zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Rogginello und Spirulina Bräu

Das Institut für Getreideverarbeitung servierte beim Tag des offenen Unternehmens Innovationen

Stand:

Nuthetal - Croissants, Muffins und Laugenbrezeln aus Roggen? Kaum vorstellbar bei der dunklen Farbe und der festen Krume, die für Roggenbrot so typisch sind. Doch am Samstag zum „Tag des offenen Unternehmens“ überzeugte das im Institut für Getreideverarbeitung (IGV) entwickelte Spezialmehl Rogginello mit seinen Produkten auch Liebhaber italienischer Backspezialitäten. Denn das zur Verkostung ausgereichte Ciabatta-Brot hatte die typischen mediterranen Eigenschaften: hell und locker. Zudem schmeckte es um eine Nuance saftiger und würziger als das Weizenprodukt.

Mit dem patentierten IGV-Roggenverfahren wird Roggen auch ohne Hilfe von Sauerteig oder Teigsäuerungsmitteln backfähig, erläuterte Olaf Bauermann, Bereichsleiter für Backwaren in dem Bergholz-Rehbrücker Institut. Frei von chemischen Zusätzen sind Backwaren aus Rogginello nicht nur saftiger als vergleichbare Weizengebäcke. Auch ihr Anteil an Ballaststoffen ist fast doppelt so hoch wie beim Weizen. In Zusammenarbeit mit der Bäko-Zentrale Nord wurde das Spezialmehl bereits auf den Markt gebracht. Doch das traditionelle Bäckerandwerk tue sich mancherorts noch etwas schwer mit solchen Neuerungen, hat Bauermann erfahren müssen. Gut möglich, dass da die jüngste Nachricht über Deutschlands Fettleibigkeit ein Umdenken bewirkt und die Rehbrücker Idee vom „Roggen-Burger“ vielleicht bald von Fastfood-Ketten aufgegriffen wird.

Denkbar wäre in naher Zukunft auch ein grünes Brot, denn die gesundheitsfördernden Wirkstoffe von Spirulina-Algen sind beeindruckend. Vorerst kamen Besucher am Samstag durch geringelte Kekse auf den Geschmack der grünen Fitmacher. 100 Gramm davon decken den Tagesbedarf von nahezu 60 Prozent aller essentiellen Aminosäuren, außerdem enthalten sie Vitamine und Mineralstoffe in hochkonzentrierter Form wie beispielsweise Beta-Carotin und Vitamin B 12. Immunstimulierende Wirkungen werden auch dem Spirulina Bräu nachgesagt, das das IGV gemeinsam mit der Braumanufaktur Forsthaus Templin auf den Markt brachte. Hoch geschätzt sind die wirksamen Substanzen der Mikroalgen auch in der Kosmetikindustrie. Einen regelrechten Boom brachte der Wellnesstrend, und für die Thermen in Bad Saarow und Belzig wurden spezielle Kosmetikserien produziert. Zur Spirulina Produktpalette gehört auch Tierfutter.

Schon am Vormittag kamen etwa 600 Gäste durch die offene IVG-Tür. Die jüngeren Besucher beeindruckte vor allem ein Blick durchs Mikroskop auf einen mit Algenpulver gefütterten Wasserfloh. Der wird später ein Leckerbissen für Teich- und Aquarienfische. Als Schlüsseltechnologie habe die Mikroalgenbiotechnologie ein unerschöpfliches Potenzial für die Zukunft, verwies Prof. Otto Pulz auch auf das Recycling von Treibhausgasen zu Biokraftstoffen. So arbeitet das IGV mit der amerikanischen Greenfuel Technologies Corporation zusammen, um Kohlendioxid aus dem Rauchgas von Kraftwerken in Biodiesel und Ethanol umzuwandeln. Genutzt wird dabei die Zellteilung der Algen und ihr Wachstum, die auf dem natürlichen Prozess der Photosynthese beruhen. Für das Wachstum von einem Kilogramm Spirulina-Biomasse wird 1,5 Kilogramm Kohlenstoffdioxid verbraucht und ein ein Kilogramm Sauerstoff produziert. Die mit Kohlenstoff angereicherten Algen enthalten Fettöle und Stärken, aus denen saubere, erneuerbare Kraftstoffe erzeugt werden können. Die zurückbleibenden Proteine können als Tierfutter verwendet werden.

Beeindruckt von so viel Innovation zeigte sich auch Landrat Lothar Koch (SPD), der Geschäftsführer Peter Kretschmer einen Förderscheck in Höhe von 17850 Euro überreichte. Die Summe solle Mut machen und bei der Vermarktung von Produkten helfen, so Koch.

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })