Potsdam-Mittelmark: Reif für die Presse
Der erste Schritt zur Abwrackprämie führt über einen Autoverwerter vor Ort
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Stahnsdorf - Fahrzeugbrief, Zulassung und das Schrottauto, zählt Christian Kübler auf. Mehr braucht man nicht, um bei ihm „das gute Stück“ – einen Verwertungsnachweis für das alte Auto – zu bekommen. Dafür gibt es im Gegenzug die 2500 Euro vom Staat. Kübler führt in Güterfelde einen anerkannten Demontagebetrieb, der Fahrzeuge nach Paragraph 15 der Fahrzeug- und Zulassungsordnung verschrotten darf. Seit Bekanntwerden der Abwrackprämie hofft die Branche auf einen erfreulichen Jahresstart.
Um die Autoindustrie zu beleben, zahlt der Staat jedem Käufer eines Neu- oder Jahreswagens seit dem 14. Januar Bares für mehr als neun Jahre alte Autos. An dieser Stelle kommt der Autoverwerter ins Spiel, erklärt der 49-jährige Kübler und lehnt sich in seinem Bürostuhl zurück. Schon seit 1990 betreibt er seinen Betrieb. Neben der Autoreparatur spezialisierte er sich auch auf deren Verwertung. „Das“, sagt Kübler und zeigt auf ein ordentlich gerahmtes Blatt Papier neben seinem Schreibtisch, „ist das Zertifikat“.
Mit einem Griff hat der 49-Jährige auch einen Verwertungsnachweis aus einer Schublade gezogen: Acht Blätter in rot, orange, blau und weiß. „Nur mit diesem Nachweis bekommen sie die Prämie“, sagt Kübler und empfiehlt: „Lieber auf Nummer sicher gehen, auch in unserer Branche gibt es schwarze Schafe.“
Selbst das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, welches über die Prämie entscheidet, warnt über ihre Telefon-Hotline: „Es muss sichergestellt sein, dass das Fahrzeug wirklich verschrottet wird.“ Schon feine Unterschiede im Paragraphendschungel der Schrotthändler können den Antrag scheitern lassen. So gibt es Autoverwerter und Altauto-Annahmestellen, doch nur erstere entsprechen den Bafa-Anforderungen.
Ist der Entschluss für einen Neuwagen gereift, geht es bei Kübler ganz schnell mit dem Alten: „Zu zweit brauchen wir einen Tag zum Zerlegen.“ Sämtliche Flüssigkeiten werden abgelassen, Batterie und Reifen entsorgt, letzte funktionstüchtige Teile ausgebaut. „Dann ist das Auto reif für die Presse in Brandenburg“, erklärt Kübler. Durchaus sei es möglich, dass Verwerter für den alten Wagen noch etwas zahlen – zusätzlich zur Abwrackprämie: „Das ist vom Verhandlungsgeschick des Kunden abhängig“, sagt Kübler. Ein „Himmelreich“ könne man nicht erwarten. Im Gegenteil: Ist das Auto alt und klapprig, kann der Verwerter auch Geld für die Verschrottung verlangen.
Mit ausgehändigtem Nachweis, den alten Nummernschildern sowie Fahrzeugbrief und -schein muss der alte Wagen bei der Zulassungsstelle abgemeldet werden. Ist der Neue gekauft, muss er auf den Halter des Altautos angemeldet werden. Nur dann hat man eine Chance auf die Prämie. Allerdings gibt es sie nur begrenzt: Gezahlt werden bis Ende des Jahres insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Das soll für rund 600 000 Autos reichen.
In Panik sollte deshalb niemand verfallen, meint Kübler. Denn noch sei der große Ansturm auf die Schrotthändler der Region ausgeblieben. Tobias Reichelt
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