
© B. Stelley
Gestohlene Sättel in Potsdam-Mittelmark: Reiterhöfe rüsten auf
In Potsdam-Mittelmark werden immer mehr Sättel gestohlen, der Schaden geht in die Tausende. Pferdeliebhaber in der Region sind beunruhigt.
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Potsdam-Mittelmark - Auf den Reiterhöfen in der Region geht die Angst um. Der Anlass: Seit Wochen werden immer wieder teure Sättel aus den Ställen gestohlen. „Wir haben unseren Mitgliedern geraten, ihre Sättel mit nach Hause zu nehmen“, sagt Monika Tilger vom Pferdesportverein in Stahnsdorf. „Uns wurden auch schon Sättel geklaut“, sagt Tilger. „Es waren nicht viele, aber der Schaden ging in die Tausende.“ Die Diebstahlserie der vergangenen Wochen mache vorsichtig. „Da es so viele Reiterhöfe in der Nachbarschaft getroffen hat, haben wir uns entschieden, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen“, sagt Tilger. „Ich bin es einfach leid.“ Sicherheitstüren und Alarmanlagen sollen künftig Einbrecher vom Hof und den Sattelkammern fernhalten.
Betreiber von Reiterhöfen sollten misstrauisch gegenüber Fremden sein
Marion Jende vom Reiterhof Klaistow bei Beelitz vermutet bandenmäßiges Vorgehen der Täter. „Vor einem Monat waren zwei Männer bei uns, die nach Arbeit fragten“, sagt sie den PNN. „Sie wollten wissen, wo das Zubehör lagert und ob unser Hund auf dem Hof immer angeleint sei.“ Die Reitlehrerin geht davon aus, dass die Männer den Hof für einen späteren Raubzug auskundschaften wollten. Sie rät allen Betreibern von Reiterhöfen, besonders vorsichtig und misstrauisch gegenüber fremden Personen zu sein.
Auch die Stahnsdorferin Monika Tilger hat erlebt, wie Unbekannte versuchten, Informationen über ihren Pferdesportverein zu erhalten. „Da kommt dann vermeintlich der Vater mit dem Sohn und fragt nach Reitstunden, ist dann aber nie wieder zu sehen.“ Tilger geht zudem davon aus, dass die Täter im Auftrag handeln. „Es macht stutzig, wenn von einem Hof nur Zubehör für Turnierponys gestohlen wird“, sagt sie. Auf ihrem Hof sind die Angestellten und auch die Mitglieder zur Wachsamkeit aufgerufen worden. „Man kennt sich ja unter den Mitgliedern und wenn hier jemand auftaucht, der sich komisch verhält, schaut man genauer hin.“
Mehr Satteldiebstähle als im Vorjahr
Die Kriminalstatistik gibt den Betroffenen zumindest zum Teil Recht, dass in der Region derzeit vermehrt Sättel gestohlen werden. 2014 sind die Satteldiebstähle im Vergleich zum Vorjahr angestiegen, sagt Karina Schulter vom Landeskriminalamt (LKA) in Eberswalde. 2013 wurden in Brandenburg 24 Fälle registriert, 2014 waren es 49. Im Gesamtvergleich zu anderen Diebstahlsdelikten bewegten sich die Zahlen jedoch auf weiterhin niedrigem Niveau, heißt es aus dem LKA. So machten die Diebstähle von Reitausrüstung etwa 0,06 Prozent aller Diebstähle aus.
Den Geschädigten hilft die Statistik wenig. Denn nicht jede Versicherung übernimmt den Schaden. „Ein angepasster Sattel kostet zwischen 1500 und 3000 Euro“, sagt Lisa Bolte vom Landesverband für Pferdesport in Berlin-Brandenburg. Eine zusätzliche Versicherung sei daher beinahe Pflicht. „Der Sattel ist nach dem Pferd das Teuerste und wenn eine Kammer mit Sätteln voll hängt, dann kann man sich vorstellen, was da für ein Wert zusammen kommt.“
Sättel sollten codiert werden
Obwohl ein Sattel üblicherweise für Pferd und Reiter angepasst ist, lässt sich das Diebesgut recht einfach weiterverkaufen. „Ein guter Sattel kann durchaus 30 Jahre genutzt werden“, sagt Marion Jende aus Klaistow. „Außerdem kann ein Sattel ohne weiteres einem anderen Pferd angepasst werden.“ Das bestätigt auch Monika Tilger. „Geklaut werden aber die hochwertigen“, sagt sie. „Die Diebe wissen ganz genau, ob es echter Schmuck an den Sätteln ist oder nicht.“ Kostet ein Sattel beispielsweise 5000 Euro, brauche es nicht viele, um einen Schaden im fünfstelligen Bereich zu verursachen.
Einen hundertprozentigen Diebstahlschutz gibt es allerdings wohl nicht. Der Landespferdesportverband rät, die Sättel codieren zu lassen, ähnlich wie beim Fahrrad. „Das schützt zwar nicht vor Diebstahl, macht den Sattel aber schwerer verkäuflich“, so Verbandssprecherin Bolte. Hilfe komme auch von der Polizei, so Tilger. Die Codierung der Sitzgelegenheiten werde gut angenommen. Das mache den Wiederverkauf für die Diebe schwerer und schrecke vielleicht auch manchen Dieb ab.
Wichtig ist auch das Netzwerk unter den Pferdeliebhabern. Laut Tilger gibt es einen engen Kontakt zwischen den Reiterhöfen in der Region. „Passiert irgendwo was, klingelt gleich das Telefon und man weiß Bescheid“, sagt sie. „Auf facebook gibt es die Gruppe Stoppt-den-Sattelklau“, sagt die Reiterin Marion Jende aus Klaistow. Das schütze zwar nicht, mache die anderen Hofbesitzer aber immerhin aufmerksamer.
Diebstahl in der Trainingszeit: Saison ist gelaufen
Besonders hart trifft es diejenigen, die sich den relativ teuren Sport gerade so leisten können. Dabei geht es nicht nur um den Sattel an sich. Das Sportgerät muss ja noch an das Pferd angepasst werden. Auch der Sattler müsse bezahlt werden und dies dauere seine Zeit, sagt Jende. Die Folgekosten werden in der Regel aber nicht von der Versicherung bezahlt.
Einfach darauf verzichten geht aber auch nicht. Ein unangepasster Sattel könne das Pferd schließlich krank machen, so Jende. Besonders hart kann es ambitionierte Reitsportler treffen. Passiere ein Diebstahl in der Trainingszeit, sei die Saison gelaufen, sagt Lisa Bolte vom Landespferdesportverband. Das sei dann mitunter keine Kleinigkeit mehr. „Immerhin verdienen einige Reiter ihr Geld mit Turnieren.“
Björn Stelley
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