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Potsdam-Mittelmark: Sanierung des Güterfelder Sees ruht

Landkreis untersagte Baufirma bisherige Lagerstellen für entnommenen Seeschlamm und sieht derzeit kein schlüssiges Verwertungskonzept

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Landkreis untersagte Baufirma bisherige Lagerstellen für entnommenen Seeschlamm und sieht derzeit kein schlüssiges Verwertungskonzept Stahnsdorf. Die Sanierung des Güterfelder Sees ruht. „Wir haben die Arbeiten vor zehn Tagen eingestellt“, bestätigte Herbert Tauber von der bauausführenden Firma gestern auf PNN-Anfrage. Zum einen habe Prof. Olaf Mietz vom Seddiner Institut für angewandte Gewässerökologie, das als Projektsteuerer hinter der Maßnahme steht, wegen des Fischsterbens in märkischen Seen aufgrund der hohen Temperaturen die Ausbaggerung stoppen lassen. Für die Fische soll zu zusätzlicher Stress vermieden werden. Zweiter und durchaus brisanter Grund: Die Firma Tauber weiß derzeit nicht, wo und wie die entnommen Schlammsedimente verwertet werden sollen. „Von der Umweltbehörde des Landkreises sind uns die bisherigen drei Lagerstellen verboten worden“, begründet Tauber. Ein Teil des abgepressten Schlamms wurde bisher bei der Schenkenhorster Firma „Baum + Park“ verwertet, wo die Sedimente als Unterlage für Rollrasen dienen sollten. Auch auf dem Schenkenhorster Pferdehof „Wothke“ ist das Baggergut abgekippt worden. „Die Böden dort sind so mager, dass sie versteppen. Der nährstoffreiche Schlamm ist der ideale Dünger“, meint Tauber. Beide Lagerflächen wurden vom Landkreis ebenso nicht zugelassen wie eine Deponie in Güterfelde. Mit guten Grund, wie Wolfgang Lorenz, Leiter des mittelmärkischen Umweltamtes, befindet. „Der Frage der Verwertung wurde sich nur unzureichend gewidmet“, bemängelt er. Derzeit gebe es kein schlüssiges Konzept, was mit den ausgebaggerten Schlamm geschehen soll. Ihn einfach unterzupflügen, sei problematisch. Da die Sedimente zum Teil belastet seien, ist eine Verwertung zum einen genehmigungspflichtig. Zum anderen müsse der entnommene Schlamm baubegleitend analysiert werden. Erlaubnis und auch die Analytik fehlen aber, so der Amtsleiter. „Stimmt nicht“, entgegnet Tauber. Nachdem die Umweltbehörde die Lagerstellen geschlossen hat, habe sein Unternehmen für 15 000 Euro ein Gutachten in einem Berliner Labor in Auftrag gegeben, um den vorhandenen Untergrund und das aufgebrachte Material zu analysieren. „Unbedenklich“, zitiert Tauber das Ergebnis aus der Expertise. Diese liege dem Umweltamt seit vier Wochen vor, ebenso ein Antrag, die Verwertung bei „Baum + Park“ sowie auf dem Pferdehof zuzulassen. Laut Ausschreibung der Gemeinde für die Seesanierung, die vom Landes-Umweltministerium mit einer Million Euro gefördert wird, bedurfte es für die Auftragsvergabe eines „bestätigtem Sedimentverwertungskonzept“. Dabei wurden sowohl die Abdeckung von kreiseigenen Deponien wie auch die Verwertung im Landschaftsbau diskutiert. Firmenchef Tauber beruft sich auf das Seddiner Institut für angewandte Gewässerökologie als planendes Ingenieurbüro: Nach dessen in Auftrag gegebenen Analysen wurde der Schlamm des Haussees als geeignetes Material für den Landschaftsbau befunden. Umweltamtsleiter Lorenz indes meint: „Das Konzept ist schlüssig, aber nicht bis ins Detail zu Ende geführt.“ Die Frage indes, wer für die Prüfung des Konzeptes verantwortlich ist, bevor der Auftrag vergeben wurde, blieb bisher unbeantwortet: die Gemeinde als Ausschreibende, das Ministerium als Fördermittelgeber, der Landkreis als Fachbehörde oder das Planungsbüro? Anfang kommender Woche hofft Tauber, sich mit den Zuständigen im Landratsamt bei der Verwertung der Sedimente auf eine „wirtschaftlich vernünftige Regelung“ einigen zu können. Etwa zehn Prozent der insgesamt 38 000 Kubikmeter Seesediment, die insgesamt ausgebaggert werden sollen, sind noch zu befördern. Im Stahnsdorfer Gemeindeamt „besteht“ Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) darauf, dass von allen Beteiligten das zeitlich enge Korsett für die Sanierung eingehalten wird. Bis Mitte Dezember ist die Maßnahme geplant. „Die Gemeinde“, so Enser, „ist gegenüber dem Umweltministerium als Fördermittelgeber für die zeitliche Realisierung verantwortlich.“ P. Könnicke

P. Könnicke

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