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Open-Air-Probe. Bei Rock in Caputh gibt es Punk- und Hardrock von den Jungs.

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Potsdam-Mittelmark: Rock’n’Roll auf dem Schulweg

Stahnsdorfer Jugend-Band spielt in zwei Wochen auf dem Open-Air-Festival „Rock in Caputh“

Von Eva Schmid

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Stahnsdorf - Ein Einfamilienhaus reiht sich ans andere. An einem sonnigen Nachmittag in einer kleinen Stahnsdorfer Nebenstraße ist es ruhig und friedlich. In den Vorgärten blühen die Geranien. Plötzlich durchringt ein treibender Schlagzeugtakt das Vogelgezwitscher, Gitarrenriffs und eine Männerstimme wehen auf die Straße, schneller Punkrock.

„Early in the morning when I go to school, learning for a better life, that is what I do – but I have a dream, living for Rock’n’Roll.“ Wenn die vier Stahnsdorfer Musiker der Band „Boys Born Blond“ in ihrem Song von Rock’n’Roll träumen, verrät nur das Wörtchen Schule ihr wahres Alter. Drei der Jungs sind 16 Jahre alt, der Schlagzeuger erst 14. In zwei Wochen werden sie beim Festival „Rock in Caputh“ auftreten – als eine der jüngsten Bands, die jemals dort auf der Bühne standen.

Sie spielen Rock’n’Roll, Punk- und Hardrock. Ihre Texte handeln von allem, was Spaß macht, manchmal gehe es auch um „irgendwelche Mädchen“, erzählen die Sänger, Marlon Schielin und Robin König, lächelnd. Die beiden schreiben die Songs, zumindest die deutschen. „Bei den englischen helfen unsere Eltern.“ Sie tragen zu dem Erfolg der 2011 gegründeten Band einen wesentlichen Teil bei. „Die Väter von Marlon, Robin und dem Bassisten Paul haben früher auch in einer Band gespielt“, erzählt der Jüngste in der Gruppe, Marlon Behringer.

Einer von ihnen, Benedict Middeler, unterrichtet heute an der Musikschule in Stahnsdorf, hat die Bandmitglieder dort kennengelernt und zusammengebracht. Keiner ahnte, dass sie sich so rasant und ambitioniert entwickeln würden. Der Auftritt in Caputh ist ihr fünfter großer Auftritt. Zuvor waren sie beim Landesrockwettbewerb im Potsdamer Lindenpark, in dem Berliner Klub „Weisse Rose“, auf einem Musikfestival in Frankfurt (Oder) und im Affenclub in Kleinmachnow. Ihr Ziel: auf der Bühne von „Rock am Ring“ zu stehen. Dort standen schon ihre Vorbilder, die Punkbands „Offspring“, „Greenday“ sowie die Hard-Rock-Band „Guns N’ Roses“.

In ihrem Proberaum im Keller sind die Wände mit Decken abgehängt. Die Jungs schauen sich kurz an, nicken und brettern los. Sie spielen mit ernsten Gesichtern ihr Eröffnungslied „We are the Boys Born Blond“. Die Idee zu ihrem Namen hatte ein Vater, der sich daran erinnerte, dass früher ein Haarbleichmittel „Born Blond“ hieß. Der Bandname führe manchmal zu Missverständnissen. „Manche denken, wir sind eine Boygroup, andere denken, wir seien rechts“, erzählt Paul.

Während des Interviews wirken die vier Stahnsdorfer wie ihre Vorbilder: Sie machen Witze, antworten routiniert. Sänger Marlon setzt sich im dunklen Proberaum kurz die Sonnenbrille auf die Nase. Angst vor der großen Bühne haben sie nicht. Sie kennen das ja schon. Aber das Lampenfieber komme trotzdem einige Stunden davor. Bevor es losgehen soll, muss noch einiges geklärt werden: Wie viele Zugaben soll es geben? Soll sich die Band am Ende verbeugen? Sehr wahrscheinlich werden sie nach dem Konzert wieder ein paar Fans mehr auf ihrer Facebookseite haben.

Die Jungs haben Großes vor: „Wir wollen so lange wie möglich Musik machen“, sagt Robin. Alle vier wünschen sich eine professionelle Musikkarriere. „Vielleicht schaut bei Rock in Caputh ein Produzent vorbei, der uns gut findet“, hofft Robin. Auch wenn danach kein Plattenvertrag winkt – sie werden weiterhin von Rock’n’Roll träumen. Eva Schmid

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