Potsdam-Mittelmark: Schläge und Tritte auf dem Schützenfest?
Vorbestrafte Angeklagte leugnen die Tat / Verfahren eingestellt
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Vorbestrafte Angeklagte leugnen die Tat / Verfahren eingestellt Von Gabriele Hohenstein Beelitz/Potsdam. David K.* (29) wird in Handfesseln in den Gerichtssaal geführt. Er sitzt derzeit eine längere Gefängnisstrafe wegen mehrerer Verkehrsdelikte ab. Sein Kumpel Ralf B.* (28) ist auch kein unbeschriebenes Blatt. Allerdings ist er seit geraumer Zeit bei der Bundeswehr und scheint inzwischen die Kurve gekriegt zu haben. Ein Vorgesetzter des Soldaten nimmt im Zuschauersaal Platz, um ihm moralisch den Rücken zu stärken. Der Staatsanwalt legt dem Duo zur Last, am 28. September des Jahres 2001 auf dem Beelitzer Schützenfest einen Besucher mehrfach brutal mit der Faust ins Gesicht geschlagen und mit Stahlkappenschuhen in den Bauch getreten zu haben. Thomas K.* – das Opfer des Angriffs – soll danach am gesamten Körper grün und blau geschillert haben. Außerdem habe ein Schneidezahn gewackelt. David K. bestreitet den Übergriff entschieden vor dem Schöffengericht. „Stimmt, wir waren auf diesem komischen Fest“, erinnert sich der gelernte Maurer. Irgendwann habe Ralf ihm gesagt, es gäbe Stress mit ein paar Typen. Um seinem Freund zu helfen, sei er auf die Gruppe zugegangen. „Ich habe den Thomas K. dann auch an der Binde gehabt,“, gesteht der Vorbestrafte. „Aber ich habe ihn nicht geschlagen oder getreten.“ An jenem Nachmittag sei er mit seiner Lebensgefährtin und der damals acht Monate alten Tochter auf dem Schützenfest in Beelitz gewesen, erzählt Ralf B. „Wir standen vor dem Autoscooter. Ich hatte das Kind in einer Tragetasche vor dem Bauch.“ Unversehens sei er „von Leuten mit Springerstiefeln blöde angemacht und geschubst“ worden, so der wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung Angeklagte. Er habe sich provoziert gefühlt und die offensichtlich der rechten Szene Zugehörigen gebeten, etwas Rücksicht zu nehmen. „Daraufhin sagte einer, wenn ich nicht gleich die Backen halte, kriege ich ein paar in die Fresse“, schildert der Soldat. Um etwaigem Stress aus dem Weg zu gehen, habe er mit seiner Familie den Heimweg angetreten. Später sei er erneut auf dem Festplatz erschienen, um die Sache zu klären. „Thomas K., der mir schon Stunden vorher Schläge angeboten hatte, packte mich plötzlich von hinten an der Schulter“, schildert Ralf B. “Ich habe mich reflexartig umgedreht. Dabei fielen wir beide auf den Boden.“ „Wir haben sieben Zeugen geladen.Wenn wir Pech haben, bekommen wir sieben verschiedene Aussagen präsentiert“, befürchtet der Staatsanwalt und schlägt vor, das Verfahren gegen Ralf B. gegen Zahlung einer Geldauflage von 1000 Euro einzustellen. David K. muss sowieso noch drei Jahre absitzen. Da die Strafe, die er jetzt bei einer Verurteilung erhielte, die Haftzeit nur unwesentlich verlängern würde, solle auch sein Verfahren eingestellt werden. Das Schöffengericht entscheidet ebenso. (Namen von der Redaktion geändert.)
Gabriele Hohenstein
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