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Potsdam-Mittelmark: Riechen, Kauen und Kreuze setzen

Experiment gelungen: Zur Brandenburgischen Jungweinprobe gab es erstmals auch ein Sauvignon blanc

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Werder / Berlin - Farbe begutachten, riechen, einen Schluck auf der Zunge zergehen lassen, kauen und Kreuze setzen. 13-mal vollzogen die Gäste in der Brandenburgischen Landesvertretung diese Zeremonie. Traditionell war am Dienstagabend nach Berlin zur Probe der Brandenburgischen Jungweine eingeladen worden. 13 edle Tropfen aus den beiden Qualitäts-Anbaugebieten in Werder (Havel) sowie dem südbrandenburgischen Schlieben waren zu begutachten: Ein enormes Pensum, das auch die zahlreich vertretenen Königinnen des Weines, der Blüte und der Kirschen zu bewältigen hatten.

Das Fazit war positiv: Die Weinliebhaber können sich auf gute Tropfen des Jahrgangs 2006 freuen: Ein Resultat des guten Sommers, wie Werders Weinbergbetreiber Manfred Lindicke erläuterte. So sei der Rotwein diesmal besonders kräftig mit intensiver Färbung. Am Dienstag kam er noch frisch vom Fass, und einige Monate Reife werden ihm bestimmt noch gut tun. Der junge Weißwein 2006 zeichnet sich vor allem durch ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis und eine spritzige Nuance aus.

Erstmals konnte in diesem Jahr auch ein Sauvignon blanc aus Werder getestet werden. Traditionell vor allem in Frankreich oder Neuseeland beheimatet, ist dieser Weißwein in Werder wohl schon ein Vorbote des Klimawandels. Noch ist er hier eine absolute Rarität. Ganze 250 Liter gibt es in diesem Jahr vom Wachtelberg, doch seine Zukunft ist vielversprechend. Etwa 5000 Flaschen will Manfred Lindicke von künftigen Jahrgängen dieser Sorte anbieten. Der Müller-Thurgau ist dagegen ein Wachtelberg-Klassiker. Dessen leichte Sandböden geben ihm eine besondere Note, die am besten mit lindig zu beschreiben ist: ideal zum frischen Spargel.

Die Erträge an Rot- und Weißwein halten sich mittlerweile auf dem Wachtelberg die Waage. Ergänzt wird die Palette von einem Weißherbst-Roséwein und einem Rotling sowie einem Müller-Thurgau-Sekt. Insgesamt wird es vom Wachtelberg-Jahrgang 2006 etwa 50 000 Flaschen geben. Nur ein Zehntel dessen gibt es indes aus Schlieben, wo ein rühriger Verein die Tradition des Weinbaus am Leben erhält.

Ein solche Verein existiert auch in Werder unter Vorsitz von Jochen Schumann. Auch er hat seinen Anteil daran, dass der rund sechs Hektar große Weinberg mit seiner Straußwirtschaft mitten im Werderaner Stadtgebiet zu einer wichtigen Touristenattraktion geworden ist. „Es war eine richtige Entscheidung der Stadt, nach der Wende den Weinberg zu sichern und nicht als Bauland freizugeben“, blickte Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder zurück. Auch an den bevorstehenden Blütenfesttagen (28. April bis 6. Mai) lädt der Förderverein jeweils von 13 bis 19 Uhr zu Kostproben in die Straußwirtschaft auf den Wachtelberg ein.

Das meist ehrenamtliche Engagement für die Wiederbelebung der Weinbautradition verdiene alle Achtung, betonte der brandenburgische Staatssekretär Gerd Harms am Dienstagabend zu Beginn der 13 Weinproben. Die alljährlichen Präsentationen in der Landesvertretung sollen dazu dienen, den brandenburgischen Wein auch überregional noch bekannter zu machen. Königin Elisabeth II habe der halbtrockene Müller-Thurgau vom Wachtelberg bei ihrem Deutschland-Besuch im Jahr 2004 gut gemundet, wie es hieß. Und auch der mittelmärkische Landrat Lothar Koch schien am Dienstagabend dem Rebensaft nicht abgeneigt. Ob er allerdings im Testprotokoll alle Kreuzchen an der richtigen Stelle gesetzt habe – da war er sich am späten Abend nicht mehr so sicher.

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