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Potsdam-Mittelmark: Rentner in die Schule

Mit dem Projekt „Alter engagiert sich für Zukunft“ sollen sich Senioren, Kinder und Jugendliche näher kommen

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Mit dem Projekt „Alter engagiert sich für Zukunft“ sollen sich Senioren, Kinder und Jugendliche näher kommen Teltow - Statt kopfschüttelnd vor bunt besprühten Wänden zu stehen und über die „verdorbene Jugend“ zu schimpfen, haben jüngst in Bielefeld Senioren selbst zur Spraydose gegriffen. Bei einem Kurs wurde den 68 bis 89 Jahren alten Herrschaften Sprühtechniken an Stellwänden beigebracht. Was in Westfalen funktioniert, sollte auch in Teltow gelingen: „Die Generationen müssen sich wieder näher kommen“, wünscht sich Traute Pätzold von der Akademie „2. Lebenshälfte“. „Alter engagiert sich für Zukunft“ ist daher ein Projekt überschrieben, das alt und jung zusammenführen soll. Die Idee: Aktive Senioren sollen sich in Schulen und Kitas einbringen, indem sie an Projekten mitwirken, Nachhilfe geben, auf Wandertagen begleiten oder als Zeitzeugen Geschichte vermitteln. „Es gibt viele Senioren, die über die Energie, ausgeprägte soziale Kompetenzen und vielfältige Erfahrungen verfügen“, rührt Projektbetreuerin Pätzold die Werbetrommel. Andererseits gehe es auch darum, Ältere nicht aufs Abstellgleis zu schieben, sondern sie ins gesellschaftliche Leben zu integrieren. „Es ist schön zu wissen, dass man noch gebraucht wird“, bestätigt Gudrun Primus. Die 59-Jährige Rentnerin gibt leseschwachen Kindern an der Otto-Nagel-Gesamtschule in Bergholz-Rehbrücke Nachhilfe. An der Teltower Realschule beginnt im August ein Projekt, in dem Schüler zusammen mit dem Heimatverein die Geschichte des Flugwesens in Ruhlsdorf vor dem Ersten Weltkrieg aufarbeiten. Der Generationen-Grenzgang, der seit dem vergangenen Jahr als SAM-Projekt von der Akademie „2. Lebenshälfte“ initiiert wird, findet selbst im brandenburgischen Bildungsministerium Beachtung. Beim Bemühen, die Idee der Ganztagsschulen mit Leben zu füllen, werden tatendurstige Senioren als willkommene Hilfe gesehen. „Landesseniorenrat und Bildungsministerium haben sich drauf verständigt, dass mit Schulen verstärkt derartige Kooperationsverträge geschlossen werden“, sagt Ingrid Witzsche, Akademie-Leiterin in Teltow. „Schulleiter müssen nachvollziehen, dass ihre Schule kein abgeschlossenes System ist“, wirbt sie für mehr Aufgeschlossenheit. Nicht ohne Grund: Noch werde an vielen Schulen verhalten auf das Angebot der Senioren reagiert. „Die Anfragen werden interessiert zur Kenntnis genommen, doch bis zu konkreten Projekten ist es ein mühsamer und langer Schritt“, bedauert Witzsche. „Dass die Jungen auf die Alten schimpfen und umgekehrt, war schon früher so“, meint Traute Pätzold. Doch heute stünden sich die Generationen bereits im Berufsalltag immer seltener gegenüber, um Verständnis zu wecken, Erfahrungen zu tauschen und um gegenseitigen Respekt zu erlangen. Gerade in der Teltower Region, die sich als Technologie- und Dienstleistungsstandort profilieren will, zeichne sich der Arbeitsmarkt durch überwiegend junges Personal aus. „Unser Projekt wird keine Massenbewegung auslösen, auf der jung und alt aufeinander zulaufen“, weiß Witzsche, „aber es wird Wege der Verständigung zeigen.“

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