Von Henry Klix: Scharfer Gegenwind
Investor will Windpark „Teltow West“ notfalls vor Gericht erzwingen – lieber ist ihm ein Konsens
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Region Teltow - Die Zahlen haben einige der rund 40 Gäste dann doch überrascht: Mit einem Windpark zwischen Schenkenhorst, Sputendorf und Güterfelde ließen sich Jahr für Jahr im Schnitt 360 000 Euro Gewerbesteuern erzielen. In der Mindestlaufzeit von 20 Jahren wären das bei 29 Windrädern 7,2 Millionen Euro, rechnete Dirk Jesaitis von der Plan 8 GmbH Eckernförde vor. Selbst wenn die künftige Betreibergesellschaft nicht in Stahnsdorf oder Teltow sitzt, gingen 70 Prozent der Steuern an die Kommunen, auf deren Gebiet die Anlage steht.
Plan 8 hat in Deutschland 110 Windkraftanlagen gebaut. Seit zwei Jahren ist Alleingesellschafter Dirk Jesaitis bemüht, auch in „Teltow West“ einen Windpark zu errichten. Eine rund 300 Hektar große Fläche hat er dazu von der Berliner Stadtgüter GmbH gepachtet, sie liegt in den Gemarkungen von Teltow und vor allem Stahnsdorf. Am Montagabend stellte er sein Projekt im Rathaus Teltow einem kritisch gesinnten Publikum vor.
Laut Jesaitis ließen sich mit den 29 Windrädern 37 500 Haushalte mit Strom versorgen. Er gab allerdings zu erkennen, dass er auch mit einer kleineren Anlage mit 18 Windrädern zufrieden wäre, wenn Konsens besteht. Bislang sträuben sich Kommunalpolitik und Anwohner gegen das Projekt. Aus dem Teilplan Wind des Regionalplans Havelland-Fläming, in dem 13 Eignungsflächen für mögliche Windparks ausgewiesen sind, wurde es aufgrund der Widerstände vor fünf Jahren gestrichen. Die Stadtgüter und die Plan 8 GmbH gehen davon aus, dass es dabei Abwägungsfehler gab.
„Es gab keine sachlichen Gründe dafür. Unsere Anwälte sind zuversichtlich, dass der Teilplan Wind zumindest für ,Teltow West’ wieder verworfen wird“, sagte Jesaitis. Der Rechtststreit läuft. Statt einer langen juristischen Auseinandersetzung, an deren Ende die Maximallösung stehen würde, sei ihm eine Einigung vor Ort lieber. Jesaitis sprach von der Möglichkeit, auf einem der Türme einen Aussichtspunkt zu errichten. Der Mindestabstand zu Häusern von 800 Metern ließe sich erweitern. Auch ein Infopoint sei denkbar, an dem über regenerative Energien und die Strommenge informiert wird. Bedenken zur Befeuerung räumte er ebenso aus wie zum Lärm: Das Nachtlicht werde, von unten kaum sichtbar, schräg nach oben strahlen und nur bei Nebel in voller Stärke. Wenn die Generatoren bei Windstärke 8 lauter werden, würde das durch natürliche Nebengeräusche überdeckt.
Trotz des sachlichen Vortrags verließen mehrere Gäste schimpfend den Saal und sprachen von „Erpressung“. Sven Püstow vom Schenkenhorster Ortsbeirat betonte, dass von den 27 000 Unterschriften der Volksinitiative gegen Windkraft 2 700 von Schenkenhorstern gesammelt wurden. Wohl berechtigt wurde Anstoß genommen an einer Visualisierung der Plan 8, in der die 150 Meter hohen Windräder flacher als ein Hochspannungsmast erschienen, Jesaitis will das prüfen.
Peter Hecktor, Geschäftsführer der Stadtgüter, legte dar, wozu die Pachteinnahmen des Windparks benötigt würden: Auf lange Sicht stellten die alten Rieselfelder in dem Bereich eine Gefahr für das Grundwasser dar – wenn sie trocken fallen und sich Schadstoffe mineralisieren. „Wir brauchen Mittel für die Wiedervernässung“, so Hecktor. Auch an der Landschaftsverschönerung wolle man sich dann beteiligen. Der Gegenwind blieb scharf. Stahnsdorfs CDU-Mann Claus-Peter Martensen sagte: „Der Windpark ist undenkbar. Wir werden alles tun, um das zu verhindern.“ Auch FDP-Gemeindevertreter Günter Wüstenhagen erklärte, dass man nicht verhandeln wolle.
Eine Bürgerin signalisierte immerhin, dass sie mit fünf bis zehn Windrädern leben könnte. „29 passen aber nicht in die Landschaft.“ Ruth Barthels von der Stahnsdorfer SPD empfahl ein Genossenschaftsmodell, um Anhänger zu finden. Zudem sollte eine Bustour zu einem vergleichbaren Windpark organisiert werden, damit sich Betroffenen und Entscheidungsträger ein Bild machen könnten.
Vorgestellt wurde am Montagabend auch ein zweites Projekt der Stadtgüter, südwestlich von Schenkenhorst einen Solarpark einzurichten. Partner dafür ist der Teltower Stadtverordnete Wolfgang Köhn (Linke) mit seiner Solarfirma, der Novergia GmbH. Der 50 Hektar große Solarpark müsste zur Diebstahlsicherung eingezäunt werden, er würde soviel Strom erzeugen wie vier der geplanten Zwei-Megawatt-Windräder. Der Widerstand dazu hielt sich am Montagabend vergleichsweise in Grenzen. Die Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming befürwortet den Solarpark.
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