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Helfer. Spargelhöfe setzen auf Saisonarbeiter, nicht nur auf dem Feld.

© Thilo Rückeis

Potsdam-Mittelmark: Saisonarbeiter stehen bereit

Dem Winter zum Trotz bereiten sich Spargel- und Obsthöfe mithilfe der Helfer auf den Frühling vor

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Potsdam-Mittelmark - Eine dicke weiße Schneedecke liegt vielerorts auf Mittelmarks Feldern. Der Boden darunter ist zum Teil noch tief gefroren und auch an vielen Obstbäumen verstecken sich die Knospen vor der Kälte. Doch trotz des langen Winters hat für die ersten der knapp 200 vom Jobcenter des Landkreises Potsdam-Mittelmark zur Vermittlung freigegebenen Saisonarbeiter die Arbeit begonnen. Denn als Helfer in der Landwirtschaft für einen der Höfe in der Region zu arbeiten, bedeutet schon lange nicht mehr nur, auf dem Feld Spargel zu stechen. Die Aufgabenfelder reichen von den Vorbereitungen für die Ernte ab April bis zum Weihnachtsbaumverkauf im Dezember.

„Die Zeiten, in denen Saisonarbeit gleich Spargelstechen war, sind vorbei“, sagt Dirk Johl, Leiter des Saisonarbeitsprojekts des Jobcenters und Chef des von ihm gegründeten Vermittlerunternehmens „Der Landstreicher“. Noch immer seien viele Spargel- oder Obsthöfe in der Region auf die saisonale Hilfe der Arbeitslosengeld-II-Empfänger angewiesen. Doch nicht mehr nur auf dem Feld wird deren Arbeitskraft benötigt: Die Stellenangebote der landwirtschaftlichen Unternehmen sind breit gefächert und reichen vom Verkäufer am Spargelstand oder dem Kraftfahrer bis hin zum Helfer im Lager, in der Forst, beim Gartenbau, in der Küche oder im Restaurant. Mit dem Angebot vieler Höfe, sich ihrer Kundschaft als Erlebnishof zu präsentieren, sei auch das Spektrum der Hilfsarbeit gewachsen, sagt Johl.

Etwa 5 bis 10 Euro je Arbeitsstunde können sich Hartz-4-Empfänger auf diese Weise dazuverdienen. Wobei der Zuverdienst mit dem Arbeitslosengeld II verrechnet wird. Am Ende eines Arbeitsmonats könnten aber etwa 300 bis 500 Euro mehr auf dem Konto landen. Sicher sei die Arbeit auf dem Feld oder in der Küche nicht immer leicht, aber für viele der zuvor oft langzeitarbeitslosen Helfer könne sie auch ein Sprungbrett zurück in eine feste Anstellung sein, so Johl.

Der regelmäßige Tagesablauf, das Gefühl, gebraucht zu werden und das zusätzliche Einkommen könnten einigen Arbeitslosen einen entscheidenden Schub in die richtige Richtung geben, sagt Johl. Der ehemalige Landwirt hat früher selbst auf dem Feld gestanden und Spargel gestochen. Er weiß, wie hart die Arbeit sein kann und setzt deshalb vor allem auf Freiwilligkeit. „Keinem Beteiligten bringt es etwas, wenn Teilnehmer zur Erntearbeit verpflichtet werden.“ Etwa 200 arbeitslose Helfer hat das Jobcenter im Saisonarbeiter-Pool. Jeder, der schon länger arbeitslos war, kann sich darum bewerben. Wer in den Pool gelangt, wird von Johl an die Unternehmen vermittelt. Er rechnet damit, mehr als jeden Zweiten in die Saisonarbeit zu bekommen.

Die ersten Helfer arbeiten bereits seit März und trotz des langen Winters. Sie bereiten die Saison vor, bringen Verkaufsstände in Ordnung oder pflanzen Erdbeeren in Gewächshäusern an. Viele Bauern hoffen, dass der Winter bald vorbei ist und die Arbeit richtig losgeht, sagt Johl. „Spargel braucht nun mal Sonne und Wärme“, sagt er und noch immer würden viele Helfer in der Spargelarbeit benötigt – aber eben nicht mehr nur auf dem Feld. Tobias Reichelt

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