zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Rechnung ohne den Wirt

Die Zillestraße als Gymnasiumsstandort? Der Bund als Eigentümer verkauft das Areal als Wohnstandort

Stand:

Stahnsdorf - Bei der Diskussion darum, für die Region ein weiteres staatliches Gymnasium in der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Straße anzusiedeln, hat man bislang die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das einstige Kasernenareal gehört dem Bund und wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet. Und diese plant den Verkauf der insgesamt 102 700 Quadratmeter – als Wohnstandort.

Noch in diesem Jahr bzw. Anfang 2009 soll die Liegenschaft durch ein öffentliches Angebotsverfahren veräußert werden – die Ausschreibung wird durch die Bundeshaushaltsordnung diktiert. „Vorrangiges Ziel dabei ist die Veräußerung der Gesamtliegenschaft an einen oder mehrere Investoren, die das Gelände als Wohnstandort entwickeln“, sagte Brigitte Schulze, die bei der Bima für die Vermarktung des Stahnsdorfer Areals zuständig ist, gegenüber den PNN. In Vorbereitung des Angebotsverfahrens wird die Liegenschaft unter anderem Anfang Oktober 2008 auf der Expo Real, der internationalen Immobilienmesse in München, präsentiert. Schulze stehe bereits mit mehreren mögliche Investoren in Kontakt, die sich an dem öffentlichen Angebotsverfahren beteiligen wollen.

Die große Nachfrage und der rasche Verkauf der ebenfalls bundeseigenen Baugrundstücke, die sich gegenüber der Liegenschaft und gleichfalls im Bereich der Heinrich-Zille-Straße befinden, hätten gezeigt, dass sich das ehemalige Kasernengelände „hervorragend zur Entwicklung eines Wohnstandortes eignet“. Schulze weist darauf hin, dass im Vorentwurf des gemeindlichen Flächenutzungsplans (FNP) für den zu vermarktenden Bereich acht Hektar als Wohnbaufläche ausgewiesen sind. „Auf dieser Fläche können etwa 130 Wohneinheiten entstehen“, so Schulze. Des Weiteren ist im FNP-Vorentwurf für den hinteren Bereich des Grundstücks die Ausweisung als öffentliche Grün- und Parkanlage vorgesehen.

Eine Teilfläche als Schulstandort zu verkaufen, kann sich die Maklerin in Staatsdiensten gegenwärtig nicht vorstellen. „Der Bund will zum bestmöglichen Preis verkaufen und den bekommt man sicher nicht für eine öffentliche Schule“, so Schulze. „Das würde den Verkehrswert mindern.“ Schulze macht mit Nachdruck deutlich, „dass der Bund Stahnsdorf bereits verbilligt ein Grundstück für einen Schulstandort verkauft hat“: an der Annastraße. Der reduzierte Kaufpreis ist an eine Bedingung geknüpft: Ist bis 2012 keine schulische oder andere soziale Nutzung für den Standort gefunden, muss die Gemeinde den einst gewährten Nachlass von über 1,5 Millionen Euro an den Bund zurücküberweisen. Daher plädiert vor allem die Stahnsdorfer CDU dafür, das geplante Gymnasium an der Annastraße zu bauen und dem Landkreis – als Bauherr und Schulträger – das etwa drei Millionen Euro teure Grundstück kostenlos zu überlassen.

Die örtliche SPD und deren Bürgermeisterkandidatin Ruth Barthels favorisieren die Zillestraße als Gymnasiumsstandort. Ebenso Bürgermeisterkandidat Bernd Albers (Bürger für Bürger). Barthels hat für den Fall ihrer Wahl eine Expertenrunde angekündigt, die den geeignetsten Standort für ein Gymnasium in Stahnsdorf finden soll. Peter Könnicke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })