Potsdam-Mittelmark: Rückzug auf Zeit

Nuthetal - Es ist ein Rückzug auf Zeit, zu dem Erika Haenel gezwungen wurde. Nachdem vor zwei Wochen zum dritten Mal die Gedenktafel, die an das ehemalige Durchgangslager für Zwangsarbeiter am Bahnhof von Bergholz-Rehbrücke erinnert, beschädigt worden ist, hat sich die Vorsitzende des Ortsvereins für den Abbau der Tafel entschieden. „Aber nur vorläufig“, wie sie gegenüber den PNN betonte. Alles andere wäre ein Eingeständnis gegenüber den Tätern.

Erika Haenel vermutet einen politischen Hintergrund bei der wiederholten Beschädigung. „Innerhalb von zehn Tagen wurde zweimal die Abdeckscheibe von der Gedenktafel gerissen. Das kann kein zufälliger Vandalismus gewesen sein“, sagte Haenel. Sie hält den Platz am Bahnhof an der Arthur-Scheunert-Allee noch immer für einen idealen Standort für das Mahnmal, das neben der Gedenktafel aus zwei Eisenbahnschwellen besteht. Im September vergangenen Jahres war das Mahnmal enthüllt worden. Finanziert wurde es durch den Heimatverein und Spenden von Rehbrückern.

„Am Bahnhof kommen viele Menschen vorbei und sehen die Tafel.“ Gleichzeitig sei dieser Bereich aber der, wo am meisten in Rehbrücke demoliert werde, erklärte Haenel. Anfang der Woche sei sie an der Bushaltestelle Ecke Verdi-Straße vorbeigekommen. „Und wieder waren alle Scheiben eingeschlagen.“

Bei der Polizei hat Erika Haenel Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt. Ende März kommt der Rehbrücker Ortsverein zu einer Mitgliederversammlung zusammen. Dort soll dann über den weiteren Umgang mit der Gedenkstätte geredet werden. Neben dem jetzigen Standort am Bahnhof käme auch der neue Park & Ride-Platz in Frage, mit dessen Bau noch in diesem Jahr begonnen werden soll. „Der Bürgermeister hatte den Vorschlag gemacht, dort die Gedenkstätte unterzubringen“, sagt Haenel. Doch bis dieser Platz fertig gestellt ist, will sie nicht warten. „Ich hoffe, dass spätestens Ostern wieder die Gedenktafel am Bahnhof an das ehemalige Durchgangslager erinnert.“ Dirk Becker

Dirk Becker