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Aus dem GERICHTSSAAL: Rekruten misshandelt und in ihrer Ehre gekränkt

Angeklagter Ex-Leutnant der Bundeswehr gestand die Taten / 14 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung

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Aus dem GERICHTSSAALAngeklagter Ex-Leutnant der Bundeswehr gestand die Taten / 14 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung Beelitz - Wegen Misshandlung von Untergebenen, Nötigung sowie entwürdigender Behandlung verurteilte das Amtsgericht gestern einen ehemaligen Leutnant der Bundeswehr zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten auf Bewährung. Gordon B. (25) wird vorgeworfen, als Zugführer in einer Beelitzer Kaserne aus persönlicher Verärgerung Grundwehrdienstleistende schikaniert und bloßgestellt zu haben. Die Vorfälle sollen sich rund um ein Biwak Ende Februar 2003 ereignet haben. So habe der Offizier u. a. einen Soldaten an seiner Koppeltragehilfe zu Boden gerissen und über die Erde geschleift. Einen anderen – er war beim Waffenreinigen eingeschlafen – habe er durch einen kräftigen Schlag auf den Rücken geweckt. Auf dem Truppenübungsplatz Lehnin – so die Anklage – schubste der Zugführer einen Rekruten mit voller Wucht gegen eine Dixi-Toilette. Danach habe er dessen Ausrüstungsgegenstände im Schlamm verteilt. Der Soldat musste sie robbend einsammeln, angefeuert von zwei extra herbeigeorderten Bundeswehrangehörigen. Ein 17-Jähriger, der nach einer großen Anzahl Liegestütze kraftlos zusammenbrach, soll von dem Angeklagten gezwungen worden sein, weitere Übungen auf dem mit Hühnerbrühe verunreinigten Fußboden zu absolvieren und ihn danach sauberzuschrubben. Ein anderer soll auf Befehl des Angeklagten – mit Schutzanzug und Gasmaske – mit ausgebreiteten Armen 15 Minuten auf einem Tisch stehend verbracht, sich danach mindestens 30 Minuten im Entengang bewegt haben. Um zu verhindern, dass die Rekruten verbotene Gegenstände im Biwak mitführten, habe der Angeklagte ihnen befohlen, sich in der Februarkälte bis auf die Unterhose zu entkleiden, um die Ausrüstung zu durchsuchen. Ferner soll er einem Soldaten eine Auszeichnung der besonderen Art, „Verpisserlitze“ genannt, angeheftet und darauf bestanden haben, sie mehrere Tage lang zu tragen. „Das klingt ein bisschen so, als hätten Sie Spaß daran, andere zu quälen“, mutmaßte Amtsrichterin Judith Janik. „Hatten Sie in der Truppe nicht genügend Autorität?“ Gordon B. – groß und kräftig – wirkte wie das personifizierte schlechte Gewissen. „Es ist schlimm, das jetzt in gebündelter Form zu hören“, räumte er ein. „Es ist mir unerklärlich,wie es dazu kommen konnte.“ Er sei damals in einer Stress-Situation gewesen. Nach missglücktem Studium wieder in die Truppe gekommen, habe er sich als Versager gefühlt. Zudem sei er mit seiner Verantwortung überfordert gewesen. „Ich hatte zu oft freie Hand in meinen Entscheidungen. Da habe ich kraft meiner Arroganz manchmal die falschen gefällt“, gestand der ruhig und besonnen Wirkende. Allerdings habe es konkrete Anlässe für seine Verärgerung gegeben. Da sei zum einen der versprochene, dann jedoch widerrufene Urlaub gewesen, zum anderen wiederholte Disziplinlosigkeiten der Rekruten. „Ich hatte aber keine Freude daran, sie zu erniedrigen und möchte mich bei ihnen entschuldigen“, beteuerte der Angeklagte, der als Bewährungsauflage 300 Euro an eines seiner Opfer zahlen und 200 Stunden gemeinnützig arbeiten muss.Hoga

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