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Olaf Ihlefeldt.

© Tobias Reichelt

Südwestkirchhof in Stahnsdorf: Sammeln für die Friedhofs-Wasserspiele

Der Förderverein des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs will 2017 einen Brunnen und das Grabmal einer Kaufmannsfamilie sanieren. Für das Lieblingsprojekt des Friedhofschefs aber werden noch Spender gesucht.

Von Peer Straube

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Stahnsdorf - Das Bild macht richtig Lust auf einen Ausflug: Eine sprudelnde Fontäne, flankiert von zwei rechteckigen Wasserbassins, in dem sich Goldfische unter üppig blühenden Seerosen tummeln. Doch längst verschwunden ist die alte Pracht, heute zeugen nur noch kümmerliche Überreste davon, wie malerisch der kleine Platz unweit des Haupteingangs vom Südwestkirchhof in Stahnsdorf einst gestaltet war.

Doch das soll sich bald ändern. Bis Ende nächsten Jahres soll der sogenannte Goldfischteich im Block Reformation des berühmten Waldfriedhofs wiederhergestellt sein. Noch in diesem Jahr will Friedhofschef Olaf Ihlefeldt die Bauplanung erarbeiten lassen – und eine neue Spendenaktion starten, damit die nötige fünfstellige Summe für das Projekt möglichst schnell zusammenkommt. „Der Goldfischteich ist schon seit Jahren ein geheimer Traum von mir“, erzählt Ihlefeldt. Bis in die 1930er-Jahre zählte das Ensemble zu den wichtigen gestalterischen Elementen des 206 Hektar großen Geländes. Wie viele andere Brunnen wurde auch er nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschaltet, der Mauerbau tat ein Übriges für den Verfall. Bei einem musikalischen Sommerabend mit Jazz und Tanztheater will der Förderverein am 15. Juli an die einstige gesellschaftliche Bedeutung des Friedhofs erinnern, der Erlös kommt dem Denkmal zugute.

18 historische Schöpfbrunnen auf dem Südwestkirchhof 

Die Wiederherstellung des Goldfischteichs ist eines der ehrgeizigsten Projekte, denen sich der Förderverein des Friedhofs in nächster Zeit widmen will – aber nicht das einzige. Noch in diesem Jahr sollen zwei weitere Vorhaben gestemmt werden – die Restaurierung eines Grabmals und eines von 18 historischen Schöpfbrunnen auf dem Areal. Das haben die Vereinsmitglieder am vergangenen Wochenende auf ihrer Jahresversammlung beschlossen. 14 000 Euro kosten beide Projekte zusammen. 10 000 Euro fließen allein in den Schöpfbrunnen. 18 davon gibt es auf dem Friedhof, drei wurden in den vergangenen vier Jahren bereits instand gesetzt. Nummer vier befindet sich im nordöstlichen Teil des Geländes, im Block Charlottenburg, und ist derzeit in einem beklagenswerten Zustand, „kurz vor dem kompletten Verfall“, sagt Ihlefeldt. 1934 wurde die aus roten Ziegeln gemauerte Konstruktion mit ihrem hölzernen Wasserspeier in Betrieb genommen, jetzt wächst Moos auf den bröckelnden Mauern, im Innern wuchert das Unkraut. Der Verein will den Brunnen nun wiederherstellen, sprudeln wird der Speier allerdings nicht mehr. Der Betrieb wäre viel zu aufwendig, sagt Ihlefeld zur Begründung. Man werde lediglich die Brunnenschale während der Saison mit Wasser füllen.

Das zweite Projekt ist mit 4000 Euro um einiges billiger. Für diese Summe soll das Grabmal der Familie Risch saniert werden. Das an Kolonnaden erinnernde Monument wurde im Mai 1936 aufgestellt, ein Jahr nachdem der letzte Spross der aus Berlin-Charlottenburg stammenden Kaufmannsfamilie dort bestattet wurde. Viel mehr sei über die Rischs auch kaum bekannt, sagt Ihlefeldt. Reich müssen sie allerdings gewesen sein. 1385 Reichsmark hat das Grabmal, das von dem bekannten Stahnsdorfer Steinmetz Metzner aus Sandstein geschaffen wurde, gekostet – eine für damalige Verhältnisse sehr stolze Summe.

Das Grabmal sei noch nicht so stark geschädigt, begründet Ihlefeldt die vergleichsweise geringen Instandsetzungskosten. Die Säulen müssten gerichtet und die Fugen abgedichtet werden. Der Verein saniere lieber Denkmäler, deren Verfall noch nicht so stark vorangeschritten sei. Für die maroderen hofft man weiterhin auf solvente Paten.

Der Sanierungsbedarf geht in die Millionen

Zu tun gibt es noch für Jahrzehnte. 120 000 Gräber gibt es auf dem Friedhof, darunter etwa 250 monumentale Bauwerke, Mausoleen oder Grabwände. Wie hoch der Sanierungsbedarf insgesamt ist, kann auch Ihlefeldt nur grob schätzen. Für eine komplette denkmalpflegerische Bestandsaufnahme fehlt das Geld. Der Bedarf gehe allerdings in die Millionen, sagt der Friedhofschef.

Erst seit vier Jahren ist der Förderverein überhaupt in der Lage, selbst Geld für Sanierungsvorhaben lockerzumachen. Davor wurde alles gespendete Geld in logistische und Infrastrukturvorhaben gesteckt, ein Besucherleitsystem etwa und einen Audioguide – schließlich ist der Friedhof mit seinen zahlreichen Prominentengräbern auch ein Touristenziel.

Seine Mittel akquiriert der 278 Mitglieder zählende Förderverein vor allem von Kleinsponsoren, die Summen zwischen 150 und 1000 Euro spenden. Leider sei es noch nicht gelungen, Großmäzene wie Hasso Plattner für den Friedhof zu gewinnen, sagt Ihlefeldt. Mit einer großen Summe könnte der Verein auf einen Schlag viel Sanierungsrückstau abbauen.

Hoffnung, künftig leichter Paten für Mausoleen zu finden

Doch immerhin gibt es Alternativen. Seine Hoffnung setzt Ihlefeldt auf die von der Landesregierung beabsichtigte Novelle des Bestattungsgesetzes, die wie berichtet bis zum Sommer beschlossen sein soll. Sie sieht vor, dass künftig auch Sargbestattungen in Mausoleen und Grüften erlaubt sein sollen. Dann ließen sich für die vielen ungenutzten Mausoleen auch leichter Paten finden, die die Bauwerke instand setzen, pflegen – und sich dort eines Tages selbst bestatten lassen.

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