Potsdam-Mittelmark: Rentnern droht Umzug
Teltow will Seniorentreff an freien Träger übergeben
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Teltow - Schon über 100 Unterschriften haben sie gesammelt, die Senioren aus Teltow. „Wir möchten hier bleiben“, sagt Gisela Greiner und klopft mit dem Finger auf einen Tisch im Teltower Bürgerhaus. Seit knapp fünf Jahren ist der Seniorentreff in dem großzügigen Haus mitten in der Teltower Altstadt untergebracht. Jeden Tag in der Woche steht den Rentnern das Haus offen, um hier in der Gemeinschaft zu essen, zu singen, zu tanzen, Karten zu spielen, Sport zu treiben oder Näharbeiten zu erledigen. Jetzt droht der Umzug, weil Teltow sparen will. Doch wirklich sparen würde die Stadt kaum, sagt Greiner und die Senioren sind sauer.
„Es geht um 1100 Euro im Jahr“, rechnet Greiner vor, die sich im Klubrat des Seniorentreffs engagiert. Seit 22 Jahren unterstützt die Stadt die Arbeit des Klubs. „Darauf sind wir alle stolz“, sagt Greiner. Doch im Sommer überbrachte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) die schlechte Nachricht: Teltow will den Seniorentreff in freie Trägerschaft übergeben, um zu sparen. Ein Umzug aus dem Bürgerhaus wäre unausweichlich.
Als einziger freier Träger hat die Arbeiterwohlfahrt aus Teltow (AWO) eine Bewerbung im Rathaus eingereicht. Statt wie bisher 53 000 Euro im Jahr – zum Beispiel für eine Seniorenbetreuerin oder viele verschiedene Kursleiter – würde die Stadt für die Dienste der AWO jährlich 51 900 Euro zahlen. „Das sehen wir nicht ein, das ist doch keine Einsparung“, sagt Greiner. „Dafür sollen wir hier wegziehen?“, fragt sie. Das Angebot der AWO sei nicht schlecht, aber die Räume in der Potsdamer Straße keine Alternative zur jetzigen Bleibe im Bürgerhaus. „Wir sind hier im Grünen.“ Die Senioren fühlten sich in der Altstadt wohl. Vor der Tür hält der Bus, ein Hof lädt zum Grillen ein, es gibt einen großen Saal. „Der Chor hat angekündigt sich aufzulösen, sollten wir wirklich umziehen müssen“, erzählt Greiner. Viele andere sehen es ähnlich.
Am Montagabend wurde im Teltower Sozialausschuss über den Umzug der Senioren beraten. Denkbar knapp wurde die Vorlage mit einem Stimmenpatt abgelehnt. Die endgültige Entscheidung der Stadtverordneten steht noch aus, mahnt Greiner. Die Zeit rennt. „Zum 1. Januar sollen wir schon umziehen.“ Es wäre bereits der vierte Umzug in der Geschichte des Seniorentreffs. „Es kann doch nicht sein, dass alles so überhastet gemacht wird“, beklagt sie sich.
Zuletzt hatte Bürgermeister Schmidt den Senioren zugesichert: „Wenn ihr wollt, dann könnt ihr im Bürgerhaus bleiben, wenn die Stadtverordneten es so beschließen“ – vor allem der Nachsatz ärgert Greiner und den Rest des Klubrates. „Damit bleibt alles offen.“ Um den drohenden Umzug abzuwenden, haben die Senioren einen Sparplan entworfen: Sie könnten zum Beispiel ein wenig Eintritt nehmen, sagt Greiner. Dann könnte die Stadt auch sparen. Tobias Reichelt
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