Potsdam-Mittelmark: Sauna heizen mit dem Smartphone
Der Kleinmachnower Bauunternehmer Fuchs stellt ein Haus auf dem Stand der neuesten Technik vor
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Kleinmachnow - Die Sauna anheizen, während man noch auf dem Weg nach Hause im Stau steht? Ein Päckchen annehmen, obwohl man im Urlaub ist? Was wie Science-Fiction klingt, ist in Kleinmachnow gebaute handfeste Realität. Das neue Musterhaus der Bauunternehmer Fuchs & Partner, die seit Anfang der 1990er Jahre in der Gemeinde ansässig sind, vereint viel von dem, was an Technik heute möglich ist.
„Die einzelnen Technologien sind alle bekannt, in der Kombination in Deutschland aber bislang einmalig“, so Geschäftsführer Uwe Fuchs. Am Donnerstag stellt er sein Musterhaus, das künftig für Kundenberatungen genutzt werden soll, erstmals der Öffentlichkeit vor. Dann wird er Politikern und lokalen Wirtschaftsvertretern zeigen, wie sich das Haus via iPad oder Smartphone steuern lässt: Über einen zentralen Server sind alle elektronischen Geräte vernetzt und lassen sich mithilfe der Gira-App ansteuern. Auch eine angelassene Herdplatte lässt sich so von unterwegs aus ausschalten. Wobei das theoretisch nicht nötig wird: Wer beim Verlassen des Hauses den Gehen-Knopf drückt, kann sicher sein, dass alle Fenster sich schließen, Heizung und andere Verbraucher herunterfahren.
Das Haus am Machnower Busch nimmt seinen Bewohnern also schon viel Denkarbeit ab, auch wenn sie zu Hause sind: Steht ein Fenster längere Zeit offen, drosselt die Fußbodenheizung ihre Leistung, bei Wind fahren die Jalousien hoch, bei praller Sonne herunter. „Das spart Energie, die Verbrauchskosten liegen dank der Erdwärme-Pumpe ohnehin bei diesem Haus nur bei rund 1000 Euro im Jahr“, sagt Fuchs. Ein daran gekoppletes Be- und Entlüftungssystem sorgt für kühle Luftzufuhr im Sommer und mehr Wärme im Winter.
Vor allem ängstlichen Menschen kommt die Technik entgegen. So lässt sich etwa in den Schlaf- oder Kinderzimmern eine Art Panik-Schalter programmieren. Wer nachts unbekannte Geräusche im Haus hört, kann damit das Licht im gesamten Haus einschalten, bei Bedarf auch Musik vom Smartphone, die über die auf allen Etagen angebrachten Lautsprecher dröhnt. Alarmanlage und Kamera gehören trotzdem zur Ausstattung.
Damit ist die Vorsorge, die das sogenannte Innovationshaus bietet, noch nicht zu Ende. „Einige unserer Kunden sind zwar noch fit, denken aber bereits an das Alter“, so Fuchs. Deshalb führt ein Lift vom Keller bis in den ersten Stock – für ein Einfamilienhaus noch relativ ungewöhnlich. Die Nachfrage sei da, schließlich wollen die meisten Menschen so lange wie möglich zu Hause leben. An das Zusammenleben verschiedener Generationen haben Fuchs und seine acht Architekten auch bei der Anordnung der Zimmer gedacht, ein separates Bad ist etwa im Keller an den Wellness-Bereich angegliedert.
Ganz billig ist das nicht: Wer bereits ein Grundstück besitzt, zahlt zwischen 500 000 Euro und 750 000 Euro für ein Haus mit knapp 200 Quadratmeter Wohnfläche. Daran scheitern Fuchs Bauprojekte in Kleinmachnow jedoch nicht.
Schwieriger sei die Zusammenarbeit mit der Gemeinde. „Nach der Wende hat man hier einige städtebauliche Fehler gemacht und der Ort stark verdichtet, dann gab es eine Kehrtwende“, sagt Fuchs. Jetzt würden Bauvorhaben oft sehr skeptisch betrachtet. Auch die Baumschutzsatzung werde teilweise gedankenlos angewendet: „Es ist richtig, dass Bäume geschützt werden, so restriktiv wie es hier läuft, hat es aber zur Folge, dass Grundstücksbesitzer junge Triebe fällen, bevor sie zu groß werden und sie es nicht mehr dürfen“, so Fuchs. Aktuell streitet er mit der Gemeinde darum, die Gehwege vor seinem Musterhaus befestigen zu dürfen – auf eigene Kosten. „Bislang war das kein Problem, aber jetzt sind die Gemeindevertreter uneins über die Art der Pflastersteine.“ Der Weg zum ferngesteuerten Haus bleibt damit erst einmal steinig.
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