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Axel Szilleweit: Der Bauer macht sich nicht nur um seine Rübchen Gedanken.

© Klaer

Potsdam-Mittelmark: Regionale Öko-Produzenten für gerechte Löhne

Eine Podiumsdiskussion in Kleinmachnow lotete gemeinsame Ziele zwischen Bio und Fair-Trade aus

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Kleinmachnow - Ist ökologisch angebaute Nahrung immer auch fair? Um diese Frage kreiste letztlich eine Podiumsdiskussion zu nachhaltiger Ernährung im Kleinmachnower Augustinum am Dienstagabend. Ganz einfach war die Frage aber nicht zu beantworten. „Der Absatz von Bio-Gemüse ist nicht so hoch, dass man allen Beteiligten gegenüber fair sein kann“, so Axel Szilleweit, Grünen-Stadtverordneter und Rübchenbauer aus Teltow.

Seit dem Mauerfall betreibt er ökologischen Landbau und setzt sich vor allem für den Erhalt alter Gemüsesorten wie dem Teltower Rübchen ein. Doch sein Anliegen geht darüber hinaus: Eine nachhaltige Agrarpolitik müsse nicht nur Umwelt und Tiere schonen, sondern auch fairere Bedingungen für die Bauern und Produzenten schaffen, betonte Szilleweit.

Gerechte Entlohnung für ihre Arbeit sei auch in Deutschland mittlerweile nicht mehr selbstverständlich. „Ich selbst gehe abends oft mit schlechtem Gewissen nach Hause“, gestand er. Das Problem, so die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm: Die Kunden wollen billig konsumieren, auch Luxusgüter wie Schokolade. Dass die Bauern, um die Preise halten zu können, in den südlichen Anbauregionen oft kaum etwas verdienen, ist bekannt. Die europäische Agrarpolitik trage ihren Teil dazu bei, erklärte Antje Edler vom Forum Fairer Handel.

Das Netzwerk will vor allem die Rechte von Kindern weltweit sichern und den fairen Handel fördern, also etwa für Kaffee- und Kakaobauern bessere Lebensbedingungen schaffen – über Kleinkredite oder Entwicklungsprämien. Entstanden ist die Fair-Trade-Bewegung unter anderem aus dem kirchlichen Bereich. Die sogenannten Weltläden gehörten hierzulande zu den ersten, die fair gehandelte Produkte verkauften. „Vor zwanzig Jahren haben noch viele gelästert, der faire Kaffee aus Nicaragua ließe sich nur mit viel Solidarität herunterspülen“, erinnert sich Behm. Heute aber schmecke er ausgezeichnet.

Doch sowohl Fair-Trade- als auch Bioprodukte machen noch immer nur einen kleinen Teil der Produktpalette aus. In Deutschland werden bislang etwa sechs Prozent der Anbauflächen biologisch bewirtschaftet, angestrebt werden nach Aussage des Umweltbundesamtes aber 20 Prozent. Nicht nur konventionell gehandelter Kaffee, auch die Milch dazu sei in Deutschland noch immer viel zu billig, kritisierte Joachim Weckmann, Mitgründer der Bäckereikette Märkisches Landbrot. Die Bedingungen sind für die Bauern auch in Deutschland nicht optimal und sie werden eher schlechter.

Zeit also, dass Bio-und Fair-Trade-Bewegung an einem Strang ziehen. Dass das funktionieren kann, beweisen Akteure vor Ort wie Axel Szilleweit und Joachim Weckmann, die ihre nachhaltig produzierten Waren mittlerweile deutschlandweit verkaufen. Die Politik könne auch auf lokaler Ebene aktiv werden, so Behm, etwa die Gemeinschaftsversorgung in Schulen und Kitas auf Bioprodukte umstellen. Zuletzt ende das Konzept nicht am Tellerrand, auch Kleidung könnten fair und ökologisch sinnvoll hergestellt werden. Gundula Daun verkauft solche Stücke in ihrem Kleinmachnower Laden „Die zweite Haut“. Ariane Lemme

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