KulTOUR: Saxophon von Bach bis Dressel
Gelungener Saisonauftakt beim Kulturforum Schwielowsee
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Werder (Havel) - Musik für Saxophon und Klavier kann eigentlich frühestens aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Der belgische Instrumentenbauer Adolphe Sax hatte diese Gattung, eine Melange aus Oboe und Klarinette im Bereich männlicher Singstimmen, ja erst 1846 erfunden.
Wie schön man damit aber auch einen Bach darstellen kann, zeigte der international bekannte Saxophonist Detlef Bensmann jüngst in Petzows Schinkelkirche. Zusammen mit dem renommierten Pianisten Dmitrij Befeler aus dem aserbaidschanischen Baku bestritt er das Auftaktprogramm vom Kulturforum Schwielowsee für die neue Saison. Die Veranstalter durften sich über gut gefüllte Reihen freuen, das Publikum auf so manch weitere Kostbarkeiten im laufenden Jahr.
Detlef Bensmann ist seit 1980 auf dem internationalen Parkett tätig, als Dozent an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ hat er „Generationen“ von Musikern ausgebildet. Außerdem machte er sich auch als Komponist von zeitgenössischer Musik mit mehr als 100 Werken einen Namen. Wie sich das anhört, erfuhr das Publikum im ersten Teil des Konzertes.
Als Hommage auf den Geburtstag eines bekannten Musikverlages komponierte er ein sechssätziges Stück mit dem seltsamen Namen „125 Ries & Erler – Sonata jubilata für Saxophon solo“ mit raffinierten Strukturen. Dodekaphone Kompositionstechniken darf man bei diesem Mann voraussetzen, einen erstaunlichen Sinn für technische Neuerungen wohl auch.
So spielte er die kurze Intrada linkerhand mit einem Sopran-, rechterhand mit einem Tenorsaxophon gleichzeitig – teils parallele, teils kontrapunktische Tonfolgen. Ein Choral für je eines dieser Instrumente folgte, während der Epilog beide Instrumente wieder vereinte. Das Klangbild orientierte sich an dem Motiv einer Doppelfanfare in jubilo, leise Solostellen wechselten mit raschen Läufen, alles war sorgfältig durch Pausierungen gegliedert. Ein merkwürdiges Stück trotzdem, wie auch das folgende, wieder eine Eigenkomposition: „Dusza“ (Seele) für Altsaxophon und Klavier schrieb er auf Wunsch einer polnischen Studentin. Hier setzt er gleichsam das Instrument selbst zusammen: Im Ausdruck die pubertäre Zeit eines Mädchens erfassend, beginnt das Werk formal mit einem Part für das Mundstück, um sich dann allmählich zu einem Ganzen zu fügen. Viele Blastechniken machen diese Komposition sehr unruhig, aber Detlef Bensmann kontert das auf hohem ästhetischen Niveau mit einzelnen, sparsam gesetzten Takten am Flügel. So etwas muss man schon mal gehört haben.
Nach einem sehr frischen, lebendigen Intermezzo aus Bachs „Wohltemperierten Klavier“ (Präludium und Fuge As-Dur), welches deutlich machte, dass man die Welt auch in Harmonien ausdrücken kann, ging es ins jazzige 20. Jahrhundert. Man hörte drei Sätze aus Erwin Dressels (1902-1972) „Partita für Altsaxophon und Klavier“, was sowohl an Bach als auch an die Romantik erinnerte. Die Canzone war zum Träumen.
Mit Sergej Rachmaninows „Sonate für Klavier solo“ hatte der Mann aus Baku seinen großen Auftritt. Sehr konzentriert, aber ohne sichtbaren Ausdruck, spielte er dieses Feuerwerk der Gefühle ganz aus dem Innern, wunderbar. Zuletzt mit Darius Milhaud (1892-1974) ein Werk voller Heiterkeit, denn Molières „Scaramouche“ für Altsaxophon und Klavier brachte sogar brasilianischen Samba hervor – ein temperamentvoll lebendiger Abschluss dieses köstlichen Konzertes.
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