Potsdam-Mittelmark: Ruhlsdorfer Platz als „Tor zur Altstadt“
Geplante Umgestaltung des Verkehrsknotens sorgt für Diskussionsstoff
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Teltow – Der Ruhlsdorfer Platz soll ein neues Gesicht erhalten, das auch städtebaulich dem vielbeschworenen „Tor zur Altstadt“ entspricht. Dafür ist nach Meinung der Agendagruppe „Ruhlsdorfer Platz“ eine Zäsur notwendig, um den vielbefahrenen Verkehrsknoten zu entspannen und die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich zu verbessern. Wurde bislang immer über Kreisverkehre diskutiert, soll künftig der Verkehr aus südlicher und nördlicher Richtung nicht mehr durchfließen können. Das ist eine von acht Lösungen, die ein Verkehrsbüro zur „Umgestaltung des Ruhlsdorfer Platzes“vorgeschlagen hat und die Anfang Mai in einem Agendagespräch mit Stadtverordneten diskutiert wurde. Am kommenden Dienstag wird sie erstmals im Bauausschuss beraten.
Im Gegensatz zu anderen Varianten, die zweispurige Kreisverkehre mit „Bypass“ sowie kleinere Kreisel vorsahen, einigte man sich mehrheitlich auf „Variante F“ mit Sperrung des Nord-Südverkehrs. Mit dieser Lösung könne zudem die Leistungsfähigkeit des Spangensystems gewährleistet werden, hieß es mit Verweis auf zwei Tangenten, die den Platz rahmen sollen. Südlich ist das die Verbindung Potsdamer Straße/Mahlower Straße, auf der nördlichen Tangente soll der Verkehr von der Lichterfelder Allee in die Berliner Straße rollen. Nur Busse dürften bei dieser Variante noch den Platz passieren. Abrunden soll das Bild auch eine Randbebauung im Osten und Westen des Platzes. Ob mit dieser Vorzugsvariante nach jahrelangen Diskussionen endlich der große Wurf gelungen ist, bleibt jedoch fraglich. Zweifel hegt bereits Bauausschusschef Helmut Tietz (SPD): „Teltow wird wachsen und daher sollte man sich alle Wege offen halten, denn das Spangensystem ist nicht das erhoffte Allheilmittel.“ Er sei zudem besorgt, so Tietz gegenüber den PNN, weil mit der Lösung vermutlich auch Gewerbetreibende abgekoppelt würden. Das sehen Unternehmer aus der Ruhlsdorfer Straße ebenso, weshalb sie bereits die Alarmglocken läuten und daran erinnern, welche erheblichen Umsatzeinbußen sie im vergangenen Jahr hinnehmen mussten, als in der Ruhlsdorfer Straße neue Rohre verlegt wurden. Über rückläufige Kundenströme klagte seinerzeit nicht nur das Gartencenter „Pflanzen Kölle“, auch die Mühlendorf-Apotheke hatte unter der Situation zu leiden. Jetzt fragt der Gewerbetreibende Joachim Raasch-Simon in einem Brief an die Stadtverordneten: „Wie sollen die Kunden aus Berlin, die zurzeit noch über den Ruhlsdorfer Platz kommen, künftig fahren?“ Mehrere Umwege hat er in seinem Brief erwogen, aber gleichzeitig festgestellt, dass diese weder attraktiv noch umweltgerecht seien. Der „Variante F“ attestiert er „fehlende planerische Weitsicht im Hinblick auf den Berufsverkehr“, da es an den Kreisverkehren des Spangensystems schon heute enormen Rückstau gebe. „Wird der Berufsverkehr aus der Ruhlsdorfer Straße auch noch dort hingelenkt, ist das Chaos gewiss“, schreibt Joachim Raasch-Simon.
Die Gewerbetreibenden abzukoppeln, sei nicht im Interesse der Stadt, sagte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) den PNN. Auch wenn die Vorzugsvariante F bereits auf der Tagesordnung des nächsten Bauausschusses stehen würde, „sind wir von einer Einigung noch weit entfernt“. Eine Arbeitsgruppe Verkehr des Bauausschusses werde sich in den nächsten Monaten intensiv mit dem Thema beschäftigen, erklärte Schmidt.
Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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