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Potsdam-Mittelmark: Rückkehr an einen historischen Ort

In der Gaststätte „Baumgartenbrück“ wurde die Fontane-Ausstellung eröffnet

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Schwielowsee · Geltow - „Dort, wo die Havel den Schwielow verlässt, um nordwestwärts weiter zu fließen, liegt Baumgartenbrück.“ So schrieb Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark“. An diesem historischen Ort, der Gaststätte „Baumgartenbrück“, wurde jetzt die Fontane-Ausstellung des Heimatvereins Caputh eröffnet. Hauptautor Lothar Weigert vom Fontane-Archiv sagte einleitend, der Dichter habe eine Liebeserklärung an Baumgartenbrück verfasst, an den Ort, an die Gaststätte, an den Gastwirt.

Schwielowsee-Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) lobte, dass die 2005 auf Initiative des Heimatvereins Caputh auf Reisen gegangene Wanderausstellung nach fast zwei Jahren wieder in Schwielowsee angekommen ist. „Dafür sage ich Dank an den Heimatverein Geltow mit Heinz Ofcsarik an der Spitze, an Familie Herrmann, die die Ausstellung ermöglichte, an Mitglieder des Caputher Heimatvereins und nicht zuletzt an Dr. Weigert für das Fachliche.“

„Wenn von Fontane in Baumgartenbrück die Rede ist, dann sind mindestens zwei weitere historische Personen zu erwähnen: Der Garnisonslehrer Heinrich Wagener als Wanderbegleiter Fontanes und Freiherr Karl Hartwig Georg von Meusebach“, erklärte Lothar Weigert. Beiden sind deshalb neue Kapitel der Ausstellung gewidmet. Eineinhalb Jahre erforschte Weigert mit viel Hingabe Wageners Leben. „Es ist verblüffend, was ich alles fand. Nach 150 Jahren erwachte vor mir ein Mensch.“ Schulakten mit Klassenbuch und Noten, ein Prüfungsaufsatz zur Aufnahme auf einer höheren Schule, seine Studienplätze und Episoden aus seinem Leben fanden sich in einigen Archiven. Wagener war nicht nur Garnisonsschullehrer in Potsdam und Fontane-Begleiter, er schrieb u. a. ein Buch über die Sparsamkeit als echtes preußisches Thema.

Und Meusebach? „Der war einer der strebsamsten Jäger nach alten Schriften und Büchern und machte mit seiner Bibliothek Geltow zur damaligen Hauptstadt der Literatur. Forscher, Sammler, Literaturfreunde, Germanisten von den Gebrüdern Grimm bis Bettina von Arnim trafen sich in der Bibliothek“, berichtete. Weigert. Meusebach sammelte nicht nur, sondern erforschte bestimmte Wissensgebiete wie Volkslieder und historische Lieder des 16. Jahrhunderts, Abhandlungen über Speisen, Spiele, Trachten und Kindererziehung. Beide Persönlichkeiten hatten in Baumgartenbrück etwas Gemeinsames: Sie fühlten sich wohl und geborgen beim „Gastwirt mit echtem Charakter (Fontane) Gottfried Eduard Herrmann“.

In der Ausstellung, die noch bis 15. Juli zu sehen ist, wird auch von anderen „wichtigen Geltowern“ berichtet wie zum Beispiel vom einstigen Jagdaufseher Johann Schupke, der sich unter den Tieren so auskannte wie Meusebach in der Literatur.

Der Referent erhielt von den zahlreichen Gästen viel Beifall. „Ich stelle fest, dass meine Arbeit nicht umsonst war, wie die Freude anderer ausdrückt“, dankte Weigert. Beifall erhielten auch die jungen Musiker der Grundschule Geltow mit ihrem Musiklehrer Henrik Andersen, der sein öffentliches Debüt gab.

Während der Gespräche zur Ausstellung teilte Albrecht Herrmann, der Pfleger der Heimatstube Baumgartenbrück den PNN mit, dass der Lyriker und Grimm-Forscher Dietrich Lückoff Gefallen an der Geschichte von Meusebach gefunden und kürzlich Nachfahren in Texas getroffen hat. Dort habe er aus einem Familienalbum 25 Fotos kopiert, darunter auch ein Bild Meusebachs als Kind. In nächster Zeit wolle Lückoff die Bilder in Geltow zeigen. In Texas soll bei der Ururur-Enkelin noch ein Bündel Briefe existieren – Korrespondenz zwischen Deutschland und Texas. Vielleicht sind diese einmal in Geltow auf einer speziellen Meusebach-Ausstellung zu sehen.

Die Ausstellung ist bis zum 15. Juli während der Öffnungzeiten der Gaststätte „Baumgartenbrück“ zu sehen.

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