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Erinnerung. Frans Raspé an der Gedenktafel für das Zwangsarbeiterlager.

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Potsdam-Mittelmark: Rehbrücke im Herzen

Der einstige Zwangsarbeiter Frans Raspé trug sich in das Goldene Buch ein

Stand:

Nuthetal - „Trotz allem, was ich im Krieg erlebt habe, habe ich Rehbrücke noch immer im Herzen“ - das schrieb der Niederländische Gast Frans Raspé jetzt in das Goldene Buch der Gemeinde Nuthetal. Nicht zum ersten Mal ist der heute 88-Jährige in der Gemeinde. Aber der erste Aufenthalt 1943 war unfreiwillig. Mit 19 Jahren hatte der junge Verwaltungsangestellte sich in seiner Heimat geweigert, Panzergräben für den Atlantikwall der deutschen Besatzungsmacht auszuheben, die die befürchtete Invasion der alliierten Truppen aufhalten sollten. Als Zwangsarbeiter war er für diese Weigerung von der Straße weg verschleppt worden. Im ehemaligen Zwangsarbeiterdurchgangslager am Bahnhof Potsdam-Rehbrücke war er 14 Tage interniert, bis er am 9. Juli 1943 in Schlesien in der Dynamitfabrik in Christianstadt eintraf und zur Arbeit gezwungen wurde. Erst 1945 konnte er wieder in seine Heimat zurück.

Im Jahr 1999 hatte sich Frans Raspé selbst an die Gemeinde gewandt, den Kontakt gesucht und sich vor Ort umgesehen. „Ich hasse nicht die Deutschen, aber ich hasse die Nazis“, hatte er gesagt. Auf Einladung des Ortsvereins Bergholz-Rehbrücke weilte er im September 2000 wieder in der Gemeinde und berichtete in der vom Verein initiierten Veranstaltungsreihe „Wider das Vergessen“ von seinem damals unfreiwillig begangenen Weg.

2005 schließlich regte der Ortsverein an, eine Gedenktafel für dieses Lager aufzustellen – mit Spendenmitteln setzten Nuthetaler Künstler den Plan um. Frans Raspé enthüllte die Tafel am Fußweg neben der Arthur-Scheunert-Allee zwischen Verdistraße und Bahnübergang. Gegenüber, auf dem späteren Spezialbaugelände war das Lager. Züge brachten über ein Anschlussgleis während des 2. Weltkrieges vorwiegend westeuropäische Zwangsarbeiter von der Wetzlarer Bahn direkt in das Lager, von wo sie in Rüstungsbetriebe gezwungen wurden. Einige Male war die Tafel Ziel sinnloser Zerstörungswut – 2008 wurde die Gedenktafel an einen sichereren Platz am Bahnhof Potsdam-Rehbrücke versetzt.

Bereits 2005 hatte sich Frans Raspé fest vorgenommen, Bergholz-Rehbrücke noch einmal zu besuchen. „Ich habe hier gute Freunde gefunden“, sagte er. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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