
© Ute Kaupke
Potsdam-Mittelmark: Rekordjagd mit der Seifenkiste
Der 68-jährige Hans-Henning Pharao freut sich auf das Rennen am Samstag
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Nuthetal - Hans-Henning Pharao sollte eigentlich nur helfen und an der Seifenkiste des Nachbarjungen etwas schweißen. Nein, selbst bauen oder gar beim ersten Bergholzer Seifenkistenrennen 2010 an den Start gehen, wollte er nicht. Aber dann lag er nachts wach und überlegte. Einen Tag vor dem Rennen suchte der pensionierte Bauschlosser in seiner Werkstatt dann doch alle möglichen Einzelteile zusammen und verschweißte sie zu seiner Seifenkiste. „Am Renntag wuselte er schon um früh halb drei in der Wohnung rum", erinnert sich Ehefrau Marlies, die eigentlich an eine Überraschung gedacht hatte. Hans-Henning Pharao vollendete indes den letzten Anstrich mit 30 Jahre alten Farbresten an seinem Rennmobil.
Natürlich war die Farbe am Start noch nicht getrocknet – später klebte sie an Hosen und Händen. Teigtöpfe aus einer alten Saarmunder Bäckerei waren als Windabweiser an der Seifenkiste angebaut. Ein alter Küchenstuhl, die Füße abgesägt, diente als Rennsitz. Sicherheitshalber fuhr Pharao vorerst nur allein – und belegte auf Anhieb den ersten Platz in der Fun-Klasse.
Am morgigen Samstag ist der 68-Jährige wieder dabei beim nunmehr 3. Bergholzer Seifenkistenrennen – mit einem völlig neuen Rennwagen wird er die abschüssige Schlüterstraße bei einer Geschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern hinuntersausen. Seine erste Seifenkiste hat Pharao inzwischen zerlegt – im vergangenen Jahr konnte er mit ihr keinen Sieg erringen, obwohl er sie noch einmal mit schmaleren Rennrädern versehen hatte.
Als im Januar auch der Ortsverein Bergholz-Rehbrücke, der die Monatszeitschrift „Der Nuthe-Bote“ herausgibt, um Bauhilfe für ein eigenes Fahrzeug bat, erklärte Pharao kurzerhand: „Dann fahre ich eben für den Nuthe-Boten“. Aus Sympathie und Achtung für die Begründerin der Zeitschrift, Erika Haenel, wie er sagte. Der Wagen bekam eine entsprechende Aufschrift. Nachbarsjunge Fabian vom Lehn fährt die neue Pharao-Kiste in diesem Jahr als Zweitpilot.
Marlies Pharao sieht die „Rennkarriere“ ihres Ehemanns locker. „Wir sind 45 Jahre verheiratet, man kennt sich. Wenn er Freude dran hat, soll er es machen", lacht sie. Seine Fingerfertigkeit trainiert der Ruheständler seit Jahren vor allem bei der Reparatur von Uhren. Auf 60 Stück ist seine Sammlung schon angewachsen. Gern führt er Gästen einige davon in der liebevoll eingerichteten Bauernstube mit vielen alten und nützlichen Dingen des bäuerlichen Lebens vor – sie ist sein Museum.
„Ein Glück dass wir ihn bei uns haben“, sagt Ingo Zeutschel, Vorsitzender des Fördervereins Groß und Klein, der das Rennen organisiert, über den 68-Jährigen. Er sei immer zur Stelle, wenn es an den Nuthetaler Seifenkisten etwas zu schweißen gibt. Gestartet wird am morgigen Samstag ab 10 Uhr in mehreren Kategorien von einer zwei Meter hohen Rampe auf der Schlüterstraße kurz vor der Eisenbahnbrücke – insgesamt ist die Strecke 200 Meter lang.Ute Kaupke
Ute Kaupke
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