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Gut behütet. Die erste Klasse mit vier Kindern betreuen zwei Lehrerinnen.

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Potsdam-Mittelmark: Schaukelstühle im Klassenzimmer

Die Schule am Noberthaus ist fertig saniert. Das Ergebnis interessierte auch Kardinal Woelki

Von Eva Schmid

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Michendorf - Von dem grauen Putz, den ausgewaschenen blauen Kacheln und dem muffigen Geruch ist nichts mehr übrig geblieben: Nach einem Jahr Sanierung wurden am Freitag feierlich zwei Schulgebäude der katholischen Schule am Noberthaus in Michendorf eingeweiht. Die Räume haben helle Böden, durch große Fenster kommt viel Licht herein, die Wände sind orange, gelb, grün und blau gestrichen. Auch der Erzbischof von Berlin, Kardinal Rainer Maria Woelki, ist von so viel Farbe begeistert. Nach einem Gottesdienst segnete er die Räume der Förderschule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung.

„Früher war es hier zugig, es roch modrig und war recht eng – ein Altbau eben“, so Direktorin Franka Rufflet. Bis zum Umbau wurden dort Schüler zwischen 6 und 21 Jahren in einer ehemaligen katholischen Erzieherinnenschule unterrichtet. Neben dem zweigeschossigen Schulgebäude wohnten die Erzieherinnen in einem ebenerdigen Gebäude. Jetzt haben die 37 Schüler mit geistiger Behinderung viel Platz.

Zwei neue Klassenräume sind zu den bisherigen vier dazugekommen. Zudem gibt es neben mehreren Therapieräumen auch Fachräume für Werken, Musik und Sport. Auch eine Bibliothek soll es in Zukunft geben. „Und einen Sehförderungsraum für unsere sehbehinderten Schüler werden wir auch einrichten“, kündigte Rufflet an. Vor einigen Klassenräumen gibt es zudem Terrassen – dem Unterricht unter freiem Himmel steht nichts im Wege. Für den Umbau haben die Schulträger, der Deutsche Orden und das Oberlinhaus, rund 1,2 Millionen Euro gezahlt.

Umgebaut wurde übrigens während des Schulbetriebs. Um die Kinder auf Lärm und Staub einzustellen, machten die 16 Pädagogen der Schule den Umbau zum Thema ihres Unterrichts. Die Bauarbeiter wiederum richteten sich auf die Schüler ein: Wenn die Kinder ihre Ruhe brauchten, wurde das Aussägen der Tür verschoben und mit leiseren Arbeiten weitergemacht. Einfach war es aber nicht immer: „Ich musste den Baufirmen erst mal einschärfen, dass sie ihre Schlüssel nicht im Zündschloss stecken lassen“, so der Luckenwalder Architekt, Klaus-Dieter Langner. Es sei eben anders gelaufen als auf normalen Baustellen. Am Ende haben die Baufirmen fast 1000 Euro für Bäume und Spielgerät auf dem Michendorfer Schulgelände gespendet.

Das Klassenzimmer ist fast so gemütlich ausgestattet wie ein Kinderzimmer: Es gibt Schaukelstühle, Kinderteppiche mit bunten Aufdrucken, Kissen und Matratzen zum Ausruhen. Jede Klasse hat zwei aneinander grenzende Räume, getrennt durch eine Tür. „Das ist für den Teilungsunterricht ideal“, so Lehrerin Barbara Kaczor. Früher musste man sich erst einen Raum aussuchen, wenn sich ein Kind ausruhen wollte oder es Einzelunterricht brauchte. Jetzt kann man einfach nach nebenan.

Die modernen Gebäude werden die Schule noch attraktiver machen. Bereits seit drei Jahren wächst die Schülerzahl stetig: von 17 Schülern vor drei Jahren auf heute 37. „Viele Eltern aus der Umgebung sind mittlerweile auf uns aufmerksam geworden“, so Schulleiterin Rufflet. Demnächst plant sie eine Zusammenarbeit mit der Grund- und Oberschule in Wilhelmshorst. Das Ziel: Inklusion, aber in beide Richtungen. Vorstellbar sei, dass fitte Schüler aus der Förderschule in Wilhelmshorst unterrichtet werden. „Im Gegenzug steht Wilhelmshorster Schülern mit Lernschwächen auch bei uns die Tür offen“, so Rufflet. Oft helfe es Kindern, für eine Zeit in einer kleinen Klassen unterrichtet zu werden, um genügend Selbstvertrauen zu bekommen. Ein Fortbildungsprogramm für die Lehrer beider Schulen sei bei der Kooperation auch geplant. „Manche Kollegen haben bereits ein Seminar zu autistischem Verhalten hier mitgemacht – das war sehr hilfreich“, so der Wilhelmshorster Schulleiter Peter Fuchs. Eva Schmid

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