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Potsdam-Mittelmark: Ringen um den Wasserpreis

Alternativen zu Potsdams Trinkwasser gesucht. Konkrete Pläne für ein eigenes Wasserwerk für Michendorf und Nuthetal

Von Eva Schmid

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Michendorf/Nuthetal - Die Pläne für den Bau eines eigenen Wasserwerkes, das künftig Michendorf und Nuthetal mit preiwerterem Trinkwasser versorgen könnte, gehen in die nächste Runde. Seit Jahren arbeitet der Abwasserzweckverband „Mittelgraben“ daran, sich von seinem bisherigen Hauptlieferanten, der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), und ihren teuren Trinkwasserpreisen abzunabeln (PNN berichteten). Ein hydrogeologisches Gutachten, das die Mittelmärkische Wasser- und Abwasser GmbH (MWA) in Auftrag gegeben hatte, gibt jetzt grünes Licht: Der Bau des Wasserwerkes hat demnach keine Auswirkungen auf ein Feuchtgebiet, das an dem von der MWA favorisierten Standort liegt.

Auf rund einem Hektar Fläche soll mitten in einem Wald nördlich von Michendorf und westlich der B 2 gebaut werden. Bisher hatte der Landesbetrieb Forst als Eigentümer des Areals befürchtet, dass der Wasserstand im Moorgebiet, dem Saugartenpfuhl, durch eine Wasserentnahme sinken könnte. Diese Sorge konnte nun ausgeräumt werden.

„Im nächsten Schritt werden wir jetzt mit dem Landesbetrieb Forst über den Kauf der Fläche verhandeln“, kündigte der Prokurist der MWA, Torsten Könnemann, an. Sollte es dabei zu einer Einigung kommen, könnte bei der Oberen Wasserbehörde das Genehmigungsverfahren vorangebracht werden. Zusätzlich müsste der Standort im Flächennutzungplan der Gemeinde Michendorf noch als Wasserstandort ausgewiesen werden.

Der Vorteil eines eigenen Wasserwerkes liegt für die MWA auf der Hand: Demnach könnte das Wasser „an der Übergabestelle“ zum halben Preis der Potsdamer Stadtwerke bereitgestellt werden. Derzeit beliefert der Potsdamer Betrieb Michendorf und Nuthetal mit rund 600 000 Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr. Das sind rund drei Viertel der Wassermenge, die beide Gemeinden für ihre Trinkwasserversorgung benötigen. Das restliche Wasser bezieht der Mittelgraben-Verband von zwei eigenen Wasserwerken, eines in Wildenbruch und eines in Tremsdorf. Ohne diese Wasserwerke wäre der Wasserpreis im Verbandsgebiet noch deutlich höher, sagte Könnemann.

Für die Potsdamer Wasserbetriebe hingegen seien stattliche Verluste zu erwarten: Bis zu 600 000 Euro Einnahmen pro Jahr würden ihnen fehlen, schätzte Könnemann. Ob das Auswirkungen auf die Wasserpreise der EWP-Kunden haben könnte, wollte der Potsdamer Wasserbetrieb am Freitag auf Anfrage nicht weiter kommentieren.

Das jetzt vorliegende Gutachten stärkt vor allem die Verhandlungsposition des Zweckverbands bei seinem Ringen um einen günstigen Trinkwasserpreis. Bis spätestens Mitte des kommenden Jahres will sich der Verband mit der EWP auf Preise für eine mögliche Vertragsverlängerung ab 2017 geeinigt haben. „Sollten wir bei den Verhandlungen nicht die gewünschten Resultate erzielen, läuft der Vertrag Ende 2016 aus und wir müssen alles so weit vorbereitet haben, dass der Bezug durch das eigene Wasserwerk gesichert ist“, erklärte MWA-Geschäftsführer Felix von Streit den PNN. Daher erkläre sich auch das zweigleisige Vorgehen. So stehe man im kommenden Jahr, falls es mit der EWP nicht klappe, nicht erst am Anfang der Vorbereitungen.

Bereits im Vorfeld prüfte die MWA, ob sie von ihrem zweiten Verband „Der Teltow“ oder Nachbarverbänden wie dem Ludwigsfelder „WARL“ oder dem Beelitzer „WAZ“ Trinkwasser bekommen könnte. Jedoch reichen dort die Kapazitäten nicht aus. Michendorf und Nuthetal würden täglich rund 2 000 Kubikmeter benötigen, erklärte Könnemann.

Zu den Plänen eines neuen Wasserwerks halten sich die beiden Gemeinden bisher eher bedeckt. Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) und die Nuthetaler Rathauschefin Ute Hustig (Linke) setzen nach wie vor auf die Verhandlungen mit der EWP. „Es geht nicht darum, um jeden Preis ein eigenes Wasserwerk zu errichten“, betonte Mirbach am Freitag auf Nachfrage. Ziel sei es, den Kunden hochwertiges und günstiges Wasser anzubieten. Auch im Nuthetaler Rathaus steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund: „So ein Wasserwerk rechnet sich erst nach Jahren, wir könnten mit Blick auf die aktuellen Preiserhöhungen die Verbraucher nicht noch mehr belasten“, so Hustig. Sie forderte zudem eine betriebswirtschaftliche Prüfung, die zeige, ob mit einem eigenen Wasserwerk wirklich günstigere Preise erzielt werden könnten.

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