobbyköhler Hermann Hohmann und Hans Steinhoff drei Tage zuvor den Meiler entzündeten, schichteten sie mehrere Holzstapel bis zu einer Höhe von 3,50 Meter auf. Dafür wurde extra Kiefernholz aus dem Wald des Spargelhofes geschlagen. „Das garantiert Ökoqualität, weil das Holz frisch und unbelastet ist“, verweist Hermann Hohmann auf den Unterschied zu der Holzkohle aus Baumärkten. Die sei meist von minderer Qualität, weil dafür alte Bahnschwellen in großen eisernen Behältern verkohlt werden. Die beiden Köhler schätzen an ihrem Hobby besonders die Romantik des Handwerks, das bis in die Eisenzeit (1000 bis 500 Jahre v. Christus) zurückreicht. Sie wissen auch eine Menge über die Köhlertradition zu berichten, die erst im 19. Jahrhundert durch die Steinkohle zurückgedrängt wurde. Bis dahin wurde Holzkohle für die Verhüttung von Erzen genutzt. Seitdem ist das Handwerk ein aussterbendes Gewerbe, das die beiden Hobbyköhler vom Harzer Köhlerverein als interessantes Kulturgut auf Festen vermitteln möchten. Ihre ganze Erfahrung und Aufmerksamkeit ist bei der Holzverkohlung gefragt, nachdem der Holzstapel mit einer Schicht aus Laub, Fichtenreisig und Rindenmulch abgedeckt und mit gesiebter Erde aufgefüllt wurde. Dann gilt es nämlich, den Meiler rund um die Uhr zu überwachen, da er weder erlöschen noch in hellen Flammen aufgehen darf. Deshalb wird aller zwei Stunden der Verkohlungsprozess mit Zuglöchern reguliert und gesteuert. Wie weit die Verkohlung fortgeschritten ist, erkennen die Köhler an der Farbe des Rauches. Qualmt es weiß und dicht aus den Rauchlöchern hervor, entzieht die Hitze im Meiler dem Holz Flüssigkeit und der Köhler weiss, das Holz ist noch nicht verkohlt. Tritt während des Schwelprozesses blauer Rauch heraus, muss das Luftloch schnell geschlossen werden, weil blau auf zuviel Sauerstoff hindeutet. Dann wird etwas tiefer ein neues Loch gestochen.
Am Samstag kam dann ans Tageslicht wie gut die Köhlermeister gearbeitet hatten. Da war der Meiler nach drei Tagen auf ein Drittel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft und die ersten Käufer standen bereits Schlange. Die „Meiler-Ernte“ ist die erste in diesem Jahr auf dem Spargelhof, denn bei den kühlen Temperaturen lässt sich der Spargel diesmal Zeit, bedauerte Antje Winkelmann. „Gehofft hatten wir heute morgen noch, wenigstens eine Stange zu finden“, berichtete sie. Trotzdem sorgten Scheunenrestaurant und Hofbäckerei am Wochenende für leckere Spezilitäten, zu denen jetzt auch ein Frischkäse und eine eigene Pastaherstellung gehören. Bei der Nudelherstellung können Besucher zuschauen und zwischen Sorten aus Hartweizengries, Dinkelvollkornmehl sowie mit und ohne Ei auswählen. Neu ist in diesem Jahr eine Märchenecke mit Sternenhimmel für die Kinder, verriet Mitarbeiterin Svetlana Florin den PNN. Und im Tiergehege kann Nachwuchs bestaunt werden.
Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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