Potsdam-Mittelmark: Scheitern und Gelingen
Mit den Havelauen entsteht ein neuer Stadtteil von Werder – ein manchmal steiniger Weg für die Mega AG
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Werder (Havel) - Es ist ein Platz zum Träumen: von einer Toscana-Therme, vom Wohnen an der Havel, von Einkaufsmärkten, einem idyllischen Feriensiedlung, einem quirligen Gewerbepark. Die Havelauen – 140 Hektar Konversionsfläche vor den Toren Werders. Ein neuer Stadtteil mit Wohnen, Gewerbe und Erholung ist hier im Entstehen. Die Kabel Eins-Mühle am Ufer des Zernsees – „Deutschlands schönstes Ferienhaus“ – zeigt, was mit gutem Geld machbar ist; die Insolvenz der Entwicklungsgesellschaft vor fünf Jahren, wie man sich bei anspruchsvollen Nachwende-Projekten auch verrennen kann.
Fünf große Berliner Bauträger hatten sich 1991 zur Mega Entwicklungs- und Gewerbeansiedlungs-AG zusammengeschlossen, um die Konversionsaufgabe auf dem einst von der Sowjetarmee übernommenen Wehrmachtsareal zu schultern – und zugleich den Bau der neuen Stadtmitte von Berlin-Hellersdorf. Besonders in den Havelauen sollen die Verluste groß gewesen sein. Von der Grundstücksveräußerung in Werder hängt heute die „Bewältigung die Befriedigungsaussichten aller Gläubiger“ ab, sagt Mega-Insolvenzverwalter Gerrit Heublein. „Das Insolvenzverfahren wird erst beendet werden können, wenn die Grundstücksflächen in Werder veräußert sind.“
Da gibt es noch zu tun: Zwar wurden über 200 Baugrundstücke an Häuslebauer verkauft; seit Mai wird – von einem „Generalübernehmer“ finanziert – ein Baufeld für 23 weitere Einfamilienhäuser erschlossen. Doch die ehrgeizigen Pläne von 1991 sahen 700 bis 800 Wohneinheiten vor. Die Entwicklung im Wohngebiet werde sich noch etwa zehn Jahre hinziehen, prophezeit Heublein. Die „Angebotspreise“ liegen bei rund 80 Euro pro Quadratmeter.
Im Gewerbegebiet zahlt man 45 Euro – auch dort zwischen Wohnsiedlung und L 90 gibt es mit dem Miele-Vertriebszentrum, Schuke-Orgelbau, der Havelbus oder dem Burchardi-Yachthafen eine Reihe hochkarätiger Ansiedlungen – knapp 40 Dienstleiter haben sich für den Standort entschieden. Mit einer Kölner Immobilienfirma gebe es gerade Gespräche, am Eingang der Havelauen (L90 / Lilienthalstraße) ein kleines Fachmarktcenter, eine Tankstelle und einen Drive-In zu errichten. Auf der anderen Seite sind Verhandlungen mit der Alvensleben & Partner GbR Berlin, die ein „Holzkompetenzzentrum“ bauen wollte, in diesem Jahr gescheitert – laut Heublein wegen „nicht ausreichendem Holzvorkommen in der Region“. Für die komplette Entwicklung von Gewerbegebiet und Hafen sieht der Insolvenzverwalter ein Zeitfenster von drei bis fünf Jahren. Besonders auf der für Freizeit und Erholung ausgewiesenen Fläche auf der Südseite des Stichhafens gibt es derzeit Sand im Getriebe. Dabei wurde der Weg von der Stadt Werder geebnet: Parallel zur eigens ausgegrabenen Havelbucht am Zernsee hat sie in diesem Jahr eine Erschließungsstraße für satte 820 000 Euro gebaut. „Es führt ein Weg nach Nirgendwo“, witzelt ein Werderaner, der in dieser gut erschlossenen Abgeschiedenheit täglich seinen Hund ausführt. Im Umfeld der Straße ist ein interessanter Landschaftsraum im Entstehen.
Pläne für ein Spaßbad wurden hier am Ufer des Stichhafens jahrelang vergeblich verfolgt. Und auch die jüngsten Hoffnungen, mit der neuen „Flaniermeile“ einem Ferienpark mit 20 Segler-Reihenhäusern und 50 Appartements Vorschub zu leisten, sind zerstreut: Die Holtmann Ingenieurbau GmbH aus Langenhagen hatte erst zum Werderaner Wirtschaftstag im Mai ihr seit zwei Jahren verfolgtes Projekt vorgestellt. Die Verhandlungen mit der Mega sind bald darauf gescheitert, es gibt gegenseitige Schuldzuweisungen. Übereinstimmend heißt es, dass Holtmann nicht im von der Mega gewünschten Tempo einen Bonitätsnachweis beibringen konnte.
Ein neuer Interessent konnte dies laut Mega-Verwalter Heublein nach wenigen Tagen, die Pläne für einen Ferienpark würden weiter verfolgt. Mit den Verkaufserlösen sollte auch der Abriss der sechs Kasernen finanziert werden, die entlang der neuen Erschließungsstraße stehen. Hier sind auch zwölf Jahre nach ihrem Abzug noch Requisiten der Sowjetarmee zu finden.
Abgebrochen wurden im Frühjahr auch die Verkaufsrunden mit Investor Harald Dieckmann, der in Nachbarschaft von Kabel Eins-Mühle und Ferienpark zehn altersgerechte Wohnhäuser bauen wollte. Und doch gab es vorige Woche auf der Expo in München wieder gute Gespräche, ist Werder ein interessanter Standort für Investoren, wie der Mega-Büroleiter Steffen Lehmann versichert. Insolvenzverwalter Gerrit Heublein formuliert es so: „Die bisherigen Verwertungsergebnisse bewegen sich im Rahmen der Erwartungen“ Die haben sich jedoch seit 1991 etwas gewandelt.
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