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Grausam zugerichtet. Ein 1,50 Meter hoher Zaun bot keinen Schutz für Rudi.

© KiG

Drama vor Weihnachten: Rentier Rudi von Hund zu Tode gebissen

Jeden Morgen läuft Klaus Kretzschmar auf die Wiese hinterm Haus in Teltow, um die kleine dreiköpfige Rentierfamilie zu begrüßen - seit dem Wochenende fehlt der Vater.

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Auf dem weitläufigen Domizil an den Teltower Hollandwiesen hat die Rentierfamilie seit sechs Jahren ein Zuhause. Die Tiere kommen Klaus Kretzschmar meist schon entgegen, doch an diesem Samstagmorgen waren es nur zwei, die ihm entgegentrabten. Kretzschmar wunderte sich, vermutete anfangs noch, Rentier Rudi sei nur etwas zu faul, um sich von seinem Platz zu erheben. Doch als der Rentier-Halter nähertrat, sah er im Bereich des Bauches eine rote Fleischwunde, aus der Gedärme heraushingen. Die Tragödie muss sich in der Nacht abgespielt haben, sagt Kretzschmar. Er nimmt an, dass ein freilaufender Hund über das Tor gesprungen ist und den Rentier-Vater so grausam zugerichtet hat. „Der hat richtige Stücke rausgerissen und dann gefressen", stellte Kretzschmar fest.

Einen Übergriff von Wölfen schließt er aus. Auch Jagdpächter Horst Rambusch hat in der Region noch keine Spuren von Wölfen gesichtet und glaubt ebenso, dass es ein freilaufender Hund war. „Wildernde Hunde haben in den vergangenen Jahren besonders dem Rehwild zugesetzt“, berichtet er. Regelmäßig werde Wild in auch in seinem Revier, das auf der anderen Seite der Ruhlsdorfer Straße liegt, von freilaufenden Hunden und Reitern gestört. Im letzten Jahr hatten gleich mehrere Hunde abermals ein Reh zu Tode gehetzt. Rambusch ärgert sich seit Jahren darüber, dass die meisten Halter die Leinenpflicht ignorieren. Auch Anwohner hätten sich schon mehrfach über streunende Hunde beschwert, manche bei der Polizei. Doch die sei für solche Fälle nicht zuständig, sagt Rambusch, das sei Sache des Ordnungsamtes, das aber immer nur auf die städtische Hundesatzung verweise. „Doch in diesem Bereich hier kontrollieren die keine Leinenpflicht.“ Horst Rambusch ist überzeugt, dass sich die Wildtiere aus der Region zurückgezogen haben, weil sie zunehmend durch freilaufende Hunde gestört werden.

Klaus Kretzschmar ist verbittert. „Der Rudi war so zahm, mit dem konnte ich auf dem Gelände spazieren gehen.“ Auch Kinder und Spaziergänger standen oft vor der Koppel, weil Rentier Rudi ohne Scheu auch mal bis zum Zaun kam. Noch im letzten Jahr gab es Streit mit der Stadtverwaltung über die Höhe des Zaunes. Eine Baugenehmigung sei nötig für einen 1,80 Meter hohen Zaun, doch die verweigerte die Stadt dem Hobbyrentierhalter mit dem Hinweis, die Viehhaltung im Landschaftsschutzgebiet könnte überhandnehmen (PNN berichteten). Allerdings zielte die Kritik der Stadtverordneten vor allem auf die Pferdehaltung. Nun wurde Rentier Rudi eine Zaunhöhe von 1,50 Meter zum Verhängnis, die ein großer Hund leicht überwinden kann. Dass inzwischen ringsum noch mehr Koppeln für Pferde hinzugekommen sind, seit die Bahn ihr Land am Pappelwäldchen verpachtet hat, scheine indes niemanden in der Verwaltung zu stören, meint Kretzschmar. 

Kirsten Graulich

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