
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Recyclinghof wird Industriegebiet
Anlage zwischen Ferch und Glindow wird vergrößert / Büchner verteidigt Recyclingbranche
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Schwielowsee - Der Recyclinghof zwischen Ferch und Glindow soll beträchtlich wachsen. Die drei Hektar große Anlage wird vom Abriss- und Recyclingunternehmen Gertner & Fettback GmbH aus Geltow betrieben. Bau- und Gartenabfälle werden hier angenommen und sortiert. Um den Standort wirtschaftlich betreiben zu können, müsse er um knapp einen Hektar erweitert werden, wie es aus der Firma heißt. Im Wesentlichen soll dazu der schmale Waldgürtel zwischen dem Recyclinghof und dem Straßeneck von Klaistower- und Poststraße fallen, der das Areal umfasst. Zum Lärm- und Staubschutz soll eine drei Meter hohe Lärmschutzwand entlang der beiden Straßen gebaut werden, insgesamt wird sie 320 Meter lang.
Der Fercher Ortsbeirat hat einen Planungsentwurf dafür ungeachtet der Vorgeschichte gerade gebilligt: Der Betreiber des Unternehmens, Reinhard Gertner, und sein Kompagnon haben gerade eine Geldauflage von 17 000 Euro bezahlt, um weitere Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abzuwenden. Solche Vereinbarungen werden häufig bei minder schweren Fällen geschlossen, wenn sie Staatsanwaltschaft und Richter zur Wiedergutmachung geeignet erscheinen. Der Anfangsverdacht: Gertner und sein Geschäftspartner sollen auf dem Glindower Recyclinghof unerlaubt Kunststoffmüll angenommen, ihn geschreddert und mit Kompost vermischt haben. Der soll in der Deponie Michelsdorf eingebaut worden sein.
Gertner, seines Zeichens auch Gemeindevertreter in Schwielowsee, hat das gestern erneut zurückgewiesen. Er habe in Michelsdorf lediglich einen Platz als Zwischenlager für Abfälle genutzt, den er nicht hätte nutzen dürfen. Die Summe sei bezahlt worden, um weitere Kosten zu vermeiden. „Wenn etwas an dem Vorwurf dran gewesen wäre, hätte die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben“, so Gertner. Die Staatsanwaltschaft äußert sich nicht mehr zu dem Fall.
Ferchs Ortsvorsteher Roland Büchner, Chef des Bürgerbündnis’, sagte auf PNN-Anfrage, dass der Vorgang kein Thema im Ortsbeirat gewesen sei. „Das ist Sache der Staatsanwaltschaft, und die hat das Verfahren eingestellt.“ Er könne sich angesichts der Geldauflage auch nicht vorstellen, dass es nochmal Probleme gibt. „Außerdem läuft das Verfahren gegen den Müllpaten. Ich glaube, alle haben ihre Lehren daraus gezogen.“
Für den Ortsbeirat gehe es in diesem Fall vor allem darum, den Gewerbestandort am Ortsrand zu nutzen und ein örtliches Unternehmen zu unterstützen. „In der öffentlichen Wahrnehmung wird die Recyclingbranche vielleicht naserümpfend aufgenommen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es der von uns täglich produzierte Müll ist, den die Firmen aufwändig sortieren und verwerten.“ Der Fercher Recyclinghof soll nach der Erweiterung eine jährliche Kapazität von bis zu 30 000 Tonnen Bauschutt und 8000 Tonnen Grünabfällen haben. Mit dem laufenden Bebauungsplanverfahren soll der Gewerbehof zum Industriegebiet werden. Entlang der Klaistower Straße (L 90) wird ein Streifen freigehalten, falls irgendwann einmal ein Radweg auf dieser Strecke gebaut werden kann.
Das Betriebsgelände der Recyclinganlage war vor der Wende eine Fäkalienanlage der Nationalen Volksarmee. Ab Anfang der 90er Jahre wurde das Grundstück als Lagerplatz von Baubetrieben genutzt, bevor es im Jahr 2007 von Gertner & Fettback übernommen wurde.
Das Unternehmen wurde 1992 in Geltow gegründet und ging aus der seit 1982 am Markt tätigen Firma Gertner hervor. Nach dem Hauptsitz in Geltow und der Kiesgrube Michelsdorf wurde vor vier Jahren in Ferch die dritte Betriebstätte gegründet. Die Erweiterung des Recyclinghofs soll mit dem Rückbau der Landesbahn des früheren Flughafens Dallgow naturschutzrechtlich ausgeglichen werden.
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