zum Hauptinhalt

Von henry Klix: Schlag in die Magengrube Wie Thomas Wardin die Bürgermeisterwahl verlor

Beelitz - Eine Stichwahl zwischen Bernhard Knuth vom Bürgerbündnis und SPD-Amtsinhaber Thomas Wardin galt als wahrscheinlich, doch die Bürgermeisterwahl in Beelitz war ein politisches Beben: Knuth gewann mit 63,2 Prozent. Und für Wardin muss sich der demokratische Wille am Sonntag wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt haben: 28,4 Prozent!

Stand:

Beelitz - Eine Stichwahl zwischen Bernhard Knuth vom Bürgerbündnis und SPD-Amtsinhaber Thomas Wardin galt als wahrscheinlich, doch die Bürgermeisterwahl in Beelitz war ein politisches Beben: Knuth gewann mit 63,2 Prozent. Und für Wardin muss sich der demokratische Wille am Sonntag wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt haben: 28,4 Prozent!

Was war passiert? Verglichen mit dem Jahr 2002 wurde der Wahlkampf der vier Kandidaten einigermaßen sachlich geführt. Und doch ist Beelitz ein listiges Pflaster. Über UKB-Kandidatin Kathrin Wiencek wurde noch am Donnerstag verbreitet, sie sei eine „Steigbügelhalterin“ Wardins und kandidiere nur zum Schein. Wiencek: „Ohne dieses anonyme Flugblatt hätte ich Herrn Knuth am Sonntag zum Wahlsieg gratuliert.“ Noch am Samstag vor der Wahl musste auch Wardin eine Gegendarstellung auf seiner Internetseite veröffentlichen, nachdem in einem der bekannten Sudel-Briefe von Karl Steffens ein frei erfundenes Zitat verbreitet wurde: „Wer sich mir entgegenstellt den mache ich platt.“ In dieser Atmosphäre hat es ein Bürgermeister nicht immer leicht.

Viele bestätigen Wardin, kein schlechter Mann auf seinem Posten gewesen zu sein. Doch es war ein bisschen einsam um ihn geworden. Er habe es versäumt, Verbündete im Stadtparlament zu suchen, sagt der Chef des Beelitzer Bürgerbündnis’ Lutz Bothe: „Er hat keinen mehr mitgenommen.“ Auf eine Hausmacht wie Werders CDU-Bürgermeister Werner Große konnte Wardin seit Jahren nicht zugreifen, 4 von 32 Stadtverordneten stellt die SPD – bis 2003 war sie stärkste Fraktion!

Seit Sonntag spielt sie keine Rolle mehr in Beelitz. Der SPD-Ortsverband leistete seinen Beitrag: Vor der Kommunalwahl 2008 hatte man parteilose Fraktionsmitglieder zur Mitgliedschaft zwingen wollen. Im Ergebnis des Konflikts kehrten kommunalpolitsche Haudegen wie Karin Höpfner, Lutz Bothe und Stefanie Gadomski der SPD den Rücken und gründeten das Bürgerbündnis Beelitz.

Weil damit eine parteilose Wählergruppierung in der Kernstadt bestand, bekam auch Optiker und Kunstvereinschef Knuth Lust auf Kommunalpolitik, ließ sich mit dem Trio ins Stadtparlament wählen und wurde Ortsbürgermeister von Beelitz, ein frisches Gesicht. Lutz Bothe: „Das war sein Sprungbrett.“ Als dann noch CDU, Linke, Grüne und FDP Knuths Bürgermeisterkandidatur unterstützten, war es um den Amtsinhaber geschehen.

„Die von dieser ,Nationalen Front’ erzeugte Wechselstimmung war so gewaltig, dass auch ein erfahrener, kompetenter und volksnaher Bürgermeister mit guten Worten nicht dagegen ankam“, resümiert SPD-Unterbezirkschefin Susanne Melior. Dass man in 20 Jahren die eine der andere Erwartung nicht erfüllt sei normal. „Dass es aber so enden musste, tut mir leid.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })