Potsdam-Mittelmark: Schlagabtausch zur Namensfrage
Fühmann oder Meusebach für Geltower Schule
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Schwielowsee · Geltow - Schlagabtausch im Geltower Ortsbeirat: Soll die Schule künftig nach Freiherr von Meusebach (1781-1847) oder Franz Fühmann (1922-1984) benannt werden? Schulleiterin Monika Nebel hatte im Dezember eine Diskussion dazu angestoßen. Inzwischen ist man sich einig: Die Grundschule braucht tatsächlich einen Namen. Bis Jahresende soll darüber entschieden sein.
Nebel überraschte Montagabend den Ortsbeirat, indem sie sich schon mal als Fühmann-Fan outete. Sie sprach von einer „Fülle von Möglichkeiten“, mit den Schülern über die DDR-Vergangenheit ins Gespräch zu kommen, und stellte Fühmanns Leistungen als Kinderbuchautor und Systemkritiker heraus. Fühmanns Wandel vom dichtenden Ideologen und glühenden Stalin-Verehrer hatte sich in mehreren Schritten bis zur Ausbürgerung Biermanns vollzogen. Nebel befand: Während es für Fühmann zahlreiches Material und viele Ansprechpartner gebe, müsste über Meusebach erst recherchiert werden. Kopfschütteln erntete sie, als sie erklärte: „Ich finde mich aber auch zurecht, wenn die Schule ,Mäusekötel“ heißt.“
Nebel hatte einst selbst in Jeserig eine Fühmann-Oberschule geleitet, die vor anderthalb Jahren geschlossen wurde. Eine zweite Fühmann-Schule in Märkisch Buchholz, dem Heimatort des Dichters, ereilte 1998 dasselbe Schicksal. Im Ortsbeirat sah man weitere Gründe, die für Karl Hartwig Gregor Freiherr von Meusebach sprechen. Ortsbürgermeister Heinz Ofcsarik – seines Zeichens Chef des Heimatvereins – machte sich am Montagabend zum Fürsprecher des Mannes, der für Geltow von viel größerer Bedeutung sei als der ortsfremde Fühmann.
Meusebach war ranghoher Richter in preußischen Diensten, Büchernarr und -sammler und bekannt mit den Grimms und Bettina von Arnim. Die Meusebach-Villa diente bis in die 60er Jahre als Schule, bevor sie zur Kita wurde. Der Name ist in Geltow geläufig, das Grabkreuz findet sich an der Kirche. Nach der Sitzung wurde dann auch noch der Geltower Antifaschist Heinrich Luther ins Spiel gebracht, nach dem die Schule bis zur Wende benannt war. Selbst der hätte mehr als Fühmann mit dem Ort tun.
Offenbar herrscht Misstrauen, wie die Schulleiterin den Diskussionsprozess begleitet: Nebel stellte zur Wahl, unter den Schülern oder in der Schulkonferenz zu entscheiden. Im Ortsbeirat tendierte man zu einer Bürgerbefragung unter den Geltowern, die Namensfrage sei eine öffentliche Angelegenheit. Immerhin: Die Schulkinder sollen – soweit sie sich mit den beiden Persönlichkeiten beschäftigt haben – mit abstimmen können. Henry Klix
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