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Rocken in der Komfort-Zone.

© My Molo

Mobile Hütten für Festivals: Rocken in der Komfort-Zone

Ein Start-up aus Groß Kreutz hat ein Mittel gegen Platzregen, Rückenschmerzen und warmes Bier. Sie bieten auf Festivals mobile Hütten an – für Besucher, die es bequem wollen.

Von Eva Schmid

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Groß Kreutz - Es ist der Horror jedes Festivalbesuchers: Es regnet in Strömen, das Zelt ist noch nicht aufgebaut, die Kleidung durchnässt, der Campingplatz ein Schlammfeld. Auch dem Berliner Nico Marotz ist das vor wenigen Jahren passiert. Er fühlte sich zu alt, um ein Wochenende in durchnässten Kleidern zu stecken, mitgebrachtes warmes Bier zu trinken und Rückenschmerzen von der alten Isomatte zu bekommen. Schnell war dem heute 31-Jährigen klar, dass Festivals mehr Komfort bieten müssten.

Marotz und zwei gute Freunde – alle drei leidenschaftliche Festivalgänger – kamen auf die Idee der mobilen Hütten. Sie erinnern an eine kleine Gartenlaube, nur moderner im Design. Von außen schick anzusehen, bieten sie Komfort auf vier Quadratmetern: Ausgestattet ist jede Hütte mit einem Bett für zwei Personen, einem aufklappbaren Tisch, Spiegel, Ventilator, Kühlschrank und Stromanschluss. Über ein kleines Fenster kommt Licht in die Kammer. Wer seine Ruhe haben will und Fenster und Türe schließt, lässt die Musik und den Lärm weitestgehend draußen. Die mobilen Lodges, wie das Unternehmen seine Erfindungen nennt, sind wärme- und schallgedämmt. Die Kosten für so viel Komfort sind nicht gering: Eine Hütte kostet um die 500 Euro Miete für drei Tage.

Man muss tiefer in die Tasche greifen

Fritz Ramisch ist überzeugt, dass Festivalbesucher bereit sind, tiefer in die Tasche zu greifen: „Wir glauben, dass das Geschäftsmodell großes Potential hat.“ Das muss der 29-Jährige mit Baseballkappe und durchtrainierten Oberarmen auch sagen. Immerhin hat das Gründerteam seine gut bezahlten Jobs aufgegeben. Nico Marotz war zuvor bei verschiedenen Online-Start-ups in Berlin tätig, Fritz Ramisch arbeitete als Online-Journalist und der 32 Jahre alte Matthias Schäfer, gelernter Tischler, hat zuletzt auf einer Bohrinsel gearbeitet. Schon lange hatten die drei, die sich noch aus der Schule kennen, die Idee, etwas Eigenes zu machen. Und es sollte etwas sein, mit dem sie sich gut auskannten.

Auf einem großen Hof in Groß Kreutz stapeln sich dünne Stahlwände. Hier werden die Hütten produziert. In Berlin hätten sie so eine große Gewerbefläche nicht entdeckt, im Potsdamer Umland seien sie fündig geworden.

Eine Hütte besteht aus sechs Außenwänden, die einfach zusammengesetzt werden können. Mit einem 40-Tonner sind die drei Unternehmer derzeit in ganz Deutschland unterwegs. Ihre Hütten standen bereits auf Festivals wie dem „Splash“ und dem „Melt!“ in einem stillgelegten Braunkohletagebau bei Dessau. Vor wenigen Tagen waren sie in Niedersachsen auf dem „Deichbrand“-Festival, es folgt noch das Open Air „Flair“ in Hessen und das „Ruhrpott Rodeo“, ein Punkfestival bei Bottrop. „Beim ,Ruhrpott Rodeo’ war die Nachfrage besonders groß, auch Punks werden älter“, sagt Ramisch und lacht.

Idee schnell umgesetzt

Das Start-up-Team hat seine Idee schnell umgesetzt. In einem Schrebergarten haben die drei Gründer im Mai vergangenen Jahres den Prototypen gebaut, der war noch aus Holz. „Die Idee zur Hütte kam uns durch viele Südseeurlaube“, so Ramisch. Dort lebe man in Strandnähe in einfachen, rustikalen Holzhäusern, die trotzdem sehr komfortabel seien. „Sowas passt auch in den Festivalrahmen.“ Doch Holz stellte sich schnell als zu schwer und zu teuer heraus. Um die Holzoptik zu erhalten, habe man sich für Klebefolie mit Holzlatten-Aufdruck entschieden, so Ramisch. Der Prototyp wurde auf zwei Festivals getestet. „Uns ging es vor allem darum, was die Veranstalter dazu sagen.“ Die waren begeistert und haben gleich mehrere Hütten bestellt.

Im Frühjahr dieses Jahres gründeten die Freunde das Unternehmen „My Molo“, eine Abkürzung für „My Mobile Lodge“. 32 Hütten werden dieses Jahr eingesetzt, in zwei Jahren sollen es schon 100 sein. Die Idee mit den Hütten auf Festivals ist nicht neu. Manche Veranstalter würden Ramisch zufolge Seecontainer bereitstellen, die seien aber nicht so gemütlich. Vor allem ausländische Festivalbesucher aus Schweden und den USA setzen auf den Komfort und hätten bisher gebucht. Sie verzichten auf Zelt, Schlafsack und Isomatte – in einem richtigen Bett zu schlafen, das ist erholsamer.

www.mymolo.de

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