Potsdam-Mittelmark: Reinfall mit Feuerwehrdepot
Michendorfer Neubau mit massiven Baumängeln / Schuldfrage ungeklärt
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Michendorfer Neubau mit massiven Baumängeln / Schuldfrage ungeklärt Von Henry Klix Michendorf. Das ein Neubau sich setzt, dass es dabei klitzekleine Risse im Mauerwerk geben kann, ist für Bauexperten eine Binsenweisheit. Ruhig bleiben, das lässt sich kitten, wird Bauherren in solchen Fällen für gewöhnlich empfohlen. Wenn die Risse allerdings eine Länge von vier Metern bekommen und nach anderthalb Jahren immer noch größer werden, ist Skepsis angesagt. So auch beim Neubau des Michendorfer Feuerwehrdepots. Das Gebäude an der Potsdamer Straße war bei seiner Einweihung im Juni vorigen Jahres der Stolz der Feuerwehrleute aus dem Ort. 600000 Euro wurden verbaut, was jetzt passiert, finden die Freiwilligen „nicht mehr lustig“. Den Beschwichtigungen des beauftragten Planungsbüros aus Berlin-Schönefeld, dass es sich bei den Rissen um Setzungsschäden handelt, über die man sich nicht beunruhigen braucht, will auch in der Michendorfer Bauverwaltung niemand mehr Glauben schenken. Eigene Prüfungen ergaben, dass es massive Fehler an der Gebäudekonstruktion gibt, die sich durch die von den Planern empfohlenen Schönheitsreparaturen nicht beseitigen lassen. Vielmehr sind wohl nochmal zweiwöchige Bauarbeitern erforderlich, wie es heißt. Dort, wo das Mauerwerk den größten Belastungen ausgesetzt wird, gibt es auch die schlimmsten Schäden: Zu Testzwecken gesetzte Gipsplomben sind inzwischen auseinander gebrochen. Vier Meter lange Risse in einer Breite von einem halben Millimeter gibt es in der Fahrzeughalle, drei Meter lange und fingerdick auseinander klaffende im (der Halle angefügten) Sozialtrakt. Ursache ist nach bisheriger Prüfung, dass das Mauerwerk nicht mit der tragenden Stahlkonstruktion verbunden wurde. Die dazu in der Konstruktion vorgesehenen Schienen wurden offenbar einfach nicht eingebaut, die dabei an der Verblendung entstandene, drei Zentimeter breite Lücke provisorisch verkleidet. Pfusch also an der Statik, der mittelfristig zu massiven Schwammschäden führen kann. „Ein Armutszeugnis bei einem so einfachen Bau“, so Bauamtsleiter Karl-Heinz Oed. Kopfschütteln am Dienstagabend auch in der Michendorfer Gemeindevertretung. Wie drei Kontrollinstanzen – dem Planungs- und Bauleitungsbüro, dem Statiker und dem unabhängigen Prüfstatiker des Landkreises – soviel entgehen kann, ist den Mandatsträgern unklar. Regelrecht verärgert zeigte man sich, dass es seitens des mit dem Bau beauftragten Planungsbüros und seitens des Prüfstatikers vom Landkreis bei der Ursachenforschung bislang keine Kooperation gab. Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten werden hin und her geschoben, der Schuldige blieb so bislang im Dunkeln. Die Tücken des Baus wurden bisher nur von Mitarbeitern des Bauamts analysiert, eine Stellungnahme des Prüfstatikers steht aus. Womöglich muss nun ein unabhängiger Gutachter eingesetzt werden, damit die Verwaltung ihre Forderungen gerichtlich durchsetzen kann. Der Prüfstatiker hatte schon bei der Rohbauabnahme ungewöhnliche Mängel entdeckt, die auch beseitigt wurden. Damals schon hätten alle Alarmglocken schrillen müssen, heißt es aus der Bauverwaltung – doch die wirklich groben Versäumnisse wurden nicht entdeckt. Die fehlenden Schienen waren offenbar gar nicht angeliefert worden – auch hier ist nicht geklärt, warum weitergebaut wurde. Da ist es ein schwacher Trost für die Feuerwehrleute, dass das anfangs leckende Flachdach des neuen Depots inzwischen wieder geflickt wurde. Offenbar scheint das ganze Projekt bis dato unter keinem guten Stern zu stehen. Eine baufällige aber historisch wertvolle Fachwerkscheune auf dem Bauplatz musste weichen, der örtliche Heimatverein hatte reichlich Tränen darüber vergossen. Und nun stellte sich auch noch heraus, dass das ganze Haus zu klein konzipiert ist. Die Lagerkapazitäten reichen nicht aus. Für Bindemittel, Entsorgungsbehälter und Ausrüstungsgegenstände wird Platz gebraucht. An der Giebelseite soll deshalb ein Container aufgestellt werden. Die Gemeindevertreter genehmigten eine auf zwei Jahren befristete Aufstellung, bis dahin soll geklärt sein, ob man das Problem durch einen Anbau oder Raumkapazitäten an anderer Stelle löst. Dabei hatte es noch beim Richtfest geheißen, der Neubau sei großzügig konzipiert: Statt drei sind zum Beispiel vier Fahrzeugstellplätze entstanden. Der Fehler liegt hier wohl nicht bei den Bauleuten
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