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Potsdam-Mittelmark: Rosa Pampe im Haar

Beim Filmdreh in Caputh musste Schauspieler Matthias Schweighöfer einiges erdulden

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Schwielowsee - Bis zur Mittagspause hat Matthias Schweighöfer mindestens fünfmal einen halben Liter grau-rosa Pampe über den Kopf bekommen. Seine Haare kleben, obwohl die Maskenbildnerin sie zwischendurch immer wieder trocken rubbelt. Doch Schweighöfer bleibt gut gelaunt und vor allem aufmerksam. Das muss er auch: als Regisseur und Hauptdarsteller in seinem neuen Film „Der Schlussmacher“ darf er weder den Überblick über das Geschehen verlieren noch das Gefühl für seine Rolle.

Und so fällt ihm beim Dreh im Caputher Fährhaus nach der vierten Fruchtpürree-Dusche noch ein zusätzlicher Gag ein, den sein Filmpartner Milan Peschel einflechten soll. „Alles unter Kontrolle“, schmettert der kurz darauf den Statisten entgegen, die schon den ganzen Vormittag geduldig an den Tischen auf der verglasten Veranda sitzen. Peschel und Schweighöfer spielen ein ungleiches Paar: Der selbstsichere Paul arbeitet für eine Berliner Trennungsagentur, hochprofessionell übermittelt er den Partnern seiner Kunden das Ende ihrer Beziehung. Einer von ihnen ist Toto, alias Milan Peschel. In seiner Verzweiflung will der sich daraufhin vor ein Müllauto werfen. Paul bekommt die Szene mit und weil er gerade auf der Suche nach einem Fahrer ist, engagiert er den anhänglichen Ergotherapeuten kurzerhand. Was dann folgt, ist eine Reise von Berlin über Brandenburg bis nach Nordhessen, von Kunde zu Kunde. „Das ist so ein ekliger Typ der immer nur stilles Wasser bestellt“, so Schweighöfer über Paul. Trotz peinlicher Missgeschicke von Toto, der seinem neuen Chef gleich bei der ersten Mittagspause im Fährhaus Caputh sein Fruchtshake über den Hugo-Boss-Anzug kippt, freunden sich die beiden im Laufe des Films natürlich an. Für den abgebrühten Paul wird es die erste echte Freundschaft überhaupt sein, verrät Schweighöfer. Die Annäherung werde schon an den Farbgebung deutlich, während der Film zu Beginn kühl und grau wirke, werde er zum Ende hin wärmer.

Ein Road-Movie sei der Film trotz der sieben Stationen, dem ständigen Unterwegs-Sein nicht, „eher eine romantische Komödie.“ Für Schweighöfer ist es nach „What an Man“ die zweite, die er in seiner Doppelfunktion als Regisseur und Schauspieler abdreht. „Auf ernsthafte Filme habe ich derzeit keine Lust“, erklärt er und spielt damit auf frühere Rollen wie etwa Friedrich Schiller oder Rainer Langhans an.

Für die Szene in Caputh ist nur ein Drehtag eingeplant, 50 Mitarbeiter achten konzentriert darauf, dass es keine Störung gibt. Die Fähre, die Autos und Radler nach Geltow und zurück bringt, muss deshalb immer wieder warten. Die meisten Fährgäste nehmen es gelassen – und nutzen die Gelegenheit, dem Team bei der Arbeit zuzusehen. Die Kellnerinnen Jennifer Schalowski und Theres Duclos haben heute frei, verbringen den Tag aber trotzdem am Fährhaus. So häufig kommt es schließlich nicht vor, dass in dem Restaurant gedreht wird. Die Dreharbeiten für eine Folge der Fernsehserie „Edel und Starck“ hätten hier mal stattgefunden, damals aber war das Fährhaus nicht komplett gesperrt. Jetzt warten die beiden jungen Frauen auf ein Foto mit Schweighöfer, doch der hetzt auf der Suche nach den Toiletten an ihnen vorbei: „Entschuldigt, ich muss weiterarbeiten“, ruft er ihnen noch zu, dann ist er schon wieder am Set. Die Idee, die hinter seinem gut 3,4 Millionen Euro teuren Filmprojekt steckt, ist übrigens nicht so abwegig wie sie zunächst klingt. Schlussmach-Agenturen gibt es mittlerweile tatsächlich. Für einen Filmbesessenen wie Schweighöfer war das Inspiration genug.

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