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Potsdam-Mittelmark: Rettende Stromstöße
Als Erster an der Unfallstelle und kein Defibrillator an Bord. Das Problem hat die Langerwischer Feuerwehr jetzt nicht mehr
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Michendorf - Es ist eine Frage von Sekunden: Schon mehrmals waren die Feuerwehrmänner aus Langerwisch als Erste an einer Unfallstelle und warteten auf den Rettungswagen, der andernorts im Einsatz war. Denn der hat einen Defibrillator an Bord, mit dessen Stromstößen ein Herztod verhindert werden kann. Seit Freitag verfügen die Langerwischer Feuerwehrmänner nun auch über solch ein Gerät, finanziert von einem Sponsor.
„Allein in diesem Jahr hätten wir das Gerät bei zwei Einsätzen dringend gebraucht“, sagte der Langerwischer Vize-Ortswehrführer Thomas Jung. So war im Juli ein Radfahrer, der auf der B2 ohne Licht unterwegs war, von einem Lkw erfasst worden. Die Feuerwehrmänner versuchten erfolglos, den Mann wiederzubeleben. Der Rettungsdienst traf fünf Minuten nach ihnen ein. Auch bei einem Notruf aus Michendorf hätten sie den Schockgeber dringend gebraucht. Dort war ein Mann nach einem Radunfall bewusstlos in seiner Wohnung umgefallen. Hier kam der Rettungswagen zehn Minuten später.
„Das Problem sind die Randzeiten zur Nacht hin“, sagt Zugführer Michael Königsmann. Ab 20 Uhr ist im Feuerwehrgerätehaus, in dem auch der Rettungsdienst untergebracht ist, nur noch ein Rettungswagen im Einsatz. Wenn der dann unterwegs ist und auch die Sanitäter aus Beelitz beschäftigt sind, müssten Kräfte aus Treuenbrietzen oder Potsdam anrücken – das dauert, so Königsmann. Um dennoch schneller helfen zu können, hat sich die Ortsfeuerwehr jetzt selbst um die Geräte gekümmert. Neben dem Defibrillator wurde auch ein sogenanntes Puls-Oximeter angeschafft. Damit werden der Pulsschlag, die Herzfrequenz und die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen. „So können wir für den Rettungsdienst wichtige Infos ermitteln, die Sanitäter können schneller reagieren“, sagt der Vize-Ortswehrführer. Gerade bei großen Unfällen, die sich immer wieder auf der nahen A 9 und dem südlichen Berliner Ring ereignen, sei das sehr wichtig. Sind viele Menschen verletzt – wie bei dem großen Busunglück im vergangenen Jahr, als ein polnischer Schulbus und vier Lastwagen auf der A 10 bei Michendorf verunglückten – könne die Feuerwehr die vielen Verletzten mit den Geräten mitversorgen.
Und auch für die eigenen Kameraden eignen sie sich: „Wir leisten schwere Arbeit, da kann auch einer von uns mal umfallen“, so Zugführer Königsmann. Mit dem Defibrillator an Bord fühle man sich sicherer, betonte auch die ehemalige Bürgermeisterin und Feuerwehrfrau Cornelia Jung. Zwar könne jeder Kamerad bei der Feuerwehr reanimieren, ein Defibrillator würde die Arbeit dennoch sehr erleichtern. Schritt für Schritt erklärt das Gerät auch Laien, was zu tun ist, zum Beispiel wie lange und wie stark reanimiert oder wann beatmet werden muss.
Gesponsert haben die zwei Apparate die Potsdamer Kabelbaufirma Elka und die Langerwischer Beleuchtungsfirma Mawa Design. Deren Geschäftsführer Martin Wallroth erhielt jüngst vom Landkreis einen Innovationspreis, das Preisgeld wurde direkt an die Feuerwehr weitergeleitet. „So bleibt das Geld im Kreis“, sagte Wallroth. Im nächsten Jahr sollen weitere drei Ortswehren der Gemeinde Defibrillatoren bekommen, die Kosten übernehme dann die Gemeinde, erklärte der Vize-Ortswehrführer.Eva Schmid
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