DasWAR“S: Rollentausch mit Folgen
DasWAR“S Warum sich Peter Könnicke freut, dass sein Urlaub vorbei ist Vergangene Woche hatte ich Urlaub. Naja - wir ziehen um und renovieren: neuer Fußboden, neue Farbe, neue Nachbarn.
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DasWAR“S Warum sich Peter Könnicke freut, dass sein Urlaub vorbei ist Vergangene Woche hatte ich Urlaub. Naja - wir ziehen um und renovieren: neuer Fußboden, neue Farbe, neue Nachbarn. Innerhalb kürzester Zeit mutierte ich vom Journalisten zum unbedarften Heimwerker. Endlich mal was anderers, hatte ich mich gefreut. Sägen, hämmern, bohren statt schreiben. Baumarkt statt Bauausschuss. Rechte Winkel statt Kreisverkehre. Letzteres hat sich schnell als frommer Wunsch erwiesen: Inzwischen weiß ich, dass es sich mit geraden Wänden in einem Altbau genauso verhält wie mit sicheren Renten: beides gibt es nicht. Am ersten Tag meiner neuen Bestimmung war ich voller Tatendrang. Übersichtlich und herausfordernd lagen Hammer, Wasserwaage, Zugeisen und Säge bereit. Am Abend war ich leicht ernüchert. Den zweiten Tag begann ich mit neuem Mut, der schnell verflog. Am Mittwoch spürte ich Knieschmerzen, am vierten Tag hatte ich“s im Rücken. Am fünften Tag hatte ich die Schnauze voll. Anfangs sorgten die Zwangspausen für Abwechslung, wenn ich zum Baumarkt musste, weil Schrauben fehlten, Schleifpapier alle war oder wir die Farbe schlecht kalkuliert hatten. Ich fand es lustig, dass mich orientierungslos durch den Baumarkt irrende Kunden nach Rat fragten, weil sie mich in meinem roten Pullover für einen Verkäufer hielten. Ich entschuldigte mich dafür, dass ich auch keine Ahnung hatte. Als ich in der zweiten Wochenhälfte das Namensschild der Kassiererin nicht mehr lesen musste, weil ich wusste, dass Frau Brendel draufstand, begann ich mir um unser Sanierungsbudget Sorgen zu machen. Und ich war erschrocken, dass ich die ratsuchende Kundschaft ohne Mühe durch die Gänge von „toom“, „Hellweg“ oder „Hornbach“ navigieren konnte. Ich war ein Universal-Baumarktlotse in Rot. Die beiden letzten Urlaubstage waren eine Qual. Ich verfluchte unsere neue Wohnung, stritt mit meiner Frau und begann Maler, Tischler und Klempner, die mir in ihren Autos auf dem Weg zum Baumarkt begegneten, als Halbgötter zu verehren. Seit Montag bin ich wieder Journalist. Das Schreiben fiel mir anfangs etwas schwer, weil mich mein blauer linker Zeigefinger etwas behinderte. Als ich meinen eMail-Ordner sortierte und eine Nachricht fand, dass in Kleinmachnow weiter gestritten wird, ob sich ein Hornbach-Markt ansiedeln soll, war ich kurz vor einer Panikattacke. Ich verdrängte den Gedanken, ich sei traumatisiert. Bei einem Termin am Mittwoch im sanierten Alten Rathaus von Teltow fiel mir sofort auf, dass die Parkettsockelleisten akkurat geschnitten sind. Das macht mir Angst.
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